Porträt von Georgien / Kvara und der Rest
Alexander Iashvili, Levan Kobiashvili und Lewan Tskitishvili. Der georgische Fußball wurde hierzulande bekannt, als der deutsche Bundesligist SC Freiburg Ende der 90er-Jahre gleich drei Spieler aus dem Land am Kaukasus verpflichtete. Mittlerweile hat eine neue Generation das Ruder übernommen. Sie will die erfolgreichste der noch relativen jungen Geschichte des Landes werden.
Obwohl Freiburgs „Willis“ Georgien in Europa bekannt machten, waren noch zwei andere Spieler Aushängeschilder der ersten erfolgreichen Generation nach dem Ende der Sowjetunion: Kacha Kaladze machte sich einen Namen als Verteidiger des AC Mailand und Shota Arveladze war einer der gefährlichsten Torjäger in Europa. Dieser Generation gelang es, die bisher beste EM-Qualifikation der Verbandsgeschichte zu spielen. 2006/2007 holte Georgien zehn Punkte mit Trainer Klaus Toppmöller. Ein Wert, der von der neuen talentierten Mannschaft noch nicht übertroffen wurde.
Seit ein paar Jahren schickt sich nun ein Mann an, den Status des georgischen Fußballs zu verändern. Khvicha Kvaratskhelia ist der wohl beste Kicker, den die Nation aus dem Kaukasus jemals hervorgebracht hat. Der Flügelstürmer vom SSC Neapel hat einen Marktwert von 80 Millionen Euro. Gerüchten zufolge will sein Klub ihn aber nur für die doppelte Summe ziehen lassen. In Italien und der Welt wird er ehrfürchtig „Kvaradona“ genannt – an Anlehnung an Napoli-Legende Diego Maradona.
Aber auch seine Mitspieler werden immer talentierter (lesen Sie unten). 2020 scheiterte Georgien zum ersten Mal in einem Play-off. Nordmazedonien fuhr nach dem K.o.-Spiel zur Europameisterschaft. Beim Gegner der Luxemburger wurde danach eine neue Ära eingeleitet. Mit Willy Sagnol übernahm zum zweiten Mal ein Franzose die georgische Nationalmannschaft. Alain Giresse hatte die Auswahl von 2004 bis 2005 betreut. Andere bekannte Trainer von Sakartwelo (so der Name des Landes auf Georgisch) waren der Argentinier Hector Cuper, der Slowake Vladimir Weiss und eben Klaus Toppmöller.
Georgien ist seit jeher fußballverrückt, und das, obwohl die Sportarten Ringen oder auch Basketball sehr populär sind und in den vergangenen Jahrzehnten einige Spitzensportler hervorgebracht haben. Die nächsten Talente lauern bereits in den Akademien der Hauptstadt Tiflis und es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis ein ähnlich talentierter Spieler wie Kvaratskhelia zum Vorschein kommen wird.
Um die Begeisterung um die Nationalmannschaft beizubehalten, muss jedoch ein Erfolgserlebnis her. Alles andere als ein Sieg am Donnerstag gegen Luxemburg wäre für die georgischen Fans eine Riesenenttäuschung.
Fakten
Land: Georgien
Hauptstadt: Tiflis
Einwohner: 3,8 Millionen
Unabhängigkeit: 9. April 1991
Amtssprache: Georgisch
Währung: Lari (1 Euro sind 2,89 Lari)
Auf diese Stars muss Luxemburg aufpassen
Georges Mikautadze: Der Stürmer des FC Metz ist seit seiner Rückkehr nach Lothringen wieder in Form. Nachdem der 23-Jährige bei Ajax Amsterdam nicht wie gewohnt zum Zuge gekommen war, wurde er an seinen ehemaligen Verein ausgeliehen. Für die „Grenats“ erzielte er seit Januar drei Tore und lieferte zwei Vorlagen. Dass er einen eingebauten Torjägerinstinkt hat, bewies der Georgier, der in Frankreich das Fußball-ABC beigebracht bekam, in den vergangenen Jahren mit 65 Treffern in 111 Spielen für den FC Metz und RFC Seraing. Mikautadze läuft nicht besonders schnell, bewegt sich dafür aber ungemein gut. Die FLF-Verteidiger müssen sich auf die Gewitztheit des Metzers vorbereiten.
Otar Kiteishvili: Als Unterstützung von Mikautadze wird wohl der offensive Mittelfeldspieler von Europapokalteilnehmer Sturm Graz auflaufen. Im Januar wollte der FC Metz den Georgier verpflichten. Daraus wurde zunächst nichts. Im Sommer könnte es aber zu diesem Transfer kommen. Kiteishvili ist der Spieler der Georgier neben dem gesperrten Topstar Khvicha Kvaratskhelia, der am stärksten in Eins-gegen-eins-Situationen agiert.
Budu Zivzivadze: In Georgien wird sich momentan die Frage gestellt, ob die Mannschaft am Donnerstag mit Mikautadze oder dem Karlsruher auflaufen soll, oder ob beide gemeinsam im Sturm zum Einsatz kommen sollten. Zivzivadze hat in dieser Saison bereits zehn Tore in der zweiten Bundesliga erzielt. Der 30-Jährige ist ein wuchtiger Mittelstürmer, der die FLF-Auswahl mit seinen physischen Voraussetzungen vor Probleme stellen könnte.
Giorgi Mamardashvili: Der Torwart ist kein Gefahrenherd, aber ein Mann, den es erst mal zu überwinden gilt. Der 23-Jährige ist seit über zwei Jahren Stammtorhüter beim FC Valencia und hat laut transfermarkt.de einen Marktwert von 30 Millionen Euro. Bei Bayern München wurde er bereits als möglicher Erbe von Manuel Neuer gehandelt. Der 1,97 Meter große Mamardashvili ist ein Rückhalt, auf den sich Georgien verlassen kann.
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