Powerlifting / „Champions en masse“: 32 Landesrekorde wurden bei den Nationalmeisterschaften gebrochen
Mit 28 Teilnehmern gingen am Sonntag die „Nationals“ im Kraftdreikampf über die Bühne. Sehr gute Ergebnisse wurden in der Kniebeuge erzielt, wobei von 84 Versuchen nur drei ungültig waren. „Allen in allem sind wir auf dem richtigen Weg und auch die Zusammenarbeit ist großartig“, lautete das Fazit von Weltverbands-Präsident Gaston Parage, der durch das dicht besetzte Turnier führte. Zusätzlich zu den 32 neuen Nationalrekorden wurde noch ein 33. Rekord verzeichnet – der vonseiten der Zuschauer aufgestellt wurde.
„Wir brauchen uns nicht zu verstecken, denn wir haben ,champions en masse‘“, hatte Nationaltrainer Alain Hammang bereits bei der Jahreshauptversammlung des SC Hamm 1970 gesagt, als er näher auf die Entwicklung des Powerliftings in Luxemburg einging. Die Champions traten am Sonntag in der Hammer „Omnisports“-Halle gegeneinander an und lieferten sich zum Teil sehr enge Wettkämpfe. Zwei von ihnen stachen besonders hervor: Ankie Timmers, beste Athletin des Turniers, und der beste Athlet Gabriel Ndoja, die mit 93,67 bzw. 85,99 Good Lift Points jegliche Konkurrenz hinter sich ließen.
Gleich bei ihrem ersten Einsatz für Luxemburg ließ es Ankie Timmers (SC Hamm 1970) ordentlich krachen: Nicht nur stellte die Weltklasse-Athletin ganze neun Nationalrekorde an einem Tag bei den Frauen bis 84 kg Körpergewicht auf, sondern verbesserte auch ihr persönliches „best ever“ im Bankdrücken. Sie hätte es bei ihren bisherigen 122,5 kg, die sie bereits auf EM- und WM-Ebene zur Strecke erzielt hat, belassen können. Doch als amtierende Europa- und Weltmeisterin im Equipped- und jeweils Bronzemedaillen-Gewinnerin im Classic-Bankdrücken wollte sie es nochmal wissen und ließ 124 auflegen. Mit Leichtigkeit schaffte sie sowohl dieses Gewicht als auch die 171 kg im Squat und die 200 kg im Deadlift. 495 kg sind ein Gesamtergebnis, auf das Luxemburg stolz sein kann.
Gabriel Ndoja (Hamm), aktuell wie Timmers mitten in der Vorbereitung auf die Europameisterschaften im Mai, lag mit 267,5 in der Kniebeuge und 282,5 im Kreuzheben unter seinen bisherigen Bestleistungen, erzielte allerdings einen neuen Luxemburger Rekord von 186 im Bankdrücken. Das Resultat von 736 kg ist ein wahres Zeugnis dessen, was ein Westeuropameister imstande ist, zu leisten.
Wenn 2,5 kg den Unterschied bilden
Während in diesen beiden und noch weiteren Kategorien die Ergebnisse eindeutig waren, kam es insbesondere bei den Junioren bis 93 kg zu einem echten Kopf-an-Kopf-Rennen. Philippe Gasché (Silverbacks) sollte diese Klasse wie erwartet für sich entscheiden – 545 kg gingen insgesamt auf sein Konto. Zwischen Ben Feiereisen und Daniel Matos Pedroso (beide Hamm) entbrannte ein spannender Zweikampf um Silber, den Matos Pedroso mit nur 2,5 kg Vorsprung für sich entschied.
Ein ähnliches Szenario bildete sich in der Open-Klasse bis 93 kg. Gabriel De Almeida (Hamm) heißt der neue Landesmeister, der mit 630 kg die Konkurrenten hinter sich ließ. Doch im Kampf um den zweiten Platz ließen Alessio Pizzutilo (Hamm) und Dylan Tavares (Silverbacks) bis zum Schluss Spannung aufkommen. Lange sah es so aus, als hätte Pizzutilo mit 200 in der Kniebeuge und 155 im Bankdrücken die Nase vorn. Doch dann überraschte Tavares unter tosendem Applaus mit einem Deadlift von 267,5 – und zog mit nur 2,5 kg mehr als Pizzutilo davon. Die Zeichen stehen auf Revanche.
Doch auch ernüchternde Ergebnisse gehören bei solchen Turnieren dazu. Während es bei ganzen 84 Versuchen in der Kniebeuge nur drei ungültige gab, ließen mehrere Athleten im Bankdrücken Punkte liegen. „Das war nicht mein Tag“, meinte die auch international aktive Hammer Athletin Alba Jurado, die in der Open-Klasse bis 63 kg den Meistertitel sowie einen neuen Rekord von 132 im Squat und 173 im Deadlift holte. Doch in Letzterem und im Bench Press wäre noch mehr möglich gewesen, weiß die ehrgeizige Sportlerin. Das Gesamtergebnis von 380 kg, wenngleich es keine persönliche Bestleistung ist, lässt dennoch aufhorchen.
Mehr im Bankdrücken hat auch Junior-Landesmeisterin bis 63 kg Emma Weydert (Hamm) bereits geschafft. Dafür konnte sie mühelos 115 in der Kniebeuge und 145 im Kreuzheben – beides nationale Bestmarken – zur Strecke bringen, was ebenfalls ein Rekordergebnis von 315 ergibt.
Nadia Baustert (Silverbacks) schaffte nach einer verletzungsbedingten Pause ein Comeback nach Maß und stellte nicht nur im Squat einen neuen Landesrekord von 135 auf, sondern auch zwei im Bankdrücken von 80 und 82,5. Weniger gut lief das Kreuzheben für die Athletin, wobei 150 kg dennoch für ein Endergebnis von 367,5 kg reichten.
Mehrere Westeuropa-Qualifikationen
Philippe Parage (Junioren +120, Hamm) konnte sich mit 717,5 insgesamt für die Westeuropa-Meisterschaften im Classic-Powerlifting qualifizieren. Die Normen im Equipped hat er bereits geschafft. 275 im Squat, 160 im Bankdrücken und 282,5 im Deadlift sind Leistungen, mit denen der Athlet auch international vorne mitmischen kann.
Top-Supporter: „Net ouni de Jos“
Ein großer Unterstützer aller Luxemburger Powerlifter ist Jos, der Vater von -66-kg-Landesmeister Kevin Nilles. Nicht nur ist er bei jedem für ihn möglichen Wettkampf in der ersten Reihe dabei und feuert die Athleten an, sondern kennt auch die Regeln gut. Zusammen mit Schwimmprofi Julien Henx und vielen anderen Zuschauern gehört er zu den treuesten Supportern. Gegenüber dem Tageblatt lobte er insbesondere die Organisation der Wettkämpfe und den Fortschritt der Athleten. Einige hätten große Sprünge nach vorne gemacht, so der Powerlifting-Kenner.
Knapp verpasst hat Kevin Nilles (Hamm), der neue Landesmeister in der Open-Klasse bis 66 kg, die Westeuropa-Minima. Die dritten Versuche in Bench Press und Deadlift misslangen – im Gegensatz zum neuen Luxemburger Rekord von 185 in der Kniebeuge. Doch die WEC-Normen sind nur noch 7,5 kg entfernt und mit dem Endergebnis von 505 kg hat der Athlet einen weiteren Schritt in diese Richtung gemacht.
Ein weiterer nationaler Rekord ging auf das Konto von Jeff Schmitz (Silverbacks), dem Gewinner in der -74-kg-Kategorie, der seine bisherige Bestleistung im Kreuzheben auf 223 hochschraubte. Sein Trainer, Mark Notschaele (Masters 3, +120), sollte nochmals die Erwartungen übertreffen und sich mit einem Squat von 241 sowie einem Bench Press von 163 erneut in die Luxemburger Rekordbücher eintragen. 659 insgesamt sind ein Maßstab für einen Weltmeister.
Wenn es um Luxemburgs Präsenz auf der internationalen Bühne geht, wird ein weiterer Name häufig auf den Meldelisten auftauchen: Tomás Vincente Santana. Der Subjunior unter 83 kg vom SC Hamm erzielte nicht weniger als acht Rekorde am Sonntag. Mit einem Gesamtergebnis von 539, zusammengesetzt aus 191, 128 und 220, hat er sowohl die Minima für die Westeuropa- als auch für die Europameisterschaft erreicht.
Der 33. Rekord
Neben den unzähligen „personal bests“ und nationalen Rekorden sorgte auch das zahlreich erschienene Publikum für eine Premiere. Lange in den Hintergrund geraten, locken die Powerlifting-Wettkämpfe in Luxemburg immer mehr Zuschauer an und folgen so dem weltweiten Trend. Zweimal mussten Stühle hinzugefügt werden, weil die vorgesehene Anzahl nicht reichte. Auch das sei ein neuer Rekord, meinten Gaston Parage und Mark Notschaele unisono. Parage erwähnte die steigende Beliebtheit des Sports bei Frauen. Mit seinem Amt geht ein entsprechend gefüllter Terminkalender einher: Gleich nach dem Luxemburger Turnier ging es weiter nach Kroatien zu den Europameisterschaften. Dort sind mehr Frauen als Männer angemeldet, verriet der IPF-Vorsitzende dem Tageblatt.
Bemerkenswert war auch die Tatsache, dass mehrere Athleten gleich im Anschluss an ihren sportlichen Leistungen noch als Schiedsrichter bzw. Spotter im Einsatz waren. Für manche wird es bereits im Mai, wenn die Europameisterschaften im Equipped in Hamm ausgetragen werden, weitergehen; für alle anderen geht es bei der „Coupe de Luxembourg“ im Juni nochmal ums Ganze.
3 Fragen an … Nadia Baustert
Sie sind Landesmeisterin in der Open-Kategorie bis 69 kg. Ihr persönliches Fazit des Wettkampfs?
Ich bin ganz zufrieden. Ich habe neue Rekorde im Bankdrücken und in der Kniebeuge aufgestellt, worüber ich mich natürlich freue. Nur der Deadlift und ich – wir werden niemals Freunde sein. (lacht)
Letztes Jahr waren Sie von Verletzungssorgen geplagt …
Ja, ich hatte mir eine größere Verletzung zugezogen, um die ich mich erst mal kümmern musste. Dadurch fiel ich längere Zeit aus. Es dauerte sechs Monate, bis ich wieder wie gewohnt trainieren konnte. Das ist schon ziemlich viel Zeit. Ich konnte nur an der nationalen Bench-Press-Meisterschaft teilnehmen.
Sie haben auch bereits angefangen, mit Equipped-Material zu trainieren. Wie laufen die Vorbereitungen? Werden Sie an der EM im Mai teilnehmen?
Das weiß ich ehrlich gesagt noch nicht. Ich habe bereits angefangen, mit Bandagen (Equipment für Kniebeugen, Anm. d. Red.) zu trainieren, aber muss jetzt schauen, wie es weitergeht. Es hängt von vielen Aspekten ab wie Training und Job.
Alle Ergebnisse
Junioren -63 kg: Platz 1: Emma Weydert (115 kg Squat, 55 kg Bench Press, 145 kg Deadlift, 315 kg Total)
Open, -57: Platz 1: Lara Fischbach (115/70/135; 320)
Open, -63: Platz 1: Alba Jurado (132/75/173; 380)
Open, -69: Platz 1: Nadia Baustert (135/82,5/150; 367,5); Platz 2: Marina Alexandreas (110/62,5/117,5; 290)
Open, -84: Platz 1: Ankie Timmers (171/124/200; 495); Platz 2: Elyna Weber (145/85/155; 385)
Open, +84: Platz 1: Laura Giacomini (125/62,5/137,5; 325); Platz 2: Anouk Peters (95/52,5/120; 267,5)
Subjunioren, -83: Platz 1: Tomás Vincente Santana (191/128/220; 539)
Subjunioren, -120: Platz 1: Aaron Ferreira (200/130/207,5; 537,5)
Junioren, -74: Platz 1: Ethan Scheepers (165/100/205; 470)
Junioren, -83: Platz 1: Raphaël Reuter (175/120/220; 515)
Junioren, -93: Platz 1: Philippe Gasché (205/120/220; 545); Platz 2: Daniel Matos Pedroso (200/107,5/195; 502,5); Platz 3: Ben Feiereisen (187,5/100/212,5/500)
Junioren, +120: Platz 1: Philippe Parage (275160/282,5; 717,5)
Open, -66: Platz 1: Kevin Nilles (185/100/220; 505)
Open, -74: Platz 1: Jeff Schmitz (165/120/223; 508)
Open, -83: Platz 1: Yannick Djankou (210/152,5/235; 597,5)
Open, -93: Platz 1: Gabriel De Almeida (237,5/155/237,5; 630); Platz 2: Dylan Tavares (170/110/267,5; 547,5); Platz 3: Alessio Pizzutilo (200/155/190; 545); Platz 4: Carlos Bessa (167,5/105/180; 452,5)
Open, -105: Platz 1: Tiziano Gasparro (210/140/200; 550)
Open, -120: Platz 1: Gabriel Ndoja (267,5/186/282,5; 736)
Masters 1, -105: Platz 1: João Bomfim (190/105/200; 495 kg)
Masters 3, +120: Platz 1: Mark Notschaele (241 kg/163/255; 659)
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