Basketball / Ben Kovacs Profidebüt mit Hindernissen
Wenn man Ben Kovac in einigen Jahren auf seine erste Profisaison anspricht, dann hat er sicher viel zu erzählen, und zwar nicht nur Sportliches. Gerade erst hat er sein Profidebüt in den Niederlanden gefeiert, dann ruht Corona-bedingt auch schon wieder der Ball.
Gut gelaunt geht Ben Kovac am frühen Dienstagabend ans Telefon. Der 21-Jährige sitzt gerade in seiner Wohnung in Den Helder und die sieht er zurzeit häufiger als ihm eigentlich lieb ist. Denn seit dem 14. Oktober geht in der niederländischen Basketballmeisterschaft rein gar nichts mehr. Die verschärften Maßnahmen, die die Regierung aufgrund der rasant steigenden Corona-Zahlen im ganzen Land vor zwei Wochen getroffen hat, machten auch vor dem Profisport nicht halt. Für Kovac und sein Team, die Den Helder Suns, bedeutet dies vorerst einmal eine vierwöchige Zwangspause, in der auch die Trainingseinheiten nicht mehr wie gewohnt stattfinden dürfen.
Überrascht zeigte man sich im Basketballmilieu nach dieser Entscheidung schon, wie Kovac erklärt: „Es hieß, dass der gesamte Sport mit Ausnahme des Profibereichs stillgelegt wird. Wir dachten zuerst, dass wir weiterspielen dürften, weil sich der niederländische Basketball in den letzten Jahren ja professionalisiert hat und für uns somit auch darunter fällt. Doch eine Ausnahme gibt es im Mannschaftsport nur für den Fußball.“ So müssen sich die Basketballer so einiges einfallen lassen, um weitertrainieren zu dürfen: „Fitnessstudios sind geschlossen oder bieten nur Kurse auf Termin an. So haben wir zurzeit dreimal die Woche Zoom-Workouts.“ Auch seine Teamkollegen sieht Kovac zurzeit nicht alle persönlich: „Mannschaftstraining gibt es aktuell nur in kleinen Gruppen à vier Leuten.“ Dabei legt man bei den Suns wert darauf, dass zum Beispiel die drei Point Guards zusammen mit jemandem trainieren, der an der Außenbande eingesetzt wird, oder die großgewachsenen Spieler gemeinsam einer Trainingsschicht zugeteilt sind. Dass die Kondition, die man nach der Saisonvorbereitung und den ersten Meisterschaftsspielen hatte, so nicht aufrechterhalten werden kann, scheint allerdings klar.
Für Kovac und seine Teamkollegen ging in den vergangenen Wochen jedenfalls alles viel zu schnell, wie der 20-Jährige erzählt. Zuerst gab es in einem Team einen positiven Corona-Fall: „Anders als in Luxemburg, wo dann die Partie auf ein späteres Datum verlegt wird, gab es hier direkt eine Forfait-Niederlage. Für das betroffene Team natürlich nicht so super.“ Dann schnellten nicht nur in der Liga, sondern im ganzen Land die Zahlen nach oben. „Wir haben sonntags noch in Den Haag gespielt, dienstags kam dann die Entscheidung der Regierung.“ Nach zwei Meisterschaftspieltagen war somit dann auch schon wieder Schluss.
„Noch keine Minute bereut“
Dabei hatten die Den Helder Suns, ein Team, das erst 2016 gegründet wurde und seit der Saison 2017/18 in der „Dutch Basketball League“ mitmischt, mit zwei Siegen in zwei Begegnungen einen hervorragenden Start in die Saison. Etwas überraschend war dies schon, wie der ehemalige Spieler das Basket Esch zugibt. Dabei verpasste Kovac das erste Saisonspiel noch aufgrund einer Fußverletzung: „Unser Belgier (Killian van den Langenbergh, d. Red.) und ich fielen zum Saisonstart aus, wir haben zudem nur einen Ami und nicht vier oder fünf, wie andere Vereine.“ Die Den Helder Suns waren so für Gegner ZZ Leiden mit ihrer begrenzten Rotation nur schwer einzuschätzen und das Team von Kovac hatte noch einen anderen Vorteil: „Unsere Halle ist vergleichsweise klein und andere Mannschaften spielen wohl nicht so gerne bei uns.“ Mit einem Dreier in letzter Sekunde gewann der Underdog so den Saisonauftakt gegen ein Team, gegen das man in der Pre-Season noch auf 28 Punkte verloren hatte, und holte sich Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben.
Im zweiten Spiel gegen die The Hague Royals durfte dann auch Kovac sein lang ersehntes Profidebüt feiern und auch hier gewannen die Suns mit 80:60. Der junge Sportsoldat stand 15:30 Minuten auf dem Parkett und steuerte acht Punkte und fünf Rebounds bei. „Ich glaube, dass ich mich schnell auf die Liga hier einstellen konnte. Man hat mir von Anfang an klargemacht, was man von mir erwartet und die Art und Weise, wie das Team spielt, harmoniert auch sehr mit meiner Spielweise“, meint der 20-Jährige, der seine Mannschaft auch für die dritte Begegnung gegen Aris Leeuwaarden in einer guten Ausgangsposition sah.
Die Entscheidung, sein erstes Profijahr in den Niederlanden zu verbringen, hat Ben Kovac, der lange von einer College-Karriere in den USA geträumt hatte, trotz der schwierigen Corona-Phase noch keine Minute bereut: „Es war auf jeden Fall der richtige Schritt. Ziel war es, in einer Vollprofiliga unterzukommen, in der ich mich ganz auf Basketball konzentrieren kann, etwas, was ich in den letzten Jahren nicht konnte und mir wirklich Spaß macht.“ Dass seine erste Profisaison gerade in eine Pandemiezeit fällt, daran kann er eben nichts ändern: „Natürlich ist es blöd, dass die Saison in Luxemburg gerade abgebrochen wurde, als ich mit der Grundausbildung bei der Armee fertig war und nach dieser langen Sommerpause nun hier in den Niederlanden unterbrochen wurde.“
Wie es nach der vierwöchigen Zwangspause weitergehen soll, das weiß noch keiner: „Fest steht, dass wir, sollte die Liga die Erlaubnis erhalten, wieder starten zu dürfen, nicht direkt am nächsten Tag wieder ins Spielgeschehen einsteigen können“, meint Kovac. Zuerst müssten erst einmal wieder die Trainingseinheiten aufgenommen werden, ein oder zwei Wochen später dann wieder der Ligabetrieb. Von einem kompletten Abbruch der Saison wurde unterdessen noch nicht geredet: „Das wäre nicht nur für mich eine Katastrophe.“ Vielmehr beschäftigt man sich im niederländischen Basketball nun damit, ein System einzuführen, bei dem Spieler und Mitarbeiter einmal die Woche getestet werden sollen. Zuschauer waren sowieso seit Saisonbeginn nicht erlaubt. Und eine Maske tragen, damit hatte Ben Kovac bisher eh kein Problem, wie er zum Abschluss erzählt: „Als ich mir mit meinem Vater im Sommer hier alles angeschaut habe, waren wir tatsächlich die Einzigen mit Maske, da wurden wir schon blöd angeschaut.“
Es war auf jeden Fall der richtige Schrittüber seinen Wechsel in die Niederlande
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