Neues Kochbuch aus Luxemburg / „Querbeet-Rezepte für jeden Tag“
Aus der Not eine Tugend machen. Für die Luxemburger Fernsehköchin und Food-Journalistin Anne Faber gilt der Spruch ganz besonders und ist so etwas wie ihr Markenzeichen geworden. Statt im Lockdown im März die Hände in den Schoss zu legen, startete sie eine Kochserie mit selbstgedrehten Videos fürs Fernsehen. Die Idee kam so gut an, dass daraus ein Buch wurde. „Zuhause bei Anne“, erzählte sie Daisy Schengen, sei eine Rezeptsammlung für die Alltagsküche.
Tageblatt: Frau Faber, Ihr neues Buch heißt „Zuhause bei Anne“. Ist dieser Titel wörtlich gemeint, zumal die Zeit, während der das Buch entstand, eine ganz besondere war?
Anne Faber: Ja, denn alles passierte bei mir zu Hause. Und eigentlich war das Buch gar nicht geplant, es entstand aus dem Lockdown heraus. Es ist aber kein Lockdown-Buch. Denn ich will nicht, dass das Kochbuch an diese schwierige Zeit im Jahr erinnert, sondern an die Freude, die man beim Nachkochen der Rezepte hatte.
Also widmeten Sie sich der Freude und begannen zu kochen …
Am Tag als der Lockdown kam, habe ich RTL angeschrieben, dass ich ein paar Rezepte in den sozialen Medien teilen würde. Ich könnte doch sofort die Videos in meiner Küche drehen, schlugen sie vor. Mit einem Kamerateam aber zu Hause zu arbeiten, kam nicht infrage. Also legte ich alleine los: Ich habe mir Leuchten vom Fernsehteam bringen lassen, ein neues Smartphone zugelegt, ein Gimbal (Bildstabilisator für Kamera in Form eines Stativs, Anm. d. Red.) gekauft, meine Küche dekoriert und begann zu kochen.
Nur beim Schnitt bekam ich Hilfe. In der restlichen Zeit bis zum Ende des Lockdowns drehte ich dreimal wöchentlich Rezeptvideos. Im Sommer, als Urlaubsreisen nicht möglich waren, entstand eine „Staycation“-Serie mit Rezepten für die „Vakanz doheem“ wieder zu Hause in meiner Küche. Für diese Ausgabe habe ich Rezepte verfilmt, die mich an meine Reisen erinnerten oder von Reisen inspiriert waren. Insgesamt entstanden aus beiden Rezeptreihen 48 Videos.
Dabei blieb es aber nicht …
Für mich war ganz schnell klar, dass ich daraus ein Buch machen muss. Denn die Resonanz war groß: Noch nie hatten so viele Menschen meine Rezepte nachgekocht oder in den Social Media gepostet. Die Videos, die ich gedreht habe, sind über einen QR-Code neben jedem Rezept abrufbar.
Der Titel Ihres neuen Kochbuchs beschreibt seine Entstehungsgeschichte besonders treffend. Wie kam es dazu?
Trotz allem wusste ich aber nicht, wie ich das Buch nennen sollte. Für mich war das Zuhause das große Thema bei beiden Fernsehprojekten, sodass ich überlegte, das Buch „Doheem beim Anne“ zu nennen. Und weil es auf Deutsch geschrieben ist, wurde „Zuhause bei Anne“ daraus.
In Ihrem neuen Buch finden sich „Mamis Macarons“ und auch besondere Zeichnungen … Schon für Ihre anderen Bücher kochte ihre Mutter die Gerichte Probe, ihre Schwester las Korrektur. Ist Ihr neuestes Kochbuch auch ein Familienprojekt?
Absolut (lacht). Es ist komplett „home made“ und es steckt sehr viel Liebe drin. Meine Schwester Christine Faber, die schon immer eine künstlerische Ader hatte, aber eigentlich Englisch-Lehrerin ist, hatte während des Lockdowns wieder angefangen, mit Aquarell zu malen.
Ihre Arbeiten gefielen mir so sehr, dass ich sie fragte, ob sie meine Küche fürs Buch malen würde. Die vielen Details in meiner Küche seien schwer mit Aquarellfarben wiederzugeben, sagte sie anfangs. Trotzdem nahm sie die Herausforderung an. So ist das Bild von meiner Küche, gleich zu Beginn des Buchs, ihr Werk. Meine Schwester hat darin jedes Detail eingefangen.
„Zuhause bei Anne“ trägt Ihre ganz persönliche Handschrift und doch ist es auf seine eigene Weise anders als Ihre Kochbücher zuvor. Warum?
In meinen anderen Kochbüchern gibt es viele Bilder von meinen Reisen und von mir. Dieses Jahr war Reisen unmöglich. Deshalb dachte ich, ein Buch für jede Gelegenheit zu machen. Wo Rezepte von Burger oder Lasagne, wie man sie im Lieblingsrestaurant isst, über Suppen und frische Salate bis hin zu „Kniddelen“ darin zu finden sind. Querbeet-Rezepte eben, die man im Alltag leicht nachkochen kann.
„Quetschekraut“ Victoria Sponge
Ein Victoria Sponge Cake ist ein sehr traditioneller britischer Kuchen. Zwei Biskuitböden werden mit einer Schicht Marmelade und Schlagsahne gefüllt und mit etwas Puderzucker bestäubt. Der Name geht auf Queen Victoria zurück, die immer ein Stück Kuchen zu ihrem Afternoon Tea haben wollte. In Großbritannien wird dieser Kuchen normalerweise mit Erdbeer- oder Himbeermarmelade gefüllt. Für meine luxemburgische Variante benutze ich „Quetschekraut“ (Zwetschgenmarmelade). Ihr findet „Quetschekraut“ in luxemburgischen Supermärkten, aber wenn ihr könnt, dann kauft es auf einem „Quetsche-Fest“ im Spätsommer – hier wird das „Quetschekraut“ oft noch in einem Kessel über einem Holzfeuer gekocht, was dieser Marmelade ihren einzigartigen Geschmack verleiht.
Macht einen 20 cm Kuchen
– Zubereitung: 30 Min. + Kühlung
– Backzeit: 20 Min.
Für die Biscuitböden:
200 g Zucker
200 g Butter
4 Eier
1 TL Vanilleextrakt
200 g Mehl
2 TL Backpulver
eine Prise Salz
Für die Füllung:
200 g Mascarpone
100 ml Sahne
40 g Zucker
150 g „Quetschekraut“ (Zwetschgenmarmelade)
Puderzucker, zum Servieren
Den Backofen auf 170 °C Umluft vorheizen. Zwei 20 cm Kuchenformen mit Backpapier auslegen und die Seiten einfetten. In einer Schüssel Zucker und Butter cremig schlagen. Nach und nach die Eier hinzugeben und gut aufschlagen. Vanilleextrakt hinzugeben und erneut aufschlagen. Mehl, Backpulver und eine Prise Salz in einer separaten Schüssel mischen. Zur Eimischung hinzugeben und kurz zu einem glatten Teig vermischen. Den Teig auf die beiden Kuchenformen verteilen und im vorgeheizten Backofen 20 Minuten backen.
Die Kuchen aus der Form nehmen und auf einem Kuchengitter auskühlen lassen. In der Zwischenzeit die Füllung vorbereiten. Die Mascarpone in einer Schüssel weich schlagen. In einer anderen Schüssel die Sahne und den Zucker zu einer Schlagsahne schlagen. Schlagsahne mit dem Mascarpone mischen und in einen Spritzbeutel mit einer runden Düse geben. Einen Biskuitboden auf einen Tortenständer legen. „Quetschekraut“ auf dem Kuchenboden verteilen und mehrere Häufchen Creme den Rand entlang spritzen. Die restliche Creme im Inneren verteilen (die braucht nicht schön gespritzt zu werden, da man es nicht sieht). Mit dem zweiten Biskuitboden bedecken und vor dem Servieren großzügig mit Puderzucker bestäuben.
(Das Rezept stammt aus dem neuen Kochbuch von Anne Faber: „Zuhause bei Anne“)
Wie oft war bei der Rezeptkreation Ihr Improvisationstalent gefragt?
Der Anfang war eine einzige Improvisation. Die erste Woche im Lockdown war ich gar nicht einkaufen. Mein erstes Rezept waren „Kachkéiskniddelen“. Ich habe immer „Kachkéis“ im Kühlschrank (lacht).
Normalerweise bereite ich den „Kniddelen“-Teig mit Quark zu. Ich hatte aber damals keinen Quark und keinen Mascarpone zur Hand. Nur noch etwas Sahne, die kurz vor dem Ablaufdatum war. Die „Kniddelen“ schmeckten gar nicht so schlecht. Ich muss aber zugeben, mit Quark gelingen sie deutlich besser (lacht).
Improvisation war auch wegen der Menge an Rezepten gefragt. Ich musste pro Woche drei Rezeptvideos liefern. Dabei wollte ich nur Neues zeigen. Ich hatte immer eine Richtung im Sinn, wie das Gericht schmecken soll. Beim Kreieren der Rezepte versuchte ich, mir vorzustellen, was die Menschen zu Hause haben, um so auch Grundzutaten zu verwenden und Alternativen anzubieten.
Alternativen und Unsicherheit, beides beschreibt die Zeit im Lockdown ziemlich treffend. In solchen Momenten sehnen wir uns nach Halt und Geborgenheit. Beides können auch Gerichte vermitteln, die der Seele schmeicheln. Welches war Ihr „Soul Food“ in dieser Zeit?
Ganz klar: „Nuddele mat Wäinzoossiss“. Das Gericht, das auf dem Buchcover abgebildet ist. Nudeln, „Wäinzoossiss“-Bällchen, Senf und Sahne sind unprätentiös und schmecken Groß und Klein. Dieses Gericht ist für mich echtes „Comfort Food“, das einem guttut. Es steht aber auch für die Freude am Kochen, die viele Menschen während des Lockdowns wiederentdeckt haben.
Einerseits „Kachkéis“, andererseits Lamm-Köfte oder Kabeljau im Teriyaki-Stil. Wie gut passen Begriffe wie „heimatverbunden“ und „weltoffen“ in Ihrer kulinarischen Philosophie zusammen?
Sehr gut. Ich mag mein Land, muss aber auch reisen, um neue Kulturen geschmacklich entdecken zu können. Das gilt auch für die Menschen hier: Die Luxemburger reisen gerne, sind weltoffen und gleichzeitig heimatverbunden.
Seit meiner Zeit in London esse ich jeden Tag ein Gericht aus einer anderen Küche der Welt. Und das spiegelt sich im Buch wider. Den Fisch im Teriyaki-Style habe ich auf einer Asien-Reise probiert. Weil ich das Gericht vermisst hatte, habe ich es im Lockdown nachgekocht und gezeigt, wie leicht es gelingt.
Bei der Weltküche spielen Gewürze die Hauptrolle. Wie haben Sie sie während des Lockdowns besorgt?
Die meisten Gewürze findet man im gut sortierten Supermarkt. Aber die Leute sollten sich nicht einschüchtern lassen, wenn sie mal eine Zutat aus dem Rezept nicht haben. In Europa bekommt man manchmal nicht das gleiche Produkt wie in Asien. Sodass man nichts falsch macht, wenn man bei den Zutaten vom Rezept abweicht. In der Improvisation liegt das Geheimnis des Kochens.
Hier geht es zum Buch
„Zuhause bei Anne – 65 Rezepte für jeden Tag“
Simple Média sàrl, 152 Seiten, 29,95 Euro
Erhältlich in allen Büchergeschäften in Luxemburg
Wer ein signiertes Exemplar haben möchte, schreibt am besten an Anne Faber: anne@anneskitchen.lu
oder macht bei unserem Gewinnspiel an diesem Samstag auf der Kurzweil-Seite mit.
Mehr Rezepte unter: www.anneskitchen.lu
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