AXA League / „23 Tore sind sehr viel“: Käerjengs Mission Impossible
Der letzte Spieltag in der AXA League ist auch ein Finale um den Meistertitel – allerdings eines, das im Vorfeld schon so gut wie entschieden ist. Vladimir Temelkov und seine Käerjenger Teamkollegen müssten mit 23 Toren Unterschied im Duell mit Esch gewinnen, um den amtierenden Meister noch zu entthronen.
Die Situation ist eigentlich aussichtslos. Der Meistertitel ist für Käerjengs Handballer so gut wie weg. Sie liegen vor dem letzten Spieltag mit zwei Punkten Rückstand auf dem zweiten Tabellenplatz und der Titel in der AXA League ist zur „Mission impossible“ geworden. Um doch noch Meister zu werden, müsste die Mannschaft von Trainer Zoran Radojevic nämlich am letzten Spieltag das direkte Duell mit den führenden Eschern mit 23 Toren Unterschied gewinnen. Kaum vorstellbar – trotzdem sagt Vladimir Temelkov: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“ Der Glaube an das Wunder fällt allerdings schwer.
„Mit mehr als 20 Toren Unterschied gegen eine der besten Mannschaften aus Luxemburg zu gewinnen, ist fast unmöglich“, so der 43-Jährige über eine Situation, die auch er selbst in seiner langen Karriere so noch nicht erlebt hat. „Wir bereiten uns ganz normal, wie auf jedes Spiel, vor. Wir wollen die Saison unbedingt mit einem Sieg abschließen. Wir werden dafür kämpfen. Aber wenn ich ehrlich bin … 23 Tore sind sehr viel.“ Allerdings wolle man nichts unversucht lassen. „Die Mannschaft versucht, alles zu mobilisieren, was geht.“
Im Training habe man allerdings auch gemerkt, dass die Moral nach der Niederlage in Düdelingen am Boden ist. Aufbauarbeit ist auch in diesem Bereich im Vorfeld des letzten Spiels nötig. „Wenn man uns am Anfang der Saison gesagt hätte, dass wir Zweiter werden, wären wir sicherlich glücklich gewesen. Jetzt, wo wir so nah am Titel dran waren, tut es dennoch weh“, so der ehemalige Nationalspieler Mazedoniens.
Mental nicht bereit gewesen
Den Meistertitel hat Käerjeng aber nicht erst am vergangenen Samstag in Düdelingen verspielt. „Wir haben im Laufe der Saison zu viele ‚big points’ verloren“, sagt Temelkov. „Wir haben nie eine konstante Linie gefunden. Nicht nur jetzt zum Schluss, wo wir gegen Berchem und Düdelingen hätten gewinnen müssen.“ Licht und Schatten wechselten sich beim HBK immer wieder ab. „Wir haben gegen die starken Mannschaften zwei gute Spiele gezeigt, dann wieder eins verloren. Wir hatten keine Phase, in der wir richtig dominant waren. Das hat sich durch die ganze Saison geschleppt“, so Temelkov. „Wir haben talentierte Spieler, die gut spielen – aber eben nicht konstant. Auch mental waren wir nicht stark genug.“
Wenn man uns am Anfang der Saison gesagt hätte, dass wir Zweiter werden, wären wir sicherlich glücklich gewesen. Jetzt, wo wir so nah am Titel dran waren, tut es dennoch weh.über die Saison 2022/23
Dies sei auch auf die letzte Saison zurückzuführen, in der die Käerjenger nur Fünfter wurden. Die vielen Niederlagen gegen Spitzenmannschaften aus der AXA League hatten am Selbstvertrauen gekratzt. „Vielleicht ist das der Grund dafür, dass wir diese Saison nicht so beendet haben, wie sich die Chance ergab“, so Temelkov. „Den Meistertitel zu gewinnen, stand nach der schwierigen letzten Saison nicht im Vordergrund. Vielleicht ist das der Knackpunkt gewesen. Wir waren mental nicht bereit, um Meister zu werden.“
Die Fortschritte der Mannschaft waren nach der enttäuschenden Vorsaison dennoch unverkennbar. Auch – oder gerade deswegen – wäre die Saison des HB Käerjeng auch mit dem Vizemeister-Titel schon gelungen. Temelkov ist mit den Gedanken seinerseits schon bei der Spielzeit 2023/24. „Es war ein gutes Jahr und eine gute Vorbereitung auf die kommende Saison, um dann etwas mehr zu holen. Wir müssen nur eine Form finden, in der wir unsere Leistung konstant bringen können, um dann nächstes Jahr mutiger und motivierter den Titel zu attackieren.“
Um dieses Vorhaben mit Selbstvertrauen anzugehen, wollen sich Käerjengs Handballer am Samstag mit einem Sieg in den Sommer verabschieden. „Wenn wir die Saison punktgleich mit dem Ersten abschließen, wird das auch ein Vorteil für die nächste Saison sein. Wir würden mit mehr Selbstvertrauen in die Sommerpause gehen, als wenn wir vier Punkte hinter Esch abschließen. Wir werden alles auf den Sieg im letzten Spiel setzen.“ Der Meistertitel wird aber wohl noch ein Jahr warten müssen.
Duell um Platz drei
Die Spannung an der Spitze der AXA League ist raus. Esch hat eine Hand am Pokal, Käerjeng nur noch theoretische Titelchancen. Spannender könnte es am Samstag noch einmal im Kampf um den letzten Platz auf dem Treppchen werden. Mit Berchem gegen Red Boys kommt es nämlich am letzten Spieltag zum Duell des Dritten gegen den Vierten. Gewinnt Differdingen die Begegnung, ist die Mannschaft von Trainer Nikola Malesevic in der Tabelle punktgleich mit Berchem und würde sich den dritten Platz dank des besseren direkten Vergleichs sichern.
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