Turnsport / Akrobatik-EM: 2025 wartet ein weiteres Highlight auf die FLGym
Zweieinhalb Jahre, nachdem der nationale Turnverband die Europameisterschaft im TeamGym ausgetragen hat, wird die FLGym im April 2025 erneut Ausrichter einer EM in der Coque sein. Dieses Mal in der Akrobatischen Gymnastik, einer weiteren, hierzulande eher weniger bekannten Turndisziplin. Das Tageblatt unterhielt sich vor dem Beginn des neuen Kalenderjahres mit Generalsekretär Silvio Sagramola über das Großevent, das die kommenden Monate beim drittgrößten Sportverband des Landes dominieren wird.
Akrobatik ist eine Turndisziplin, die als Wettkampfsport in Luxemburg noch nicht ausgetragen wird. Dass man sich beim nationalen Turnverband dazu entschieden hat, trotzdem eine Bewerbung für die Akrobatik-EM 2025 zu stellen, für die man schließlich auch den Zuschlag bekam, erklärt Silvio Sagramola anhand von verschiedenen Beispielen. „Ganz klar ist, dass wir internationale Wettkämpfe nach Luxemburg holen wollen. Im Moment funktioniert dies beim Kunstturnen, bei dem wir jedoch, was die Anzahl an Teilnehmern betrifft, aufgrund der Infrastruktur leider limitiert sind.“ Hier bieten Disziplinen wie etwa das TeamGym oder nun die Akrobatik auch aufgrund des weniger aufwendigen Materials ganz andere Möglichkeiten.
Zum anderen will die FLGym auch international seinen Bekanntheitsgrad steigern: „Wir wollen uns als Verband zeigen, Luxemburg als Ort, wo man solche High-Level-Events organisieren kann. Wir versuchen, die Disziplinen, die hier in Luxemburg noch nicht so bekannt sind, einerseits zu zeigen, und wollen andererseits auch international zeigen, was in Luxemburg gemacht werden kann – auch in der Hoffnung, dass der ein oder andere Verein sich für diese Disziplinen interessieren wird.“ Für die Verantwortlichen der FLGym besteht die Hoffnung, dass Klubs im Land inspiriert werden, nicht nur in die Richtung des Kunstturnens zu gehen, wo es nur eine geringe Anzahl an Athleten bis auf das höchste Niveau schafft. Etwas, das beim TeamGym auf jeden Fall gelungen ist, wie Sagramola weiter erklärt: „Hier konnten wir Turnerinnen in die erste Reihe holen, die im Kunstturnen keine Chance gehabt hätten, eine EM zu bestreiten, 2024 aber schon ihre dritte im TeamGym bestritten haben.“ Zu zeigen, was es außer dem traditionellen Geräteturnen sonst in Turnsport noch für Möglichkeiten gibt, das wollen die Organisatoren einer solchen Europameisterschaft in Luxemburg vor allem bewirken.
Mit der Organisation der TeamGym-EM 2022 hat man bei der FLGym jedenfalls gute Werbung für sich gemacht. „Als bekannt war, dass wir die EM bekommen würden, haben wir sehr viele Nachrichten von Akrobatik-Vereinen bekommen, die uns gratuliert haben, weil sie noch die Bilder von der TeamGym-EM im Kopf hatten. Auch im Oktober in Baku, bei der letzten TeamGym-EM, haben noch viele von unserer EM 2022 geschwärmt. Bisher war es auch die größte, mit 870 Teilnehmern. In Baku waren es im Vergleich dazu 540“, erklärt der Generalsekretär stolz. Von allen Seiten wurden damals neben der Organisation vor allem die Infrastruktur (die Coque) und die tolle Stimmung gelobt.
Was erwartet einen im April?
Tolle Stimmung, das erhofft man sich bei der FLGym auch im April, nicht nur über eine, sondern über zwei Wochen. Denn neben der EM der Senioren und Junioren, die vom 16. bis 20. April über die Bühne gehen wird, werden eine Woche vorher auch die Titelkämpfe der jüngeren Altersgruppen ausgetragen.
„Mindestens 2.500 Plätze für Zuschauer sind vorgeschrieben, das erfüllen wir auch. Wir hoffen auch, dass die Coque voll sein wird.“ So gab es im Dezember schon Anfragen von deutschen Vereinen, die mit ihren Sportlern vorbeikommen wollen. „Wir gehen davon aus, dass Luxemburg so günstig liegt, dass viele Leute auch aus dem Ausland kommen werden.“ Das Niveau dürfte laut Silvio Sagramola dann auch sehr hoch sein: „Man hat gesehen, dass die Europäer international sehr gut mithalten und sich keinesfalls vor den Chinesen und Amerikanern verstecken müssen.“ So führte Belgien im Herbst bei der WM im portugiesischen Guimarães beispielsweise den Medaillenspiegel an.
Dass neben dem TeamGym auch die Akrobatik es dem Generalsekretär angetan hat, ist nicht zu übersehen. Was begeistert ihn denn besonders an der Disziplin, deren EM man nun im Frühling organisieren wird? „Einerseits spricht es Gruppen an und ist für den Zuschauer viel einfacher nachzuvollziehen. Hier sieht man zwei, drei oder sogar vier Leute, die aufeinander stehen. Das ist spektakulär, man sieht Leute, die hochgeworfen werden, drei Salti schlagen und dann aufgefangen werden.“
Herausforderungen
In einer Zeit, in der es immer schwieriger wird, freiwillige Helfer zu mobilisieren, ist das Benevolat für die Austragung der Akrobatik-EM eines der Hauptthemen. Wie Sagramola betont, sind überraschenderweise eine größere Anzahl an Kandidaturen über die „agence du bénévolat“ eingegangen. Wie bei der TeamGym-EM, bringt aber auch Berater Vasco Santos eine gewisse Anzahl an Experten aus Portugal mit. 150 bis 200 Personen werden gebraucht, vor allem, da die EM über zwei Wochen gehen wird.
Mit der Organisation der TeamGym-EM haben die Organisatoren bereits einiges an Erfahrung gesammelt, so auch was den kompliziertesten Aspekt, die Reservierung der Hotelzimmer, betrifft, denn die genaue Anzahl steht oft erst nach den von den Hotels erforderten Deadlines fest. Der größte Unterschied zur EM 2022 ist laut Sagramola aber das Material: „Bei der TeamGym-EM waren wir frei in unserer Entscheidung, mit welchem Produzenten wir zusammenarbeiten wollten. Da haben wir auch jemanden gefunden, der uns das Material kostenlos zur Verfügung gestellt hat; einen Teil konnten wir dann auch behalten.“ Bei der Akrobatik-EM ist hingegen eine der beiden großen Hauptmarken vorgeschrieben. „Hier fallen dann direkt 100.000 Euro an, die man beim TeamGym nicht ausgeben musste“, so Sagramola.
Sponsoren und Freiwillige werden übrigens auch weiterhin gesucht: „Im Turnen sind Sponsoren leider noch immer ein schwieriges Thema, denn man hört oft, dass man bei uns nicht die Visibilität bekommen würde wie bei anderen Sportarten.“ Etwas, das man auch mit der Austragung von großen internationalen Wettkämpfen ändern möchte
Weitere Europameisterschaften in Luxemburg?
Dass es nach der Akrobatik-EM weitere große Titelkämpfe in Luxemburg geben wird, schließt Silvio Sagramola keinesfalls aus. Eine Möglichkeit wäre die Trampolin-EM oder auch die WM in der Akrobatik. Aber auch eine EM in der rhythmischen Sportgymnastik sei nicht ausgeschlossen, auch wenn die Organisations-kosten hier deutlich höher ausfallen würden. Pläne hat man bei der FLGym jedenfalls viele; in näherer Zukunft könnten so bereits die Landesmeisterschaften in der rhythmischen Sportgymnastik in der Coque ausgetragen werden. Sollte die Möglichkeit bestehen, in der Arena der Coque nachträglich Verankerungen anzubringen, aufgrund dessen derzeit keine Kunstturnwettbewerbe hier organisiert werden können, dann könnte auch das Luxembourg Open in Zukunft weiter wachsen. Für Silvio Sagramola steht fest, dass man sich in Luxemburg jedoch nicht nur auf die klassischen Turndisziplinen konzentrieren darf: „Von unseren rund 8.600 Lizenzen sind etwas mehr als die Hälfte Freizeitlizenzen. Von den 4.000 Wettkampflizenzen fallen nur 500 in die Altersklasse der Adultes. Dies zeigt, dass es wichtig ist, daran zu arbeiten, die Athleten langfristig zu binden … und hier werden einfach auch andere Disziplinen benötigt.“
Was ist Akrobatik?
Akrobatische Gymnastik ist ein Sport, der Elemente der Gymnastik, Akrobatik und Tanz kombiniert. Sie beinhaltet koordinierte Darbietungen, bei denen Athleten in Paaren oder kleinen Teams akrobatische Bewegungen, Balancieren, Heben und Rollen ausführen. Die Athleten führen eine Vielzahl von Posen, Hebebewegungen und Würfen aus, oft mit einem Fokus auf Kraft, Flexibilität und Timing. Diese Darbietungen sind normalerweise mit Musik unterlegt und werden je nach Komplexität der Bewegungen, Schwierigkeitsgrad, Ausführung und künstlerischer Gestaltung bewertet.
Medaillen werden in den Kategorien Balance (Balanceelemente, wie zum Beispiel Handstand auf den Händen des Partners), Dynamik (vor allem Flugelemente, wie zum Beispiel Salto, der vom Partner aufgefangen wird) und der kombinierten Übung (Mix aus Balance und Dynamik) vergeben und dies jeweils bei den Paaren (Damen, Herren, Mixed) und in der Gruppe (Damentrio und Vierergruppe bei den Herren). Zu den Favoriten bei der EM dürften Portugal, Spanien, Aserbaidschan, Großbritannien, Israel und die Ukraine gehören.
Im Überblick
Altersgruppenwettkämpfe: 10. bis 14. April 2025
Europameisterschaften: 16. bis 20. April 2025
Teilnehmer: Etwa 1.200 Teilnehmer, aufgeteilt auf die beiden Wochen und Veranstaltungen, sowie rund 25 Länder aus ganz Europa.
Weitere Informationen und Tickets: https://acroluxembourg2025.lu/
- Akrobatik-EM: 2025 wartet ein weiteres Highlight auf die FLGym - 30. Dezember 2024.
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