Das Dorflokal feiert Comeback / „Op e gudde Maufel am Bistro“
Früher war das Dorfbistro das Informations- und Kulturzentrum im Ort. Bodenständige Küche gehörte dazu. Mitten in „Lënster“ baut jetzt ein neues Restaurant auf das Erfolgsrezept von früher auf, mit traditioneller, hausgemachter Küche. Ein passionierter Küchenchef und ein studierter Jurist mit langjähriger Sterne-Hotellerie-Erfahrung zeichnen für den Neuanfang verantwortlich, erzählt Daisy Schengen.
Dienstagmittag im „Bistro Lënster“. Fast alle Tische sind besetzt. Geschäftsführer Nicolas Richard begrüßt die Gäste herzlich, als gehörten sie zur Familie. Schnell ist man per du. „Das gehört dazu“, erklärt der Gastgeber, bevor er zum nächsten Tisch eilt, um nach dem Rechten zu schauen.
Das „Bistro Lënster“ mitten in Junglinster befindet sich im Erdgeschosses eines neu errichteten Mehrparteienhauses für ältere Menschen, das durch die „Société nationale des habitations à bon marché“ (SNHBM) erbaut wurde. Seit September hat es dort seine Türen geöffnet. „Die Gesellschaft hat jemanden gesucht, der sowohl ein gastronomisches Angebot für die Bewohner des Hauses als auch für die Menschen in Junglinster bereithält“, erklärt Nicolas.
Beim Plausch am Nachbartisch sind die beiden älteren Damen aus „Lënster“, wie der Ortsname üblicherweise abgekürzt wird, nicht ganz über die Verpachtung des Restaurants erfreut. Das Lokal sollte wie eine Kantine für die Senioren im Mehrfamilienhaus dienen und nicht nur als „rein kommerzielles“ Restaurant agieren, heißt es. „Aber das Essen, das schmeckt! Wir sind öfter hier. Es ist so eine nette Atmosphäre, außerdem wohnen wir gleich gegenüber“, sagt eine der beiden. „Wir haben unsere Kapazitäten noch nicht ausgeschöpft, denn das Gebäude ist noch nicht vollständig bezogen“, sagt Nicolas zur Kritik der Damen.
Bodenständig mit ausgesuchten Zutaten
„Wir wollten unseren Kunden eine familiäre Atmosphäre bieten.“ Der ungezwungene Umgang „ohne Chi-Chi, aber dennoch mit hochwertigem Service“ gehört hier dazu. Bodenständig, mit ausgesuchten Zutaten sind auch die „Hamen-“ und „Kéisschmier“-Klassiker für den kleinen Hunger, verschiedene Variationen „Flammkuchen“, Caesar-Salat, eine Tagessuppe, Bulgur-Salat mit Gemüse oder eine „Feierstengszalot“. Unter den Hauptgerichten gibt es neben allerlei Burgern (Asia oder Angus) auch Risotto, Kalbs-Cordon-bleu, „Ham, Fritten an Zalot“, „Kniddele mat Speckzooss“ oder eine „Paschtéit“ mit Pommes und Salat. Letztere ist das meistverkaufte Gericht seit der Eröffnung, bestätigt Nicolas. Und auch an diesem Tag überholen die „Paschtéit“-Bestellungen zahlenmäßig das Tagesgericht. Der hohe Qualitätsanspruch der Küche gilt auch für die Getränke. Ob Cocktails oder Weine, „wir arbeiten mit 15 Mosel-Winzern zusammen“.
Es ist wohl diese Mischung aus bodenständig und trendy, die Familien, Büromenschen oder Geschäftsleute sogar aus der Hauptstadt zum Mittag- oder Abendessen ins „Dorfbistro“ lockt. Gemütlich, behaglich sollen sich die Gäste im Bistro fühlen und einen „hochwertigen Service“ genießen.
Das „Bistro Lënster“ ist Teil des Unternehmens „Concept+Partners“, das mehrere Lokale in Luxemburg betreibt. Zur Mischung aus Bodenständigkeit und kosmopolitischem Touch tragen Geschäftsführer Nicolas Richard und Chefkoch Marc Gaye entscheidend bei. Nicolas hat französisch-luxemburgische Wurzeln. Nach seinem Abschluss als Jurist fand er seine Berufung in der Gastronomie. Der sympathische Restaurantleiter erlernte sein Handwerk am Comer See in Italien, bevor er nach Luxemburg zurückkam und sich während zwölf Jahren in einem Vier-Sterne-Hotel in Petingen vom Kellner zum Verantwortlichen für die gesamte Gastronomie-Sparte (Bar, Restaurant, Bistro) hocharbeitete. Auf Menschen zugehen können, sagt Nicolas, sei in seinem Beruf das A und O. Ebenso sich anzupassen, zu dem auch das Sich-selbst-zu-Überwinden gehört: „Luxemburgisch sprechen ist da so eine Sache“, gibt der studierte Jurist mit einem Lächeln zu. Obwohl sein Vater Luxemburger ist und Nicolas hier aufgewachsen ist, spricht man im Hause Richard Französisch. Umso mehr Mühe gibt er sich jetzt, im „Dorfbistro“ die einheimischen Gäste auf Luxemburgisch zu umsorgen, was ihm auch wunderbar gelingt.
Sie rundum kulinarisch zu umsorgen, ist die Aufgabe von Küchenchef Marc Gaye. Der aus Südfrankreich stammende Koch unterstützte während drei Jahren als rechte Hand den bekannten Küchenchef Marc De Passorio in dessen Sternerestaurant „L’Esprit de la Violette“ in Aix-en-Provence (1 Michelin-Stern). Im „Bistro Lënster“ kredenzt Gaye „gutt Maufelen“ aus Luxemburg, indem er die Natur und den Geschmack der verwendeten Lebensmittel in den Vordergrund stellt. Gayes zweite Leidenschaft ist die Patisserie. Alle Desserts im Restaurant sowie dass alle Gäste beseelt durchs gute Essen nach Hause gehen, sind nicht nur für Koch Gaye Chefsache.
Appetit bekommen?
Wo: 6, Iernzwee, 6129 Junglinster; www.bistrolenster.lu
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