Rhythmische Sportgymnastik / Alyssa Panzone zeigt sich beim Luxembourg Cup vom Zweikampf beflügelt
Es ist ein internes Duell, das im neuen Jahr fortgesetzt wird: Die Teamkolleginnen Alyssa Panzone und Elena Smirnova wollen im Mai bei der EM an den Start gehen, doch Luxemburg besitzt nur einen Startplatz. Beim Luxembourg Cup hatte Panzone die Nase vorn und scheint von diesem Zweikampf zu profitieren.
Beim nationalen Turnverband FLGym hat man zurzeit fast schon ein Luxusproblem. Mit Elena Smirnova und Alyssa Panzone (beide Ecole de GRS) haben gleich zwei Turnerinnen die festgelegte Norm für die Europameisterschaft 2020 erfüllt. Doch Luxemburg besitzt bei den kontinentalen Meisterschaften, die im Mai in Kiew ausgetragen werden, nur einen einzigen Startplatz. Somit kämpfen die beiden jungen Turnerinnen zurzeit nicht nur gegen sich selbst, sondern auch gegeneinander. Dies war ebenfalls beim traditionellen internationalen Turnier ihres Vereins, dem Luxembourg Cup, der bis heute im Sportkomplex auf Luxembourg-Belair stattfindet, der Fall.
Ein Konkurrenzkampf, der zurzeit vor allem eine der beiden Sportlerinnen zu beflügeln scheint. Panzone stand in den vergangenen Jahren eher im Schatten ihrer Teamkollegin. Im Frühling 2019 vertrat Smirnova Luxemburg bei der EM in Baku. Doch Panzone hat in den vergangenen Monaten einen unglaublichen Entwicklungssprung gemacht. Die fast 16-Jährige – in vier Tagen feiert sie Geburtstag – wirkt deutlich reifer. Ihre Programme sind nicht nur technisch stärker geworden, sie besitzt mittlerweile auch eine ganz andere Ausdrucksstärke, die ihre Einsätze sichtlich aufwertet.
Knoten im Band
Beim Luxembourg Cup konnte sie somit bei gleich drei von vier Geräten eine bessere Wertung aufweisen als Smirnova. Ihr bestes Programm zeigte sie mit dem Ball: 17,200 Punkte bedeuteten hier nicht nur Rang vier, sondern Panzone nahm ihrer zwei Jahre älteren Teamkollegin, die nicht ihren besten Tag erwischt hatte, auch noch 3,5 Zähler ab.
Die Übungen mit dem Reifen (16,150) und den Keulen (16,400) waren ebenfalls besser als die von Smirnova (16,050 bzw. 15,550). Nur das Band wollte am Ende des Tages nicht so, wie es die Athletin wollte. „Eigentlich bin ich mit meinem Wettbewerb sehr zufrieden. Leider hatte sich gegen Ende meines Programmes ein Knoten ins Band geschlichen, sodass ich hier das Gerät tauschen musste“, erklärte die Sportlerin.
„Keine halben Sachen“
In der Tat war der Knoten kaum sichtbar. Überraschend für die meisten Zuschauer tauschte die 15-Jährige plötzlich ihr eigenes Band gegen das Ersatzmaterial, das stets am Seitenrand für solche Fälle parat liegt: „Das war die einzige Lösung, denn hätte ich mein Programm mit dem Knoten im Gerät fortgesetzt, dann hätte ich für jedes Element null Punkte bekommen.“ Am Ende gab es immer noch 14,850 Punkte, wenngleich fast zwei weniger als ihre Teamkollegin (16,550).
Mit der Leistung dieses Wochenendes dürfte Alyssa Panzone jedoch im internen Duell mit Elena Smirnova gleichgezogen sein. Auf ihre Fortschritte angesprochen erwidert die Schülerin einer 4e, dass ihr ja auch keine andere Wahl blieb: „Wenn ich mir den EM-Traum erfüllen möchte, dann muss ich Resultate bringen und da reichen halbe Sachen schlussendlich nicht.“
Schule und Sport
Sechsmal die Woche stehen vier bis viereinhalb Stunden Training auf dem Programm. Neben der Schule steht der Sport voll und ganz im Mittelpunkt. Da kommt es gelegen, dass die Mädchen des Nationalkaders im September einen Platz im „Sportlycée“ bekommen hat, was das Kombinieren von Schule und Sport vereinfacht.
Dass der Konkurrenzkampf mit Elena Smirnova sie pusht, bestätigt Panzone: „Mir tut das schon gut, denn ich weiß, dass ich mich nicht auf dem bisher Geleisteten ausruhen darf.“ Streit gibt es deswegen jedoch nicht: „Wir sind Freundinnen und ich weiß, dass Elena sich für mich freuen würde, wenn ich in Kiew antreten dürfte. Anders herum wäre das ja auch der Fall.“
Ansporn zu besseren Leistungen
Und so stand Panzone am Seitenrand, als sie bereits mit ihrem vierten Gerät durch war und Smirnova sich noch ein letztes Mal vor dem Kampfgericht präsentieren musste, um ihre 18-jährige Teamkollegin lauthals anzufeuern. Für Smirnova sollte es nach einem verpatzten ersten Tag dann auch mit den Kegeln nicht wirklich rundlaufen. Sie konnte ihren Frust über sich selbst nach ihrer Übung nicht verbergen.
Beide Turnerinnen sind überaus ehrgeizig: Bei einem Wettkampf hat die eine, beim nächsten dann die andere FLGym-Athletin die Nase vorn. Beide spornen sich zu immer besseren Leistungen an, was der im Großherzogtum noch sehr jungen Sportart nur guttun kann. Die endgültige Entscheidung über die EM-Teilnahme dürfte erst im Februar in Moskau fallen: beim letzten Turnier, das der Turnverband als Qualifikationsmöglichkeit ausgewiesen hat.
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