Turnen / Bronze am Reck: Gelungenes Debüt für Quentin Brandenburger bei den Luxembourg Open
Erstmals seit Sascha Palgen mischt wieder ein luxemburgischer Kunstturner auf internationalem Seniors-Niveau mit. Bei den Luxembourg Open konnte Quentin Brandenburger auf Anhieb überzeugen und gleich eine Medaille am Reck feiern.
Er bewahrte sich das Beste für den Schluss auf: Als letzter Turner ging Quentin Brandenburger am Samstag ins Finale am Reck, es war gleichzeitig auch die letzte Übung eines Turners an diesem Wochenende der Luxembourg Open. Und der FLGym-Athlet zeigte einmal mehr, dass er ein richtiger Wettkampftyp ist. Von Nervosität keine Spur. Jedes Flugelement fing der 18-Jährige mit einem sicheren Griff, auch beim Abgang gab es nur einen kleinen Wackler. Am Ende leuchtete eine Wertung von 12,250 Punkten auf der Anzeigetafel auf und in der Sporthalle in Belair brach großer Jubel aus. Brandenburger hatte sich bei seinem ersten richtig großen Seniors-Wettkampf mit Bronze gleich eine Medaille geschnappt. „Da vor mir einige Turner gestürzt waren, wussten wir, dass es für Bronze reichen könnte, wenn ich sauber durchturne. So haben wir uns dann auch entschieden, die Übung etwas zu ändern, eigentlich hatte ich einen risikoreicheren Teil“, erklärt der junge Turner die spezielle Situation zum Ende des Wettkampfes. Und die Taktik von Brandenburger und seinem Trainer Jacques Renson ging schließlich voll auf.
Für den 18-Jährigen war es der Höhepunkt eines vollgepackten Wochenendes, an dem er ein ungewohnt strammes Programm abspulen musste. Nach dem Mehrkampf am Freitag, bei dem er mit einer Gesamtwertung von 72,934 Punkten den 7. Rang belegte, bestritt er am Samstag nämlich gleich fünf Gerätefinals: „Für mich ist es das erste Mal, dass ich quasi zwei Mehrkämpfe an zwei aufeinanderfolgenden Tagen turnen musste. Es ist aber überraschend gut gelaufen, fast überall besser als am Freitag. Die Übungen waren im Allgemeinen sauberer als noch am Vortag“, so das positive Fazit des 18-Jährigen. Und so war Brandenburger vor allem damit zufrieden, dass er einige neue Elemente nun auch unter Wettkampfbedingungen ausprobieren konnte. „An den Ringen habe ich mich beim Finale an einem neuen Abgang versucht, den ich so noch nie gezeigt habe.“ Auch wenn es hier einen Sturz gab, so war das nicht weiter dramatisch. „Ich wusste, dass ich diesen zeigen musste, wenn ich an diesem Gerät eine Chance auf eine Medaille haben wollte. Ich bin froh, dass ich es probiert habe. Am Ende war es eigentlich auch ganz knapp.“
Weiter nach Cottbus
Für den Schüler des Sportlycée ist es bekanntlich das erste Jahr im Seniors-Bereich und nach dem Christmas Gym Cup im Dezember waren die Luxembourg Open erst der zweite Wettkampf auf diesem Niveau. In Belair trat er nun auch zum ersten Mal gegen Turner anderer Nationalkader, wie zum Beispiel Belgien, Israeal, Polen oder Litauen an, das immerhin mit seinem Reck-Europameister Robert Tvorogal angereist war. Auf diesem Level nun erst einmal richtig Fuß fassen, das war auch das große Ziel der letzten Tage. „Es ist völlig anders, man tritt gegen Leute an, die sechs, sieben Jahre älter sind als du selbst. Es ist einfach ein ganz anderes Level und zu sehen, dass man selbst jetzt auch dort seinen Platz hat, ist richtig cool“, so Brandenburger.
Und am Dienstag geht es für den jungen Turner und seinen Trainer auch schon weiter Richtung Cottbus, wo Brandenburger an seinem ersten Weltcup teilnehmen wird. Ein Wettkampf, bei dem sich das „Who is Who“ des internationalen Turnsports messen wird. „Da erwarte ich nicht zu viel. Ich möchte einfach das Niveau kennenlernen und meine Übungen so turnen wie auch im Training. Und vor allem möchte ich dort auch Spaß haben.“ Und so werden Renson und Brandenburgrer auch vor Ort schauen, welche Geräte der FLGym-Athlet am Ende bestreiten wird. Dass es kein kompletter Mehrkampf sein wird, das steht schon jetzt fest. Es sind die ersten Schritte von Quentin Brandenburger in einem Jahr 2023, das als Höhepunkte die EM im Frühling in Antalya und dann, falls die Qualifikation gelingt, im Herbst die WM in Antwerpen bietet. Hier könnte der 18-Jährige dann den Versuch starten, sich für die Olympischen Spiele in Paris zu qualifizieren. „Für mich gilt es jetzt, konstanter und sauberer in meinen Übungen zu werden“, so der Turner der Etoile Rümelingen.
Die Realität sehen
So sieht es auch sein Trainer Jacques Renson: „Die Luxembourg Open waren für uns ein Testwettkampf. Es ist wichtig, Quentin für den Moment, in dem es zählt, in die richtige mentale Verfassung zu bringen. So haben wir einige Sachen getestet, die bei der EM gezeigt werden sollen. Es hat sich nicht immer ausgezahlt, so wie an den Ringen, doch das ist nicht weiter schlimm.“
Dabei spricht der Nationaltrainer auch noch einmal die Problematik an, mit denen sich seine Schützlinge tagtäglich herumschlagen müssen: die Trainingsinfrastruktur im INS, die mit ihrem begrenzten Platz alles andere als ideal und nicht mehr auf dem neuesten Stand ist. „Wir haben nicht die gleichen Geräte beim Training wie hier beim Wettbewerb und das ändert sehr viel. Die anderen Turner haben das Glück, dass sie besser ausgestattete Trainingsräume mit verschiedenen Geräten haben. Das haben wir nicht. Wir müssen uns erst einmal auf das neue Material einstellen. Die Landungen erfolgen hier zum Beispiel auf weißem Untergrund, dafür sind wir blind. Das macht einen großen Unterschied.“ – Im INS trainieren die Turner auf blauen Matten.
Umso bemerkenswerter, was seine Schützlinge dann bei Wettkämpfen wie den Luxembourg Open zeigen. Auf was es für Brandenburger in den kommenden Wochen ankommen wird, das weiß Renson genau: „Er braucht jetzt Wettkämpfe wie Cottbus, um die Realität zu sehen. Dass es in jedem Land Turner wie ihn gibt, die auf die gleichen Ziele hintrainieren. Wir werden nicht eingeschüchtert sein, gehen aber trotzdem dahin, um erst einmal Erfahrung zu sammeln, vor allem im mentalen Bereich. Für ihn wird es wichtig sein, mit dem Druck klarzukommen, als 18-Jähriger gegen die Weltspitze. Das ist neu für ihn.“
Im Überblick:
Luxembourg Open:
Mehrkampf Seniors: 1. Robert Tvorogal (LTU) 78,666 Punkte, 2. Victor Martinez (B) 78,399, 3. Uri Zeidel (ISR) 78,267 … 7. Quentin Brandenburger 72,934
Gerätefinals:
Boden: 1. Martinez 13,950 … 6. Brandenburger 12,750
Pauschenpferd: 1. Gytis Chasazyrovas (LTU) 13,550 … 6. Brandenburger 11,700
Ringe: 1. Liam de Smet (B) 13,400 … 6. Brandenburger 11,100
Sprung: 1. Filip Sasnal (PL) 12,350
Barren: 1. Sasnal 13,350 … 4. Brandenburger 12,900
Reck: 1. Martinez 13,300 … 3. Brandenburger 12,250
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