Nations League / Analyse nach dem Doppelspieltag: Traumata, Torflauten und ein Funken Hoffnung
Zwei Punkte auswärts sind normalerweise ein Resultat, mit dem die FLF-Auswahl gut leben kann. Nach den zwei Unentschieden gegen Belarus und Bulgarien steht Luxemburg jedoch mit dem Rücken zur Wand und ist zur Erkenntnis gekommen, dass sie in dieser Gruppe ihren eigenen Fußball nicht spielen können.
DIE AUSGANGSLAGE
Die gute Nachricht vorweg: Luxemburg kann noch Erster der Gruppe werden. Jetzt kommt aber die schlechte Nachricht: Die FLF-Auswahl kann auch in die Division D der Nations League absteigen. Zwei Spieltage vor Schluss hat die Mannschaft von Trainer Luc Holtz drei Punkte Rückstand auf den rettenden dritten Platz in der Gruppe. Dieser wird momentan von Bulgarien eingenommen. Gegen die Mannschaft aus Osteuropa tritt Luxemburg am 15. November an. Ein Sieg ist Pflicht, sonst wird der letzte Platz bittere Realität. Damit ist der Abstieg aber noch nicht direkt besiegelt. Nur die zwei schlechtesten Gruppenletzten der Division C steigen direkt ab, die anderen beiden Gruppenletzten spielen ein Relegationsspiel gegen Zweitplatzierte aus der Division D. Ein Abstieg würde bedeuten, dass die Gegner 2026 wieder San Marino, Gibraltar oder Andorra heißen.
DIE EKELGRUPPE
Harte Fouls, Tätlichkeiten und theatralische Einlagen. Die Gruppe 3 der Division C ist eine Ekelgruppe. Es wird selten schöner Fußball geboten, dafür aber viel gekämpft. Das haben vor allem die letzten beiden Duelle gegen Bulgarien (0:0) und Weißrussland (1:1) gezeigt. Beide Mannschaften sind körperlich sehr stark, setzen aber auch jedes eigentlich nicht erlaubte Mittel ein, um die Gegner zu zermürben. Ein ungewohntes Umfeld für die Roten Löwen, die es bis dahin gewöhnt waren, viele Situationen spielerisch lösen zu können. Gegen Bulgarien und Weißrussland war Luxemburg besser auf diesen Kampf eingestellt als noch im September. Für die FLF ist es ein Lernprozess mit Erfahrungswerten, die in der Zukunft genutzt werden können.
DAS VAR-TRAUMA
2024 hatte der VAR Luxemburg auf dem Gewissen. Im Playoff-Spiel gegen Georgien im März, bei dem es um die EM-Teilnahme ging, wurde eine Rote Karte nicht geahndet und ein Tor zu Unrecht aberkannt – wie die UEFA späterhin in einem internen Bericht feststellte. Am vergangenen Samstag gegen Bulgarien wurden gleich zwei glasklare Rote Karten nicht gegeben. Gegen Belarus war der VAR dann ausnahmsweise mal auf der Seite der Luxemburger und half dabei, den zweiten Elfmeter zu annullieren. Der Unterschied ist jedoch, dass der VAR gegen Belarus eine Fehlentscheidung revidierte und damit für Gerechtigkeit sorgte. Gegen Georgien und Bulgarien wurde die FLF-Auswahl vor laufenden Kameras betrogen und musste damit leben. Drei flagrante Fehlentscheidungen in fünf offiziellen Spielen in nur einem Jahr sind deutlich zu viel, für eine Technik, die eigentlich dafür da sein sollte, die Welt gerechter zu machen.
DAS TOR-TRAUMA
Die Angst vor dem Tor scheint sich entwickelt zu haben. Luxemburg hat in der laufenden Nations League noch kein Tor aus dem Spiel heraus geschossen. Nach drei Spielen ohne Treffer erlöste Gerson Rodrigues seine Teamkollegen am Dienstag mit einem verwandelten Elfmeter. Auffällig ist auch, dass die FLF-Auswahl sehr große Probleme hatte, in den Strafraum einzudringen und für Torgefahr zu sorgen. In vier Spielen stehen deshalb weniger als ein Dutzend reelle Torchancen zu Buche. Zu wenig für eine Mannschaft, die Offensivpotenzial hat und sich eigentlich zum Ziel gesetzt hatte, um den ersten Platz mitzuspielen.
DIE GEWINNER
Einige Spieler haben in den vergangenen Tagen in der Holtz-Hierarchie einen Sprung nach vorne gemacht. Allen voran Seid Korac überzeugte als Kopf der Dreier-Abwehrkette. Der 22-Jährige war physisch, läuferisch und taktisch auf der Höhe und konnte endlich sein großes Potenzial über zweimal 90 Minuten zeigen.
Tomas Moreira und Kevin D’Anzico feierten ihr Debüt für Luxemburg. Beide wurden von Holtz für ihre Trainingsleistungen, aber auch für ihren charakterlichen Eigenschaften gelobt. Es besteht kein Zweifel daran, dass sich der 19-Jährige und der 24-Jährige einen Platz im November-Kader gesichert haben.
Dirk Carlson hat keinen Sprung in der Hierarchie gemacht, zeigte aber in beiden Duellen sehr gute und vor allem konstante Leistungen.
DER VERLIERER
Maxime Chanot reiste noch vor dem Spiel gegen Bulgarien wegen einer Knieverletzung ab. Zu diesem Zeitpunkt war er weniger als 24 Stunden im Kreis der Nationalmannschaft, denn er hatte die Erlaubnis bekommen, sich bis zum Tag der Abreise in Paris von seinem Leibarzt behandeln zu lassen. Dass der Abwehrchef noch vor dem Spiel in Plowdiw wieder nach Los Angeles reiste, löste bei den wenigsten seiner Mitspieler Begeisterung aus und macht ihn zum Verlierer dieses Doppeltermins.
GERSON RODRIGUES
Nach einem schwachen Auftritt gegen Bulgarien folgte eine bessere Leistung gegen Weißrussland. Der Rekordtorjäger befindet sich auf dem Weg der Besserung, ist aber noch weit von seiner Form von vor zwei bis drei Jahren entfernt. Bei Elfmetern zeigt Rodrigues aber weiterhin Nervenstärke, wie er am Dienstag gegen Belarus bewies. In Eins-gegen-eins-Situationen, Laufduellen oder mit dem Rücken zum Tor zeigte er jedoch wenig Durchsetzungsvermögen. Luc Holtz kann nur darauf hoffen, dass sich der 29-Jährige im November von einer besseren Seite präsentieren wird.
SO GEHT ES WEITER
Den Abschluss der Nations-League-Gruppe 3 bilden die beiden Heimspiele gegen Bulgarien (15. November) und Nordirland (19. November). Neun Spieler sind gelb vorbelastet und drohen für das zweite Spiel auszufallen. Am Ende des Doppeltermins steht fest, ob Luxemburg weiterhin in der Division C an den Start gehen wird, oder sich mit der Division D beschäftigen muss. Am 13. Dezember findet die Auslosung für die nächste WM-Qualifikation statt, die von März bis November 2025 ausgetragen wird. Erstmals wird es auch Vierer-Gruppen geben. Je nachdem, wie die Nations League verläuft, wäre noch ein Play-off- oder Play-down-Spiel im März 2025 möglich.
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