Basketball / 39 und noch nicht müde: Billy McDaniel will mit Mamer ein letztes Mal in die Play-offs
Mit fast 40 Jahren braucht sich Billy McDaniel in der LBBL noch lange nicht zu verstecken und ist bei Aufsteiger Mambra Mamer immer noch einer der wichtigsten Leistungsträger. In seiner letzten Saison würde der US-Amerikaner am liebsten noch einmal ins Play-off einziehen.
Er ist der Profi-Spieler, der in den 2010er-Jahren den luxemburgischen Basketball wie kaum ein anderer geprägt hat. Von 2015 bis 2018 konnte Billy McDaniel mit der Amicale Steinsel nicht weniger als drei Meistertitel und drei Pokalerfolge feiern. Mit seinem sechsten Titel und als Schlüsselspieler der Finalserie 2018, in der er im Durchschnitt 29 Punkte pro Partie erzielte, verabschiedete sich der US-Amerikaner vor sechs Jahren dann auf dem absoluten Hoch seiner Karriere aus der ersten luxemburgischen Liga. Seither läuft der inzwischen 39-Jährige, der im Mai seinen 40. Geburtstag feiern wird, für Mambra Mamer auf.
Dass ich jetzt wieder hier bin und sogar noch um die Play-offs kämpfe, damit hatte ich, um ehrlich zu sein, überhaupt nicht gerechnet
Beim damaligen Zweitligisten wollte er gemütlich seine Karriere ausklingen lassen, erlebte jedoch einige abenteuerreiche Jahre, die im letzten Jahr mit dem Aufstieg in die LBBL ihren vorläufigen Höhepunkt fanden. Dass er doch noch einmal im luxemburgischen Basketball-Oberhaus auflaufen würde, das hatte McDaniel bei seinem Abschied aus Steinsel vor sechs Jahren überhaupt nicht erwartet, wie er lachend zugibt. „Ich habe damals die Amicale verlassen, um mehr Zeit zu haben. Mit Job, Familie und Erstilga-Training wurde es einfach zu viel. Mit Mamer stiegen wir dann sogar in die dritte Liga ab. Dass ich jetzt wieder hier bin und sogar noch um die Play-offs kämpfe, damit hatte ich, um ehrlich zu sein, überhaupt nicht gerechnet.“
Der Routinier, der 2008 beim Black Star Mersch seine erste Saison in Luxemburg bestritt, lässt auch mit seinen 39 Jahren noch immer so manch jüngeren Spieler auf dem Platz so richtig alt aussehen. So kommt McDaniel aktuell auf einen Schnitt von noch immer bemerkenswerten 16,9 Punkten und 8,2 Rebounds und ist einer der unverzichtbaren Leistungsträger im Team des Aufsteigers. Viel umstellen musste sich der US-Amerikaner in den letzten Jahren auf dem Parkett nicht, wie er erzählt: „Meinen Spielstil kann ich auch noch in meinem Alter anwenden, ich war nie der athletischste Spieler, nie ein guter ‚Jumper’. Zudem ermöglicht der Klub es mir, dass ich nicht an allen Trainingseinheiten teilnehmen muss, was es dann doch einfacher gemacht hat, meine Karriere bis hierhin fortsetzen zu können.“ So nimmt Billy McDaniel noch dienstags, donnerstags und an den Samstagvormittagen am Mannschaftstraining teil. Dass er aber auch in anderer Hinsicht in seiner Profilaufbahn viel Glück hatte, betont er ebenfalls. „In all den Jahren bin ich von wirklich großen Verletzungen verschont geblieben, sonst wäre es sicherlich nicht möglich gewesen, in einem solch hohen Alter noch auf diesem Level zu spielen.“
Seit 2008 in Luxemburg
Seit nunmehr 16 Jahren läuft Billy McDaniel im luxemburgischen Basketball auf und hat schon fast alles gesehen. Mit Mersch und Bettemburg hatte er es vor seinem Wechsel 2013 nach Steinsel nie bis ins Play-off geschafft, mit der Amicale folgte dann das große Titelsammeln und mit Mamer spielte der 39-Jährige in der zweiten und dritten Liga. So schnell macht ihm da auch keiner was vor, etwas, dem er schmunzelnd zustimmt: „Ich habe von der ersten bis zur dritten Liga alles miterlebt, ich war bei sehr guten Mannschaften und bei Teams, die wirklich zu kämpfen hatten. Ich glaube, ich verstehe etwas vom luxemburgischen Basketball.“ Ein Erfahrungsschatz, der ihm zweifelsohne heute auf dem Spielfeld zugutekommt.
Dass die Saison 2023/24 seine letzte auf diesem hohen Level sein wird, das hatte Billy McDaniel bereits vor der laufenden Spielzeit angekündigt – daran hat sich auch nichts geändert. „Mit 40 ist es, glaube ich, wirklich so langsam an der Zeit.“ Dass er dem luxemburgischen Basketball dort, wo er inzwischen sein Zuhause gefunden hat, jedoch auch weiterhin erhalten bleiben wird, dessen ist sich der zweifache Familienvater jedoch sicher und so könnte sich im nächsten Jahr vielleicht ein weiterer Drittligist freuen, denn so komplett aufhören, das will er dann vielleicht doch noch nicht. „Ich lebe in Berburg, noch habe ich mich nicht ganz entschieden, doch ich bin am Überlegen, noch einmal in der dritten Liga zu spielen. Ich wäre öfter zu Hause, könnte sogar zur Halle laufen und meine beiden Töchter spielen inzwischen auch für die East Side Pirates.“ In einigen Jahren könnte man Billy McDaniel dann vielleicht auch als Trainer an der Seitenlinie sehen: „Ich möchte noch ein paar Jahre warten, denn man muss ja auch Kurse für den Trainerschein absolvieren. Ich war in den letzten Jahren wirklich viel unterwegs und möchte mehr Zeit mit der Familie verbringen, doch in einigen Jahren würde ich als Trainer gerne dem luxemburgischen Basketball etwas zurückgeben.“
Letzte Saison
Doch zuerst stehen für den US-Amerikaner und Mambra Mamer zwei entscheidende Wochen ins Haus. Denn der Aufsteiger kämpft derzeit mit der Sparta Bartringen um den letzten verbleibenden Play-off-Platz und da müssen am Sonntag gegen Ettelbrück und am nächsten Samstag gegen Steinsel Siege her. Für Billy McDaniel wäre es der krönende Abschluss seiner Erstliga-Karriere, dennoch ist er sich bewusst, dass sein Team einen Sieg mehr einfahren muss als der Konkurrent, der den direkten Vergleich in der Tasche hat. „Die Play-offs wären wirklich toll, doch am Ende des Tages zählt, dass wir die Liga halten. Mit dem Play-off wären diese Sorgen vorbei, doch der Hauptfokus ist zu diesem Zeitpunkt wirklich auf den Klassenerhalt gerichtet, ob so oder im Play-down.“
Die Play-offs wären wirklich toll, doch am Ende des Tages zählt, dass wir die Liga halten
Dabei bedauert der 39-Jährige, dass es nach einem starken Beginn in den letzten Wochen in Mamer stets auf und ab ging. „Wir hatten einen starken Start, waren sehr motiviert. Die Motivation hat sich nicht geändert. Doch seinen Platz als Aufsteiger in einer neuen Liga zu finden war nicht einfach. Es kommen Probleme hinzu, mit denen man erst einmal klarkommen muss.“ Diese waren beim Aufsteiger nicht gerade klein, denn nach Unstimmigkeiten mit Trainer Smith hat das Team mit Sam Ferreira seinen Kapitän verloren, Profi Nelson Larkins fehlte lange verletzungsbedingt und ist inzwischen auch weg. Hinzu kam dann noch der Wechsel auf dem Posten des Head-Coachs: „Es war viel, womit wir in einer Saison klarkommen mussten. Die Spieler haben ihr Bestes versucht und werden das auch in den nächsten Spielen tun.“
Eines steht jedoch jetzt schon fest, Billy McDaniel hat die Entwicklung von Mamer in den letzten sechs Jahren entscheidend mitgeprägt und war ein wichtiger Faktor, warum das Team im letzten Jahr erstmals in der Vereinsgesichte in die erste Liga aufgestiegen ist. „Wir sind weit gekommen“, und das wird dem 39-Jährigen niemand mehr nehmen.
Entscheidungen können fallen
Am vorletzten Spieltag der regulären Saison können in der LBBL einige Entscheidungen fallen. Sollte die Amicale Steinsel am Samstag gegen Düdelingen gewinnen, dann wäre dem letztjährigen Finalisten der erste Platz nicht mehr zu nehmen, denn Bobby Melcher und Co. haben den direkten Vergleich gegen Verfolger Ettelbrück in der Tasche. Damit hätte Steinsel in sämtlichen Play-off-Begegnungen in einem Entscheidungsspiel das Heimrecht.
Im Play-off-Rennen ist bekanntlich noch ein letzter Platz zu vergeben, um den sich Bartringen und Mamer streiten. Derzeit liegt der Aufsteiger einen Zähler vor der Sparta, die aber noch in der nächsten Woche ein Nachholspiel gegen Fels bestreiten muss. Sollte Bartringen jedoch am Samstag gegen Walferdingen gewinnen und Mamer in Ettelbrück verlieren, dann wäre die Sparta sicher im Play-off, da Bartringen sich den direkten Vergleich gesichert hat.
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