Basketball / Die FLBB-Damen stehen in ihren letzten beiden Spielen der EM-Qualifikation vor einer großen Herausforderung
Verletzungssorgen, die in den vergangenen Wochen immer weiter zunahmen: Der Abschluss der EM-Qualifikation 2023 – am Donnerstag in der Coque gegen Italien und am Sonntag auswärts in der Slowakei – wird für die FLBB-Damen kein einfaches Unterfangen.
Wenn man denkt, es könnte kaum noch schlimmer kommen, dann kommt es oft erst recht knüppeldick. So ähnlich kann man die Situation bei den FLBB-Damen vor dem letzten Zeitfenster der Qualifikation für die EM 2023 bezeichnen. Bereits im vergangenen November musste Nationaltrainer Mariusz Dziurdzia auf eine ganze Reihe an Stammkräften verzichten. Zum einen waren da die fünf Spielerinnen, die am College in den USA Studien und Basketball kombinieren: Anne Simon, Svenia Nürenberg, Julija Vujakovic, Jo Oly und Sofie Fugelsang können für Zeitfenster mitten in der Saison bekanntlich nicht anreisen. Dann kam die Verletzung von Magaly Meynadier hinzu, die sich im vergangenen Frühling einen Kreuzbandriss zuzog und gleich zweimal operiert werden musste. Mit ihr und Nadia Mossong, die nach dem vollgepackten Herbst mit den EuroCup-Spielen des T71 eine Pause benötigte, fehlten im zweiten Zeitfenster ausgerechnet die beiden Topscorerinnen der ersten beiden Qualifikationsspiele Ende 2021.
Dennoch schlug sich das Team vor drei Monaten mehr als beachtlich, hielt gegen die Slowakei eine Halbzeit lang mit und verlor am Ende auf 20 Punkte (57:77). Ein paar Tage später gelang in der Schweiz dann sogar der erste Erfolg dieser Kampagne, und dies auch noch überraschend souverän (81:43). Trotz der vielen Ausfälle hatten sich die FLBB-Damen demnach hervorragend verkauft und konnten eigentlich mit einem positiven Gefühl dem letzten Zeitfenster im Februar 2023 entgegensehen.
Hiobsbotschaften
Doch dann folgte in den letzten Wochen eine Hiobsbotschaft nach der anderen: Catherine Mreches, Michelle Dittgen, Laurie Irthum und Joy Baum können verletzungsbedingt nicht antreten. Estelle Muller muss ihrerseits studienbedingt passen, denn an der Uni in Deutschland ist derzeit Examensphase. Im 13-köpfigen Kader stehen für die beiden letzten Partien, am Donnerstag in der Coque gegen Tabellenführer Italien und am Sonntag in der Slowakei, damit gleich sechs Spielerinnen, die gerade einmal zwischen 16 und 18 Jahre alt sind. „Um ehrlich zu sein, ist das für diese Mädels einfach viel, viel zu früh“, betont Nationaltrainer Mariusz Dziurdzia, der im Endeffekt froh ist, dass er überhaupt 13 Spielerinnen nominieren konnte.
Für die Entscheidung, die jungen Nachwuchstalente ins Team zu berufen, hat er auch eine ganz logische Erklärung: „Sie spielen in den Jugendkadern, kennen die Systeme. In den wenigen Tagen, in denen ich in der Vorbereitung alle Spielerinnen zusammenhabe, können sie uns im Training dadurch sehr weiterhelfen. Sie haben genau das im Sommer gespielt, dadurch ist einfach ein gewisser Spielfluss da.“ Eine einmalige Chance jedenfalls für diese jungen Spielerinnen: „So früh erhält nicht jeder eine solche Möglichkeit, es liegt jetzt an ihnen, diese auch zu ergreifen.“ Kritik, dass eine Spielerin wie die Bartringerin Lena Mersch, die eine starke Saison spielt, nicht nominiert wurde, will der Nationaltrainer unterdessen nicht gelten lassen: „Sie war noch nie bei uns, dann ist es auch schwer, einen innerhalb von gerade einmal vier Tagen einzubinden.“ Für Dziurdzia heißt das aber nicht, dass die Tür für solche Spielerinnen auch in Zukunft zu bleibt. „Wenn es längere Vorbereitungsphasen gibt, kann man auch ganz neue Leute einladen.“
Froh zeigt sich der FLBB-Coach dann jedoch darüber, dass mit Nadia Mossong die wohl erfahrenste Spielerin der Liga noch einmal zurückkehrt und auch, dass sich Lisa Jablonowski kurzfristig dazu bereit erklärt hat, bei der Italien-Partie dabei zu sein. „Auch sie hat Examensphase, schafft es aber, für zwei Tage nach Luxemburg zu kommen und ist am Donnerstag dabei.“ Danach geht es für die ehemalige Profispielerin, die seit dieser Saison bekanntlich keinen Klub mehr hat und sich auf ihr Studium in München konzentriert, zurück zur Uni. Beim Auswärtsspiel am Sonntag ist sie also nicht mehr dabei.
Einsatz und Kampfgeist
Dass die beiden Partien gegen das Spitzenduo der Gruppe H alles andere als einfach werden, dessen ist sich der Nationaltrainer bewusst. „Uns fehlen fünf Spielerinnen aus dem letzten Zeitfenster. Wenn man Lisa gegen die Slowakei dazuzählt, sogar sechs. Mit Magaly und den College-Spielerinnen sind wir sogar bei mehr als zehn. So etwas habe ich bisher noch nicht erlebt.“ Zu allem Überfluss lag die immer noch erst 17-jährige Ehis Etute, die sich in dieser Qualifikation zur absoluten Leistungsträgerin entwickelt hat, zu Beginn der Woche auch noch mit einer Erkältung im Bett. „Italien ist die Nummer sieben im Europaranking. Im Hinspiel haben wir uns gut verkauft, da haben wir vom Gegner viel Lob bekommen. Doch diesmal ist auch eine Niederlage, wie damals gegen Serbien, nicht ausgeschlossen.“ 2015 hatte Luxemburg gegen den damals amtierenden Europameister übrigens mit 38:132 verloren. Der Nationalcoach wünscht sich von seinem Team dann auch vor allem absoluten Einsatz und Kampfgeist. „Wir können die Situation nicht ändern. Es ist schade, weil wir im letzten Zeitfenster so ein gutes Gesicht gezeigt haben. Aber man kann Einsatz zeigen und sich Respekt verdienen.“
Italien hat sein Ticket für die EM übrigens neben den Gastgebern Slowenien und Israel sowie Lettland und Spanien bereits sicher. Für die Slowakei geht es hingegen noch darum, als einer der vier besten Gruppenzweiten noch einen Platz zu ergattern und da könnte das Spiel gegen Luxemburg – das die Gruppe H auf Platz drei abschließen dürfte – von entscheidender Bedeutung sein. „Für sie könnte es am Sonntag um jeden Punkt gehen. Ihr Coach war mit der Leistung im Hinspiel nicht zufrieden. Die werden zu Hause Vollgas geben.“
Auf die Affäre rund um das Pokalhalbfinale wollte Dziurdzia hingegen nicht zu sehr eingehen. FLBB-Assistant-Coach Jérôme Altmann hatte daraufhin seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft angekündigt und auch Lisy Hetting, die nach zehnjähriger Pause im FLBB-Triktot aushelfen sollte und auch schon auf der Seite der FIBA aufgeführt wurde, hat sich danach gegen ein Comeback entschieden. „Es hat die Situation natürlich nicht einfacher gemacht. Ich habe der Mannschaft beim ersten Training aber klargemacht, dass dieses Thema hier nicht hingehört. Zum Glück verstehen sich die Spielerinnen untereinander alle hervorragend, die Atmosphäre ist gut.“
Im Überblick
Luxemburger Kader: Charlie Bidinger (Musel Pikes), Emma Blasen, Ehis Etute, Mandy Geniets, Nadia Mossong, Seila Skrijelj (alle T71 Düdelingen), Kyra Coulon (Basket Esch), Isa Hämäläinen (Résidence Walferdingen), Liz Irthum (AB Contern), Lisa Jablonowski (vereinslos), Laetitia Schumacher, Esmeralda Skrijelj (beide Amicale Steinsel), Cathrin Wolff (Gréngewald Hostert); Coach: Mariusz Dziurdzia, Assistant-Coach: Pit Rodenbourg
EM-Qualifikation 2023, Gruppe H:
Am Donnerstag:
18.00: Slowakei – Schweiz
19.00: Luxemburg – Italien (in der Coque)
Am Sonntag:
17.00: Schweiz – Italien
19.00: Slowakei – Luxemburg (in Pistian)
Bereits gespielt:
Slowakei – Italien 66:69
Luxemburg – Schweiz 54:58
Schweiz – Slowakei 50:65
Italien – Luxemburg 82:48
Luxemburg – Slowakei 57:77
Italien – Schweiz 78:29
Schweiz – Luxemburg 43:81
Italien – Slowakei 81:60
Tabelle: 1. Italien 4 Spiele/8 Punkte, 2. Slowakei 4/6, 3. Luxemburg 4/5, 4. Schweiz 4/5
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