Basketball / Das verflixte zweite Jahr: Hostert steht vor einer großen Hürde
Tabellenletzter, Trainerwechsel, Verletzungsprobleme: Der Gréngewald Hostert erlebt eine schwierige Saison. Dass der Weg wohl ins Play-down führen wird, weiß auch Kapitän Yannick Julien, der keine Ausreden sucht.
Dass es keine einfache Saison werden könnte, dessen war man sich beim Gréngewald bereits vor dem Beginn der laufenden Spielzeit bewusst. Bekanntlich ist das zweite Jahr nach dem Aufstieg oftmals schwerer, der Überraschungseffekt weg. Das verflixte zweite Jahr eben. Das bestätigt auch Yannick Julien. Der Hosterter Kapitän, mit seinen 39 Jahren zugleich auch ältester Spieler der Luxembourg Basketball League, weiß bestens, wie der Hase läuft und versucht auch nicht, die derzeitige Situation seines Herzensvereins schönzureden.
„Wir stehen vor einem Berg, dem höchsten, den der Gréngewald in den letzten Jahren gesehen hat, sozusagen der Mount Everest. Es geht rauf und runter, runter und rauf.“ Für den Routinier ist klar, dass dem Team in den kommenden Wochen ein harter Kampf bevorstehen wird. „Was die Herren betrifft, hatte der Gréngewald viele schwere Zeiten, die härteste, glaube ich, kommt jetzt. Nicht umsonst heißt es, dass die zweite Saison nach dem Aufstieg die schwierigste ist und wir kriegen es im Moment von allen Seiten ein wenig zu spüren.“
Mit drei Siegen und zwölf Niederlagen liegt Hostert derzeit am Tabellenende und Probleme gibt es so einige. So hat Ende November Trainer Amadeo Dias etwa den Klub verlassen. „Schlussendlich war es nicht das, was gepasst hat, auch wenn ich mir das wirklich gewünscht hätte. Leider ist es für einen luxemburgischen Coach nicht einfach, sich hier im Land zu beweisen. Ich bin jedoch froh, dass schließlich Ricky Easterling zugesagt hat.“ Den US-Amerikaner, der auch den deutschen Pass besitzt, hätte man in Hostert gerne schon im Sommer verpflichtet. „Zum Glück konnte ich ihn dann bei der zweiten Chance an Land ziehen“, betont Julien. Für den Kapitän jedenfalls ein Trainer, auf den man längerfristig setzen möchte.
Keine Ausreden
Dann blieb Hostert auch das fast schon traditionelle Wechselkarussell nicht erspart. Maurice Calloo ist inzwischen die dritte Verpflichtung auf der zweiten Ausländerposition. „Bis zum letzten Spiel sah es mit ihm eigentlich ganz gut aus. Bleibt zu sehen, was gegen Esch los war.“ Die Auftaktpartie des neuen Kalenderjahres ging für den Gréngewald gegen den amtierenden Meister nämlich deutlich verloren. In dieser Partie erzielten Julien und Co. gerade einmal 45 Punkte. Zu wenig, wenn man noch Richtung Play-offs und den damit verbundenen sicheren Klassenerhalt schielen möchte.
Es war eine Partie, in der auch ein Spieler wie Ben Hurt schmerzlich vermisst wurde. Verletzungsprobleme gab es in den letzten Wochen ebenfalls reichlich, wie der 39-Jährige erklärt. „Wenn man bedenkt, dass Ted (Schleimer) rund zwei Monate fehlte und nach einem Training am Sonntag gegen Esch dann schon wieder so lange gefordert war.“ Wenn dann auch noch ein Spieler wie der Deutsche Thomas Henkel, der beruflich im Ausland weilte, nicht dabei sein kann, dann wird es gerade gegen ein Team wie Esch richtig schwer. Dennoch möchte Yannick Julien dies nicht als Ausrede gelten lassen. „Nicht alles ist auf die vielen Verletzungen zurückzuführen. In unseren Reihen gibt es auch Sachen, die besser sein könnten. Sei es nun Training oder Trainingspräsenz.“
Ich glaube, jeder weiß, dass meine Zeiten eigentlich vorbei sind. Doch man hat gesehen, dass ich noch für die eine oder andere Minute gut bin.
Und so war am letzten Spieltag dann auch der Älteste im Bunde während fast zehn Minuten gefordert. „Ich glaube, jeder weiß, dass meine Zeiten eigentlich vorbei sind. Doch man hat gesehen, dass ich noch für die eine oder andere Minute gut bin“, gibt der Hosterter Spielführer lachend zu. In einer Zeit, in der viele Spieler schon mit Ende 20 ihre Basketballschuhe an den Nagel hängen, ist der 39-Jährige noch immer voll motiviert. „Ich versuche einfach, dort zu helfen, wo ich gebraucht werde – auch dabei, die Jugendspieler zu motivieren.“
Dass der Weg dann auch nur über die Integration von jungen Talenten führt, dessen ist sich Julien sicher. Im derzeitigen Kader des Gréngewald stehen nämlich nicht weniger als fünf Spieler, die 30 oder älter sind. „Ich schaue nicht nur auf diese Saison, sondern auch auf die nächsten. Ich weiß, was da vor unserem Herrenteam steht, da darf man die Augen nicht vor verschließen. In den nächsten zwei Jahren werden da drastische Änderungen kommen. Unter anderem, weil einige Spieler klar gesagt haben, dass sie nur noch eine Saison spielen.“ Und so hofft der Kapitän, dass man längerfristig auf Trainer Ricky Easterling bauen kann, auch mit dem Ziel, die jungen Spieler ins Team zu integrieren. „Das war ein wichtiger Punkt, den wir vor seiner Verpflichtung mit ihm besprochen haben.“
Richtung Play-down
Was in den nächsten Wochen anstehen wird, das weiß Yannick Julien dann auch ganz genau. Auch wenn es noch Chancen auf das Play-off gibt, so dürfte die Tendenz eher Richtung Play-down gehen, wie auch der 39-Jährige zugibt. Denn will man im Gréngewald noch die Top acht erreichen, muss alles optimal verlaufen und dringend eine Siegesserie her. Aktuell geht es somit auch schon darum, gegen mögliche direkte Konkurrenten, wie am Mittwoch in einem vorgezogenen Spiel gegen den Kordall, zu punkten. Denn dass der Abstiegskampf dreckig wird, ist bekannt. „Man muss darauf hinarbeiten, am Ende nicht Elfter oder Zwölfter zu werden, aber auch, nicht in die Relegation zu müssen, denn da wird es ebenfalls dreckig. Auch wenn bisher noch kein Zweitligist hier aufsteigen konnte. Doch am liebsten möchte ich es nicht darauf ankommen lassen.“ Eine Situation, durch die Hostert bekanntlich bereits in der letzten Saison gegen Mondorf gehen musste.
Und sollte es am Ende dann nicht reichen, wäre es noch kein Beinbruch, auch wenn Julien in der nächsten Spielzeit gerne weiter den Titel des „Oldie der LBBL“ innehätte. „Wir wollen versuchen, in der ersten Liga zu bleiben. Sollte es nicht so sein, wird aber auch niemand uns böse sein. Dann muss man, vielleicht kleiner, wieder neu beginnen.“
Zurück im „Atert“
Lange mussten sie warten, am Freitag ist es endlich so weit: Die Sparta Bartringen darf zurück in ihre Spielstätte, das Centre Atert. Zweifelsohne eine der schönsten Basketballhallen des Landes. Zweieinhalb Jahre konnten die Spartaner nicht mehr in ihrer Halle spielen, die durch die Überschwemmungen im Juli 2021 großen Schaden, vor allem am Parkett, erlitten hatte. Zuletzt trugen die Bartringer ihre Heimspiele somit in der Halle Niki Bettendorf aus, die Anfang 2022 eröffnet wurde. Um 18.45 Uhr werden am Freitag die Damen ihr Atert-Comeback gegen Contern feiern, bevor die Herren um 20.45 Uhr gegen Tabellenführer Steinsel antreten. Beides unter dem Motto „Finally back home“.
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