Basketball / Bridget Yoerger in ihrer zehnten Total-League-Saison in Luxemburg
Wenn morgen die Saison in der Total League der Damen mit der Nachholpartie zwischen den Musel Pikes und Ettelbrück nach einer mehr als dreimonatigen Pause wieder aufgenommen wird, dann steht mit Bridget Yoerger auch die Profispielerin auf dem Parkett, die aktuell am längsten in der höchsten luxemburgischen Liga unter Vertrag steht.
Ihre zehnte Saison bestreitet Bridget Yoerger nun schon in Luxemburg und das Großherzogtum ist für die 33-Jährige inzwischen mehr als nur eine zweite Heimat geworden. Seit nunmehr fast zwei Jahren besitzt die gebürtige US-Amerikanerin nämlich schon den luxemburgischen Pass und stand 2019 sogar für die FLBB-Damen bei den Spielen der kleinen Staaten im Montenegro auf dem Parkett. „Das Wichtigste ist in Luxemburg Anschluss, sozusagen seine ‚In-crowd‘, zu finden, und da hatte ich in meiner ersten Profisaison einfach fantastische Mitspielerinnen“, begründet Yoerger ihre Entscheidung, sich in Luxemburg niederzulassen und sogar die Landessprache zu lernen: „Natürlich hat dabei auch geholfen, dass ich von Anfang an einen luxemburgischen Freund hatte“, fügt sie lachend hinzu. An eine Rückkehr in die USA denkt die Spielerin der Musel Pikes demnach nicht mehr: „Wenn ich in die USA fliege, dann nur, um meine Familie zu besuchen. Wäre die nicht dort, würde ich wohl nicht mehr zurückfliegen. Für mich ist Luxemburg inzwischen mein Zuhause.“
Eltern und Geschwister hat Yoerger ein letztes Mal während der Weihnachtsfeiertage gesehen. Ein willkommener Tapetenwechsel, besonders da seit Ende Oktober der Spielbetrieb in der nationalen Basketballmeisterschaft stillstand: „Für mich ist der Besuch bei der Familie immer eine Auszeit vom realen Leben“, gibt sie schmunzelnd zu. Denn in Luxemburg ist die 33-Jährige sonst eigentlich immer doppelt beschäftigt. Neben dem Basketball arbeitet Yoerger nämlich auch noch als Lehrerin an der International School: „In den letzten Monaten war das natürlich von großem Vorteil, denn ich musste mir nicht wie andere Profispieler Sorgen machen, ob ich morgen noch Arbeit habe und mein Gehalt bekomme. Für viele ist die Situation zurzeit sehr schwer.“ In Nicht-Corona-Zeiten ist der Terminkalender für die 33-Jährige jedoch umso voller: „Ich habe gelernt, dass ich mir immer auch mal Zeit für ein Nickerchen nehmen muss“, verrät sie ihr Rezept, alles unter einen Hut zu bekommen.
Noch ohne Titel
Dies wird in den kommenden Wochen auch wieder nötig sein, denn wenn es nach Yoerger geht, dann soll die Saison für ihr Team bis in den Frühsommer hinein dauern – dann würden die Musel Pikes nämlich im Final Four um den Titel mitspielen und die Saison 2020/21 würde somit auch anders als die vorherige zu Ende gespielt werden. „Wir waren Anfang Januar schon etwas überrascht, als es hieß, dass die Saison wieder fortgesetzt werden darf. Nach der Woche Homeschooling hatte ich überhaupt nicht damit gerechnet“, betont die Profispielerin. Und so hieß es für Yoerger und ihre Teamkolleginnen in den letzten Wochen fleißig schwitzen, um wieder in Form zu kommen, auch wenn die gar nicht so schlecht war, wie man befürchten konnte: „Louis, unser Trainer, ist ja hauptberuflich Physiotherapeut und hat Trainingspläne und Workouts für uns zusammengestellt, an die sich auch jeder gehalten hat.“ So musste man laut der 33-Jährigen nicht wie im Sommer wieder bei null anfangen. „Am Anfang waren wir natürlich alle langsamer, aber wir haben schnell Fortschritte gemacht. Es kommt einem wirklich nicht so vor, als wären drei Monate Pause gewesen.“
Für die Musel Pikes kam die Saisonunterbrechung dennoch zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, denn als einziges Team waren die Spielerinnen von Trainer Louis Wennig Ende Oktober noch ungeschlagen: „Ich hatte das Gefühl, dass das Team von Jahr zu Jahr besser zusammengewachsen ist und wir mit Mikayla (die zweite Profispielerin Ferenz, d.Red.) das fehlende Puzzlestück gefunden haben“, erklärt Yoerger, die mit dem Team ihre vierte Saison bestreitet. „Die Zusammenarbeit mit unserem Trainer funktioniert zudem sehr gut, er geht zum Beispiel auch auf unser Feedback ein.“ Mit den routinierten Cathy Schmit, Carole Sitz oder auch Laure Diederich besitzen die Pikes zudem einiges an Erfahrung: „Wir scherzen schon, dass wir die Omis der Liga sind.“
Für mich ist Luxemburg inzwischen mein ZuhauseMusel Pikes
Und so will man in den kommenden Wochen noch einmal richtig angreifen. Denn eines fehlt Bridget Yoerger, die 2011/12 ihre erste Saison in Luxemburg für den Racing bestritt und anschließend fünf weitere in Contern, allerdings noch: einen Titel im luxemburgischen Basketball. „In Contern waren wir einmal sehr nach dran“, erinnert sie sich mit gemischten Gefühlen, denn ausgerechnet in der Finalserie gegen Steinsel zog sie sich 2015 einen Meniskusriss zu: „Sonst wäre der Titel möglich gewesen.“ Und so muss sich Yoerger in Sachen Titel an ihre Zeit in den Niederlanden, ihre erste Profistation, zurückerinnern, wo sie zwei Jahre spielte und 2011 mit Leiderdorp Meister wurde: „Bevor ich nach Luxemburg kam, holten wir sogar das Double. Doch dann ging das Team pleite und so war der Wechsel zum Racing überhaupt erst möglich.“
Dass sie einmal für das luxemburgische Nationalteam auflaufen würde, konnte sie zu dem Zeitpunkt noch nicht ahnen. Und ihre Teilnahme an den JPEE soll keine Ausnahme gewesen sein, wie sie verrät: „Im Sommer steht die Kleinstaaten-EM in Zypern auf dem Programm, wo ich wieder für Luxemburg auflaufen werde, wenn sie denn hoffentlich stattfindet.“ Ein weiteres Zeichen dafür, wie wohl sich die 33-Jährigen in Luxemburg fühlt: „Es ist einfach cool, dass ich diese Möglichkeit überhaupt erhalten habe.“ Zuvor steht mit der Nachholpartie morgen gegen Ettelbrück jedoch erst einmal der „Restart“ der Saison 2020/21 auf dem Programm.
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