Basketball / Abenteuer EuroCup: Wenn ein Amateurverein eine Europa-Kampagne vorbereitet
Während der Gréngewald Hostert sich in der verganenen Woche für die Gruppenphase des EuroCup qualifizierte, beginnt das Europa-Abenteuer für den T71 Düdelingen in der kommenden Woche in Namur. Der luxemburgische Meister ist für die Hauptrunde gesetzt und die Vorbereitungen laufen seit Wochen auf Hochtouren. Für einen Amateurverein ein wahrer Haufen Arbeit.
Nicht einmal im Schlaf kann Max Flammang derzeit richtig abschalten. „Ich träume schon von den ganzen Vorbereitungen“, gibt der Team-Manager der Düdelinger Damen mit einem Lachen zu. „Ich habe permanent einen Zettel bereitliegen, auf dem ich notieren kann, was noch zu machen ist, vorhin habe ich etwa noch draufgeschrieben, dass ich noch dringend eine Mail beantworten muss.“ Als Mädchen für alles bezeichnet Flammang seine derzeitige Rolle, denn bei ihm laufen sozusagen alle Stränge für das anstehende EuroCup-Abenteuer zusammen.
„Seit diesem Jahr bin ich Team-Manager der Damenmannschaft und das hat sich ein wenig mit der Zeit überschnitten, als die EuroCup-Teilnahme diskutiert wurde. Und da ist klar, dass man als die Person, die für die Damenmannschaft bestimmt wurde, auch die Hauptperson für den EuroCup ist. Zudem organisiere ich eigentlich ziemlich gerne Sachen“, gibt er schmunzelnd zu. Und das muss man auch, um den ganzen Aufwand stemmen zu können. Denn für einen Amateur-Klub und seine „Bénévoles“ ist eine Gruppenphase in einem europäischen Vereinswettbewerb mit einer ganzen Portion Extra-Arbeit verbunden, die nicht einfach mal so nebenbei gemacht ist. In den letzten Wochen kamen für Flammang so zwischen 20 und 30 Stunden pro Woche hinzu, die er allein mit der Organisation für die anstehenden sechs Spiele im EuroCup verbracht hat, wo der T71 zwischen Ende Oktober und Mitte Dezember bekanntlich auf Namur, Fribourg und Benfica Lissabon treffen wird.
„Ich bin in Kontakt mit der FIBA, der FLBB, der Mannschaft und dem sportlichen ‚Staff’ und versuche, alle Infos zusammenzubekommen, sie zu sortieren und dann abzuarbeiten. Das reicht vom Ablauf eines Tages während eines Heimspiels bis zu den Auswärtsspielen und alles, was dann da dranhängt.“ Zu seinen Aufgaben gehören demnach etwa die Organisation des Transportes, das Budget im Auge zu behalten oder die Forderungen der FIBA für die Heimspiele einzuhalten, was gar nicht einmal so einfach ist. „Wenn man das bis ins letzte Detail umsetzen möchte, ist das sehr, sehr viel Arbeit. Und es gibt einen großen Strafenkatalog für alles, was nicht klappt.“ Aber auch der sportliche Aspekt fällt noch zu einem Teil in Flammangs Aufgabengebiet: „Wer ist im Kader? Wer kann aus beruflichen oder schulischen Gründen nicht ins Ausland mitreisen? Wer geht zu welchem Spiel mit? Wie stemmen wir das alles?“ Alles Fragen, mit denen sich der Team-Manager derzeit ebenfalls beschäftigen muss.
Professionelles Level
Dabei wurde ihm schnell bewusst, dass man in Luxemburg halt eben doch Teil einer Amateur-Liga ist: „Wenn man alles durcharbeitet, merkt man natürlich sofort, dass die FIBA auf einem professionellen Level arbeitet und wir einfach ein Amateurverein sind. Die Leute von der FIBA sind super, man schreibt eine Mail, kurze Zeit später hat man schon eine Antwort, sie sind auch immer sehr freundlich, so etwas habe ich bisher selten erlebt. Doch die Forderungen, die sie stellen, weichen sie nicht auf, nur weil wir ein Amateurklub sind.“ Und so zeigt sich Flammang dann auch von der Tiefe der Forderungen überrascht, die vom internationalen Basketball-Verband verlangt werden: „Es sind Kleinigkeiten, die sehr zeitintensiv sind. Die Logos vom Verein auf dem Spielfeld müssen etwa weg, da verstehen sie keinen Spaß. Es steht dann auch genau fest, wo die Logos von der FIBA und vom Wettbewerb hin müssen. Man muss einfach alles vorsehen, ich weiß nicht, ob eine Pressekonferenz beantragt wird, aber es muss ein ausgestatteter Raum verfügbar sein, für den Fall wenn.“
Erstaunt zeigt sich Max Flammang aber vor allem auch über die Nicht-Reaktivität der Profi-Mannschaften in den letzten Wochen. „Namur hat uns erst rund zwei Wochen vor dem Spiel überhaupt die Uhrzeit der Partie bestätigt. Ich bin da wochenlang hinterhergelaufen, um überhaupt zu erfahren, wann wir spielen.“ Von Fribourg hat er bisher noch keine Antwort erhalten, von Benfica nur die Basis-Infos wie Flugzeiten und Essenswünsche. Dabei weist Flammang darauf hin, dass er all dies mit „Bénévoles“ stemmen muss, denn der Heimklub ist für die Betreuung des Gästeteams verantwortlich. „Ich habe etwa zwei Leute, die die Mannschaft betreuen, wenn sie ankommen, aber ich muss den Leuten eben sagen, wann sie sich Zeit nehmen sollen, wann sie Urlaub nehmen müssen.“
Für Flammang wird vor allem hier der Unterschied zwischen Profiklubs, für die das alles Routine ist, und dem luxemburgischen Basketball deutlich, der eben auf Amateur-Level funktioniert. „Bei denen ist das wahrscheinlich schon Routine, da läuft es nach Schema F. Bei uns ist da wohl auch eine gewisse Euphorie, wir wollen uns so gut wie möglich verkaufen, wir wollen es professionell machen. Ich will nicht, dass es nachher heißt, die Luxemburger können das nicht. Ich möchte, dass man am Ende keinen Unterschied zu einem Profiverein sieht. Aber dafür brauche ich eben Infos.“
Keinen Unterschied sehen
Und auch wenn man in Düdelingen in den letzten Jahren viele große Finalspiele organisiert hat, so ist der EuroCup dann doch noch eine Nummer größer. „Die Spielabläufe, die man als Klub hat, werden einfach über Bord geworfen, weil es ganz andere Voraussetzungen gibt.“ Und so freut sich Max Flammang auch über die Hilfe von den Leuten im Organisationskomitee, von denen drei lieber im Hintergrund bleiben. „Es ist jetzt nicht so, dass es eine One-Man-Show wäre, das würde ich nicht schaffen.“ Und auch wenn die Tage von Max Flammang derzeit vom EuroCup bestimmt werden, fast die komplette Freizeit hierfür draufgeht, so macht der Team-Manager das gerne für seine Mannschaft und hat dann auch einen großen Wunsch: „Ich hoffe auf drei schöne Abende hier zu Hause, bei denen auch Zuschauer von außen zum Spiel kommen werden. Die Mädchen opfern für diese Kampagne viel, das wird auch an die Substanz gehen und ich bin der Meinung, dass sie sich die Unterstützung von der Öffentlichkeit hier in Luxemburg verdient haben.“ Und wenn alles reibungslos gelaufen ist, dann ist auch Max Flammang zufrieden und kann wieder gut schlafen.
Aufenthaltskosten
Die kompletten Aufenthaltskosten (Hotel und Verpflegung) eines Teams übernimmt im EuroCup der Gastgeber-Verein. Die Teams reisen so an, wie sie wollen – Namur und Fribourg mit dem Bus, Benfica mit dem Flugzeug. In dem Moment, in dem das Team sozusagen Fuß auf Luxemburger Boden setzt, ist der T71 Düdelingen für die Mannschaften verantwortlich. Im Fall vom portugiesischen Klub dann auch für den Transport zum Hotel. Umgekehrt gilt dies logischerweise ebenfalls. Ein großer Organisationspunkt ist für Max Flammang die Verpflegung: „Unsere Gegner haben wahrscheinlich Hotels in großen Städten, die das gewohnt sind, wo die Küche wahrscheinlich auch länger geöffnet hat. Bei uns macht aber niemand mehr die Küche um 23 Uhr auf, daher muss man dann Catering organisieren, damit die Teams abends noch etwas zu essen bekommen, wenn sie ankommen.“
Forderungen und Strafenkatalog
Ein Raum für Pressekonferenzen, eine Mixed-Zone, die Logos müssen überall am richtigen Platz kleben – der Strafenkatalog der FIBA für den EuroCup ist lang. So müssen etwa auch immer mindestens zehn Spielerinnen im Kader stehen, für jede Spielerin, die fehlt, gibt es sogar eine Strafe von 1.000 Euro. Die Tiefgründigkeit einiger Anforderungen war für Max Flammang dann doch überraschend. „In der Halbzeit muss der Heimverein etwa dafür sorgen, dass acht Fotos vom Spiel auf der FIBA-Seite hochgeladen werden. Da ist dann auch noch vorgeschrieben, wie diese aussehen müssen, von der Anzahl, dem Format oder auch vom Inhalt her.“ Der Heimverein muss ebenfalls dafür sorgen, dass FIBA-lizenzierte Statistiker die Statistiken vom Spiel machen, von denen gibt es allerdings nur zwei im Land und einer ist unter der Woche an der Uni. Der Verein musste daher zwei aus Trier engagieren.
„Congé sportif“ und Subventionen
Max Flammang bedauert, dass es an einigen Punkten für den Verein schwer ist, Extra-Hilfen für die Kampagne zu bekommen „Man fragt beim Sportministerium an, ob es möglich ist, Subventionen für diese doch spezielle Kampagne zu bekommen. Dann erhält man als Antwort, dass man am Ende seine Abrechnungen einreichen soll und man schließlich etwas bekommt. Doch wie viel, kann niemand einem sagen, da kann man keinen Posten ins Budget eintragen.“ Auch der „Congé sportif“ ist ein Thema, das ihm am Herzen liegt: „Mir ist bewusst, dass es mit Corona und dem Ukraine-Krieg in letzter Zeit wichtigere Themen gab, doch wie lange zieht sich dieses Dossier nun schon hin?“ Ein Problem, das zum Beispiel T71-Trainer Jérôme Altmann betrifft, der Lehrer ist und so etwa auf eigene Faust zum Auswärtsspiel in die Schweiz reisen muss, damit er am nächsten Tag wieder in der Schule sein kann. Flammang selbst hat sich seinen Resturlaub aufgespart, genauso wie Assistant-Coach Julie Kremer und einige Spielerinnen, die ebenfalls ihren privaten Urlaub hierfür nehmen. Umso glücklicher ist er dann über die Hilfe der Düdelinger Gemeinde und ihres „Service des sports“.
Budget
Rund 55.000 Euro beträgt das Budget des T71 für die EuroCup-Kampagne, dabei hatte man Glück mit den Auswärtsreisen. Neben einer Versicherung und der Einschreibegebühr von 500 Euro muss ein Verein für die Gruppenphase auch 10.000 Euro als Garantie vorstrecken, hiervon gehen alle Strafen ab, im schlimmsten Fall muss der Klub dann sogar noch einmal draufzahlen. Ohne Startkapital wäre eine Teilnahme demnach nicht möglich.
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