Basketball / Anne Simon möchte in den USA endlich in die „March Madness“
Anne Simon hat sich im US-amerikanischen College-Basketball in den letzten vier Jahren einen Namen gemacht. In ihrer letzten Saison an der University of Maine, für die es in dieser Woche mit dem Conference-Beginn in die heiße Phase geht, möchte sich die 23-Jährige nun noch einen großen Traum erfüllen.
Es waren ruhige Feiertage, die Anne Simon in den letzten Tagen in den USA erlebte. Weihnachten verbrachte die 23-Jährgie nicht mit der Familie, sondern mit einer Freundin in Boston. Zwischen den Feiertagen mal kurz nach Luxemburg zu reisen, das wäre für die Studentin nämlich nicht so einfach möglich gewesen, vor allem da am 26. Dezember schon wieder trainiert wurde. Auch Silvester fiel bei der Basketballerin klein aus, immerhin stand am nächsten Morgen bereits die nächste Trainingseinheit auf dem Programm. Auch wenn es nicht immer einfach ist, in solchen Momenten auf die Liebsten zu verzichten, tut Anne Simon dies aus gutem Grund, denn die Nationalspielerin hat 2024 ein großes Ziel vor Augen.
Inzwischen befindet sich die 23-Jährige nämlich in ihrem fünften und damit letzten College-Jahr in den USA, wo sie an der University of Maine Basketball und Studien kombiniert. Nachdem Simon im Frühling ihren Bachelor in Psychologie erfolgreich abgeschlossen hatte, bat sich die Option auf ein zusätzliches Jahr. Eine Möglichkeit, die sie aufgrund der Corona-Pandemie und der im Jahr 2020 abgebrochenen Saison hatte. „Mir war schnell klar, dass ich noch ein weiteres Jahr dranhängen möchte, nur nicht direkt, wo“, erklärt die Spielerin, die vor ihrer Studienzeit im Großherzogtum für Contern und den Gréngewald aufgelaufen ist. Am Ende entschied sich die Luxemburgerin dafür, am Campus in Orono und damit bei den „Black Bears“ zu bleiben, mit denen sie in den vergangenen vier Jahren viele Höhen und einige Tiefen durchlebt hat. „Im Endeffekt gab es nichts, das dafür sprach, Maine zu verlassen. Für all das, was die Menschen hier für mich gemacht haben, war es nur logisch, für ein fünftes Jahr zurückzukehren und ihnen in dieser Form auch etwas zurückzugeben.“
Eine Rechnung offen
Umso mehr, da die Luxemburgerin noch eine Rechnung offen hat: „Wir waren immer wieder nah dran, haben in den letzten vier Jahren aber nichts gewonnen.“ Damit meint Anne Simon den Titel in der America East Conference. Denn während sie sich selbst in ihrer bisheringen College-Zeit schon einen Namen gemacht und Auszeichnung um Auszeichnung gesammelt hat – 2020 wurde sie so etwa als „Rookie of the Year“, 2022 sogar als „Player“ und „Defensive Player of the Year“ in ihrer Conference ausgezeichnet, schaffte zudem 2021 und 2022 den Sprung in das „America East First Team“ –, blieb ihr der ganz große Erfolg mit der Mannschaft bislang verwehrt. In ihrem ersten Jahr wurde die Saison kurz vor dem Finalspiel aufgrund der Corona-Pandemie abgebrochen. 2021 und 2022 verloren die „Black Bears“ jeweils das Endspiel und im letzten Jahr war im Halbfinale Schluss. Kein Wunder, dass es für Anne Simon in den kommenden Wochen nur ein Ziel gibt: den Conference-Titel. „Ich möchte unbedingt noch die March Madness miterleben“, betont die 23-Jährige. Gemeint ist das prestigeträchtige NCAA-Turnier im März, bei dem es um den nationalen College-Titel geht.
Dafür ist Simon, die nun einen Master in „Disability Studies“ dranhängt, in diesem Sommer schon früher zurück in die USA gereist. Vor allem nach einer für sie selbst enttäuschenden letzten Saison, die bisher komplizierteste in ihrer noch jungen Karriere, in der sie gleich zweimal aufgrund von Verletzungen länger ausfiel, kribbelt es bei der Basketballerin umso mehr in den Fingern. „Dies war einer der Hauptgründe, warum ich noch einmal zurückgekommen bin. Denn so wollte ich nicht aufhören. Ich war lange verletzt und in den Spielen, in denen ich auflaufen konnte, war ich mit meiner Leistung nicht wirklich zufrieden.“
Neue Bestleistungen
Und so überzeugte die Luxemburgerin in der ersten Saisonhälfte, den „Non-Conference-Spielen“, immer wieder mit starken Leistungen. Im November kam die „Graduate Student“ gegen UMass auf Statistiken von 27 Punkten, neun Rebounds, fünf Assists und zwei Steals. Im Dezember schaffte sie gegen Indiana sogar ein bisheriges Karrierehoch von 34 Punkten, was sie nur kurz Zeit später gegen James Madison direkt wiederholen konnte.
„Ich selbst hatte bisher eine gute Saison, auch als Team haben wir gut zusammengespielt. Leider haben wir einige Spiele, die wir eigentlich hätten gewinnen müssen, nicht mitgenommen“, fasst die Luxemburgerin zusammen. So zum Beispiel das letzte Spiel der „Non-Conference“ am 30. Dezember gegen Penn State. „Es sind kleine Details, die bei uns noch fehlen. In der Defensive zum Beispiel. Die Offensive läuft nämlich, auch bei mir. Mit meinem Spiel und meinem Wurf bin ich zurzeit nämlich sehr zufrieden.“
Für mich ist es wirklich perfekt gelaufenüber ihre bisherige Zeit in Maine
Anne Simon ist sich jedenfalls sicher, dass ihre Mannschaft, bei der es vor dieser Saison nur wenige Veränderungen gab und die um einiges erfahrener ist als im letzten Jahr, den Titel holen kann. Auch wenn wie in den letzten Jahren erneut Albany und Titelverteidiger Vermont die stärksten Gegner sein dürften, so könnte man am Ende selbst der schwierigste Gegner sein, wie die Luxemburgerin zugibt. „Wir sind unser größter Konkurrent. In der Pre-Season haben wir gemerkt, dass wir uns oft selbst im Weg stehen. So gab es Spiele, in denen wir uns Chancen ausgerechnet hatten, die dann nach hinten losgegangen sind. Bei anderen waren die Chancen geringer, hier haben wir aber gesehen, dass wir solche Spiele gewinnen können, wenn wir als Team auftreten.“ Für Maine gilt es somit, sich vor allem auf sich selbst zu konzentrieren.
Profikarriere
Sich für die Uni an der Ostküste entschieden zu haben, sieht die Luxemburgerin nach viereinhalb Jahren jedenfalls als absolut richtige Entscheidung an: „Für mich ist es wirklich perfekt gelaufen“, und der Abschied von „ihrem zweiten Zuhause“ dürfte im Frühling schwer fallen, auch wenn Simon derzeit noch nicht daran denkt. „Komisch ist es aber schon, wenn man sich fragt, ob man irgendwann einmal hierhin zurückkehren wird.“ Was die Zukunft betrifft, so steht fest, dass die Nationalspielerin den Weg Richtung Profikarriere wagen will. „Auch wenn ich noch keinen ganz konkreten Plan habe.“ Für die 23-Jährige stellt sich vor allem die Frage, ob sie sich dazu entscheidet, den Weg als Sportsoldatin zu nehmen oder versuchen wird, direkt bei einem Klub unterzukommen. Für diese Entscheidung hat sie noch ein wenig Zeit. Zuerst steht nun einmal die America East Conference auf dem Programm, die in der Nacht von Donnerstag auf Freitag gegen UMass Lowell beginnt.
Danach dürfte man Anne Simon dann auch öfters wieder im Dress der Nationalmannschaft sehen, für die sie ein letztes Mal im Juni bei den JPEE in Malta auflief. In der Vergangenheit musste sie häufiger auf Einsätze beim FLBB-Team verzichten und da blutete schon öfters das Herz, so wie bei den beiden EM-Qualifikationssiegen im November. „Ich wollte die Saison in den USA einfach bestmöglich beginnen. Die Entscheidung war nicht einfach, doch die ganzen Reisestrapazen sind nicht ohne. Nach diesem Jahr werde ich jedoch immer für das Nationalteam da sein“, verspricht die ehrgeizige Basketballerin. Dann vielleicht sogar um die Erfahrung der „March Madness“ reicher.
Nürenberg, Oly und Fuglsang
Neben Anne Simon laufen derzeit drei weitere Luxemburgerinnen an Colleges in den USA auf. Svenia Nürenberg entschied sich ebenfalls für ein fünftes Jahr an der Campbell University. Erstmals werden die „Camels“ in diesem Jahr in der Coastal Athletic Association und damit nicht mehr in der Big South Conference antreten. Die heiße Saisonphase beginnt am Freitag mit der Partie gegen Stony Brook. Jo Oly bestreitet ihr zweites Jahr an der Houston Baptist University. In der Southland Conference startete man am Mittwoch mit einer deutlichen Niederlage (49:73) gegen Texas A&M – Corpus Christi. Sofie Fuglsang spielt derweil in ihrer dritten Saison für die D’Youville University, ein Team aus der zweiten Division, der NCAA II.
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