Basketball / Alles ist möglich: Beginn der Play-off-Halbfinals bei den Herren
Während mit Ettelbrück und Esch der Dritte und der Vierte der regulären Saison ihrer Favoritenrolle gerecht wurden und souverän ins Halbfinale einzogen, sorgten Düdelingen und Steinsel für die Überraschung und schalteten im Viertelfinale das Spitzenduo Bartringen und Walferdingen aus. Somit stehen der Siebte und der Achte der Qualifikation in der Runde der letzten vier, wo sie als Underdog in die erste Partie gehen werden. Vor dem Beginn der „Best of three“-Halbfinalserien unterhielt sich das Tageblatt mit den vier (Co-)Kapitänen über das Viertelfinale, die Rollenverteilung, den Gegner.
Basket Esch – T71 Düdelingen
Joé Biever (Basket Esch)
Tageblatt: Kann man sagen, dass der Pokalsieg noch einmal eine Art Push für das Team war?
Joé Biever: Ich glaube schon, denn nun wissen wir, wie es sich anfühlt, einen Titel zu gewinnen und was danach auf einen zukommt. Das war schon enorm und das wollen wir unbedingt wiederholen. Als die Saison angefangen hat, haben wir wirklich gut gespielt, da hatte ich das Gefühl, das wird unser Jahr. Dann wurden wir durch verschiedene Probleme wie Covid und Verletzungen zurückgeworfen. Nach dem Pokalsieg ist dieses positive Gefühl zurückgekommen. Wenn man sich einen Zeitpunkt für solche Probleme wünschen kann, dann war es bei uns dieses Mal wirklich der richtige. Doch man darf nicht vergessen, dass Jordan (Hicks) noch immer fehlt, das vergisst man vielleicht manchmal, da wir mit Steven (Green) jetzt einen ordentlichen Ersatz gefunden haben. Doch Jordan ist ein wichtiger Teil der Mannschaft.
Dennoch hat man das Gefühl, dass sich das Team besonders im Viertelfinale gegen Heffingen immer besser auf Green eingestellt hat …
Das stimmt, das hat einfach ein wenig Zeit gebraucht. Steven ist bekanntlich ein ganz anderer Spielertyp wie Jordan, er braucht häufiger den Ball in seinen Händen. Doch ich denke, wir haben uns gut angepasst. Er steckt in seinem individuellen Spiel etwas zurück und wir geben ihm öfters den Ball. Das hat in den letzten Spielen immer besser geklappt. Ich bin wirklich froh, dass wir die Hürde Heffingen in zwei Spielen überstanden haben. Die USH ist ein unbequemer Gegner. Mit einer Mann-Vereidigung haben wir gegen ihren US-Spieler Nicholas deswegen schon mal schlecht ausgesehen und dieses Mal 35 Minuten lang Zone gespielt. Wenn man gegen Heffingen erst mal ein Spiel verliert, kann es in einer „Best of three“-Serie schon sehr schnell gehen.
Ist es überraschend, dass der Halbfinalgegner nun einmal mehr Düdelingen heißt?
Um ehrlich zu sein, bin ich nicht überrascht, dass es Düdelingen ins Halbfinale geschafft hat. Sie haben durch diesen Sieg gegen Hesperingen im letzten Spiel der regulären Saison einen richtigen Schub bekommen. So ähnlich ging es uns ja auch im Pokalhalbfinale, als wir in letzter Sekunde doch noch gewonnen haben. Zudem haben sie Schumi, der auch von der Bank aus diese enorme Energie an das Team weitergibt. Wir müssen im Halbfinale von der ersten Minute an hellwach sein und Gas geben und das, was Franck (Trainer Mériguet) vorgibt, auch umsetzen. Er hat gezeigt, dass er die richtigen Ideen hat.
Jo Hoeser (T71 Düdelingen)
Tageblatt: Mit dem Sieg gegen Hesperingen am letzten Spieltag scheint beim T71 definitiv der Knoten geplatzt zu sein?
Jo Hoeser: Ich glaube, es hat kaum noch jemand damit gerechnet, dass wir es ins Play-off schaffen würden. Wir haben wirklich zuvor nicht gut gespielt, dann kam auch noch Pech wie bei der Last-Minute-Niederlage gegen Bartringen hinzu. Mit dem Sieg gegen Hesperingen und dem Erfolg von Contern, durch den wir erst in die Top acht gerutscht sind, war dann auf einmal der große Druck weg. Die Euphorie kam zurück, die Lust zu trainieren und auch der Spaß. Es ist nicht so, dass sich das Team zuvor nicht gut verstanden hätte, aber irgendwie hat dieses wichtige Erfolgserlebnis gefehlt. Mit dem Sieg gegen Hesperingen ist dann der Knoten geplatzt und langsam haben wir wieder angefangen, daran zu glauben, dass auch gegen Bartringen ein Lauf möglich ist.
Welchen Anteil haben Tom Schumacher und seine Gewinnermentalität daran?
Es ist der Schumi, wie ich ihn letztes Jahr auch als Spieler kennengelernt habe, mit dieser unverkennbaren Euphorie. Man hätte denken können, diese würde nach dem Sieg gegen Hesperingen vielleicht abflachen, doch das ist nicht der Fall. Nach ein paar Tagen war er auf der nächsten Welle, er hat einfach einen Hunger, der nicht nachlässt und das überträgt sich auch auf die Mannschaft. Er kennt zudem uns Spieler und den luxemburgischen Basketball, das spielt meiner Meinung nach ebenfalls eine wesentliche Rolle. Es ist auch keinesfalls komisch, ihn nun als Trainer zu haben. Wir scherzen schon mal, dann wird ernsthaft trainiert, es ist ein gesunder Mix aus beidem.
In den letzten Jahren kam es in entscheidenden Saisonphasen immer wieder zum Südderby gegen Esch, wie schätzen Sie das Team aktuell ein?
Für Esch ist es schade, dass Jordan Hicks fehlt, sie waren schon richtig gut eingespielt. Aber mit ihrem neuen Ami haben sie einen Top-Ersatz gefunden. Mit dem Pokalsieg scheint es auch bei ihnen besser zu laufen. Nun liegt es an uns, darauf zu reagieren. Unser bisher letztes Spiel gegen Esch haben wir sehr hoch verloren, das ist für uns nur ein zusätzlicher Ansporn, es nun besser zu machen. Für gute Stimmung dürfte mit den jeweiligen Fanlagern jedenfalls gesorgt sein.
Etzella Ettelbrück – Amicale Steinsel
Frédéric Gutenkauf (Etzella Ettelbrück)
Tageblatt: Wie überrascht sind Sie, dass der Halbfinalgegner Steinsel heißt?
Frédéric Gutenkauf: Für uns ist das Weiterkommen von Steinsel keine allzu große Überraschung. Ich persönlich sah in diesem Spiel die Chancen bei 50 zu 50, vor allem da Walferdingen in den letzten Wochen, auch aufgrund von Verletzungsproblemen, doch abgebaut hatte. Für uns war von vornherein sowieso klar, dass wir uns auf beide Gegner gleich intensiv vorbereiten würden. Was uns am meisten freut, ist aber die Tatsache, dass wir nicht nur für das Halbfinale gegen Steinsel, sondern auch in einem möglichen Finale als bestplatzierter Halbfinalist nun das Heimrecht genießen, das kann aber noch sehr wichtig werden.
Wie wichtig war es, besonders nach der Pokalniederlage, dass Ettelbrück im Viertelfinale mit Fels kurzen Prozess gemacht hat?
Das Ausscheiden im Pokalhalbfinale gegen Fels war für uns auf jeden Fall ein Stich ins Herz, die Moral war danach am Tiefpunkt. Umso wichtiger war die Reaktion im Viertelfinale gegen den gleichen Gegner, dass wir uns deutlich in zwei Spielen durchgesetzt haben und eigentlich zu keinem Zeitpunkt Zweifel am Weiterkommen haben aufkommen lassen. Die ganze Saison über hatten wir Schwierigkeiten, uns zu finden, spielten nicht auf dem Niveau, das wir uns vorgestellt hatten. Unser neuer US-Spieler und Raul Birenbaum mussten in den letzten Spielen auch erst einmal ins Team finden, doch im Viertelfinale hat man gemerkt, dass wir einen immer besseren Rhythmus gespielt haben. Mit der Erfahrung der letzten Jahre haben wir gelernt, dass jetzt der Zeitpunkt der Saison ist, wo es drauf ankommt.
Worauf wird es gegen Steinsel am meisten ankommen?
Für uns gilt es besonders auf Bob Melcher und Jarvis Williams gut aufzupassen, es sind bekanntlich ihre beiden wichtigsten Spieler. Wann wir einen von ihnen in den Griff bekommen, dann dürften die Chancen recht gut stehen. Doch wir dürfen auch andere Spieler nicht vergessen. Tom Konen etwa oder ihr zweiter US-Spieler kann auch immer wieder einen sehr guten Tag erwischen. Ich freue mich jedenfalls auf das Duell und auf eine gute Atmosphäre. Meine letzten Halbfinalerinnerungen an Steinsel sind gut, auch wenn Yann (Wolff) damals dort gespielt hat und es für ihn sicherlich nicht so schön war. Doch er und auch Raul dürften gegen ihren Ex-Verein zusätzlich motiviert sein.
Noah Medeot (Amicale Steinsel)
Tageblatt: Wie überrascht waren Sie selbst über den Halbfinaleinzug Ihres Teams?
Gar nicht so sehr, denn wir waren uns bewusst, dass dies durchaus möglich ist. Bereits im ersten Spiel gegen Walferdingen lagen wir deutlich in Führung, spielten dann aber ein sehr schlechtes drittes Viertel und gaben die Partie noch aus der Hand. In dieser Saison waren die Begegnungen gegen die Résidence aber alle ziemlich spannend und wir wussten, dass wir auf die erste Halbzeit aufbauen können, einfach einen klaren Kopf behalten müssen und keine Angst haben dürfen. So kamen wir mit unseren Anhängern im Rücken im zweiten Spiel zurück. Am letzten Samstag lag der Druck ganz bei Walferdingen, ich glaube, dass uns diese Rolle des Underdogs einfach auch gut liegt.
Nach dem schlechten Saisonstart hätten Sie aber wohl nicht damit gerechnet, im April ein Halbfinale zu spielen?
Es war wirklich nicht einfach für uns, die ersten fünf Spiele zu verlieren, von den ersten acht sogar nur ein einziges Match zu gewinnen. Wir hatten auch einige schwere Momente, doch wir haben zusammengehalten und stets hart an uns gearbeitet. Vor allem mit der Verpflichtung von Jarvis (Williams) lief es dann immer besser. Doch daraus haben wir gelernt und uns auch im mentalen Bereich seither gesteigert.
Was wird im Halbfinale gegen Ettelbrück entscheidend sein?
Jeder weiß, dass Ettelbrück ein sehr starkes Team hat, viele Spieler können viele Punkte erzielen und somit auch eine Begegnung entscheiden. Wichtig wird es sein, ihre beiden US-Spieler und Philippe Gutenkauf in den Griff zu kriegen. Aber man darf nicht vergessen, dass, wenn einer von ihnen keinen guten Tag erwischt, auch weitere Spieler wie Gilles Polfer, Yann Wolff, Dominique Benseghir oder Frédéric Gutenkauf scoren können. Der Druck liegt auch in diesen Spielen nicht bei uns. Es war Ettelbrück, das den Meistertitel als Saisonziel ausgegeben hat, wir wollten erst einmal nur die Klasse halten. Vor allem nach dem Pokalaus will die Etzella den Titel aber nun erst recht. Für uns sind diese Halbfinalspiele ein weiterer Bonus, doch wir werden mit Feuer unter dem Hintern aufs Feld gehen und alles daransetzen, auch hier zu gewinnen. Wir haben schließlich gesehen, dass im Play-off in dieser Saison irgendwie alles möglich ist.
Im Überblick
Play-off-Halbfinale („best of three“):
1. Spiel, Samstag, 9. April:
20.45: Esch – Düdelingen
Sonntag, 10. April:
17.15: Ettelbrück – Steinsel
Wie 2019
Ettelbrück gegen Steinsel und Esch gegen Düdelingen, da war doch mal was? Vor drei Jahren kam es im Halbfinale der Meisterschaft zu exakt den gleichen Duellen, wenn auch unter ganz anderen Voraussetzungen, denn als 7. und 8. der regulären Saison hätten es die diesjährigen Underdogs unter dem damaligen Modus nicht einmal in die Play-offs geschafft. Die Etzella setzte sich damals übrigens im Halbfinale deutlich in drei Spielen der „Best of five“-Serie gegen die Amicale durch. Esch seinerseits vergab einen 2:1-Vorsprung und schied in der entscheidenden fünften Partie gegen den T71 aus. Im Finale behaupteten sich die Öslinger schließlich in vier Begegnungen und holten den Meistertitel.
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