EM-Kolumne „Extrawurst“ / Alles Würstchen, alles wurscht?
Fußballzeit ist zumindest Wurstzeit. So viel steht fest und so soll es sein. Nicht umsonst heißt unsere EM-Kolumne „Extrawurst“. Die Gemeinsamkeiten sind schwer zu ignorieren. Hier in Tierhaut gepresste Luft, in die Füße reintreten. Dort in Tierdarm gepresste Fleischabfälle, in die Zähne reinbeißen. Auf diesem Kontinent gibt es kaum zwei Dinge, die uns nationenübergreifend so verbinden wie: Fußball und Wurst.
Eigentlich könnte man auch Würstchen gegeneinander antreten lassen. Rückblickend auf den ersten Spieltag könnte sich das dann wie folgt lesen: Bislang traten vor allem die spanische Salchicha und die deutsche Gastgeber-Bratwurst hervor. Die italienische Salsiccia, etwas dicker als das spanische Pendant, tat sich hingegen schwer gegen die Sucuk aus Albanien, wo die Blutwurst glücklicherweise inzwischen beliebter ist als die Blutrache. Überraschend hat die belgische Bierbratwurst gegen die slowakische Spekačky-Speckwurst den Kürzeren gezogen. Für Belgien-Fans war das zum Aus-der-Haut-Fahren. Was uns zur Oxford Sausage bringt, dieser britischen Abart, die unverschämt nackig ohne Darmbekleidung daherkommt. Nicht Gentleman-like und mitunter deswegen nur knapp der grimmigen serbischen Srem-Wurst überlegen.
Die deutschen Bratwürste machten derweil zum Auftakt kurzen Garprozess mit den schottischen Black Pudding. Wobei es unfair zuging, da die Schotten ihr getrocknetes Blut am liebsten zum Start in den Tag verzehren, die Fußballspiele aber durchgehend zur mitteleuropäischen Wurstzeit losgehen. Die Andouillettes aus Frankreich kamen noch mal mit einer blutigen Nase davon und bezwangen die Käsekrainer aus Österreich nur um einen Wurstzipfel voraus.
Schlimm bleibt, dass die Schiedsrichter den Luxringer nicht mitspielen ließen und der georgischen Kupati den Weg zur EM ebneten. Und die Kupati dann auch noch gleich gegen die türkische Sucuk, dort meist zum Pizzabelag degradiert, unterging. Wirkte wie weiteres Pökelsalz in unserer Wäinzoossiss-Wunde.
Wie es in der Nationalhymne des Gastgebers heißt, hat alles ein Ende, nur die Wurst hat zwei. Was verschwiegen wird, ist, dass der Fußball-Marathon gar kein Ende mehr nimmt. Wie ein endloser Wurstkringel windet er sich durch unsere Zeit. Aber wurscht. So ist auch dauernd Wurstzeit.
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