Kunstturnen / Die FLGym-Turner hatten beim 23. Christmas Gym Cup neue Ziele im Blick
Der Christmas Gym Cup am Ende des Jahres ist auch für die luxemburgischen Kaderturner eine der seltenen Chancen, sich dem heimischen Publikum zu zeigen. Dass sie beim internationalen Wettkampf in Bettemburg inzwischen vorne mitmischen, haben sie am Wochenende erneut unter Beweis gestellt.
Vor genau zwölf Monaten, beim Christmas Gym Cup in Bettemburg, erhielten die Junioren der FLGym die frohe Botschaft, dass sich alle vier Turner für die European Championships in München qualifiziert hatten. Ein Ziel, auf welches das Quartett während mehrerer Jahren gemeinsam hintrainiert hatte. Der große internationale Höhepunkt der jungen Turner liegt nun bereits vier Monate zurück und endete mit einem 23. Rang in der Teamwertung. Beim Christmas Gym Cup 2022 wurden die Weichen nun für neue Ziele gestellt und hier schielt man bei der FLGym auch vorsichtig Richtung Olympia 2024 in Paris.
Vorsichtiger Blick Richtung Paris
So war der Mehrkampf für Quentin Brandenburger am Sonntag in Bettemburg auch gleichzeitig der Beginn einer neuen Ära. Der 18-Jährige bestritt seinen ersten Wettkampf im Seniors-Bereich und deshalb gab es im Vorfeld auch einige Fragezeichen. „Bettemburg war für Quentin ein erster Test, um seine neuen Programme zu zeigen. Bei den Seniors ist der ‚Code de pointage’ nämlich ein anderer als noch im Juniorenbereich, es gibt mehr Elemente. Das ändert schon sehr viel, auch wenn man es nicht direkt denken würde. Doch die Übungen sind länger und körperlich sind sie um einiges härter“, erklärt Nationaltrainer Jacques Renson die neue Herausforderung für seinen langjährigen Schützling, mit dem er auch weiterhin im INS trainiert.
Die Mentalität bei den Seniors ist schon anders, es ist eine neue Welt … Jetzt beginnt das richtige Turnen.
„Die Mentalität bei den Seniors ist schon anders, es ist eine neue Welt. Junioren fallen noch öfters hin, bei den Seniors sind hingegen alle perfekt vorbereitet. Das finde ich aber cool, es ist eine neue Herausforderung, jetzt beginnt das richtige Turnen“, erzählt der 18-Jährige seinerseits mit großer Vorfreude. Und dass er für dieses neue Niveau absolut bereit ist, zeigte Brandenburger dann auch am Sonntag. Bereits beim ersten Gerät, dem Barren, konnte man die Motivation des ehrgeizigen Turners sehen, am Reck klappten dann alle Flugelemente. Der FLGym-Turner, der im Vorfeld noch mit Knieproblemen zu kämpfen hatte, war direkt im Wettkampf drin, Stürze gab es auch im weiteren Verlauf keine und so holte er sich gleich den Sieg im Open der Männer (75,250 Punkte) sowie am Barren (12,900) und Reck (12,600). „Ich denke, ich habe gezeigt, dass ich auf einem guten Weg bin. Die Übungen fangen an, sich gut anzufühlen. Das Ziel ist es nun, diese in den nächsten Monaten perfekt hinzubekommen“, freut sich Brandenburger, für den ein erster wichtiger Termin im April anstehen wird. Die EM in Antalya ist gleichzeitig auch der Auftakt eines wichtigen Turnjahres 2023, denn dieses dient als Qualifikationswettkampf für die WM Ende September in Antwerpen, die wiederum für die luxemburgischen Turner die wohl einzige Chance ist, sich für die Olympischen Spiele zu qualifizieren.
Paris 2024, bereits ein Thema für den jungen Quentin Brandenburger? Bei der FLGym will man die Chance jedenfalls versuchen, wahrzunehmen, auch wenn man sich bewusst ist, dass es mit dem Qualifikationsprozess im Kunstturnen alles andere als einfach wird. Denn für die kleinen Nationen gibt es quasi nur eine Chance und gerade hier gilt es dann den perfekten Wettkampf abzurufen. „Ich versuche bei der EM und dann hoffentlich auch bei der WM mein Bestes zu geben. Wenn es klappt, dann wäre es cool, wenn nicht, dann ist es ein guter Test“, erklärt der 18-Jährige, der sich in seinem ersten Seniors-Jahr nicht zu viel Druck machen möchte. Beim Christmas Gym Cup hieß es für ihn nun erst einmal „Mission accomplie“. „Er hat diese erste Herausforderung souverän gemeistert, das freut mich für ihn sehr“, meint Trainer Renson.
Lokalmatador darf jubeln
Für die restlichen drei Turner des München-Quartetts sah die Situation in Bettemburg derweil anders aus, da sie weiterhin in der Junioren-Kategorie antreten. Für Joy Palermo, den Jüngsten im Bunde, hatte der Christmas Gym Cup in diesem Jahr keinen allzu großen Stellenwert, da es für ihn um keine Qualifikation ging. Renson entschied sich somit, den 16-Jährigen nicht aus dem Trainingsrhythmus herauszunehmen, womit Palermo nicht antrat. Für Ronan Foley und Mathis Kayser ging es derweil um die Qualifikation für die Junioren-WM im April und hier gibt es für Luxemburg nur einen einzigen Platz. Ein Duell zwischen Freunden, bei dem am Ende bei Lokalmatador Mathis Kayser die Freudentränen flossen, denn er schnappte sich den begehrten Platz, mit dem er gar nicht mehr gerechnet hatte. Es war nämlich ein ungewollter Abgang am Pauschenpferd, der ihm die erhoffte Norm im Mehrkampf von 72 Punkten vermasselt hatte, am Ende waren es 71,083 Zähler.
Doch was Kayser nicht wusste, war, dass er an den geforderten vier von sechs Geräten die nötige Norm erreicht hatte und sich somit über diese für Antalya qualifiziert hatte. „Ich hatte wirklich nicht damit gerechnet, dass es noch über die Geräte reichen würde. Vor allem mit dem Sprung war ich zufrieden, weil ich in den letzten Wochen und sogar noch beim Warm-up große Probleme mit meinem ersten Sprung hatte. Dass es im Wettkampf dann geklappt hat, hat mich umso mehr gefreut, es war das perfekte Ende“, gibt der ebenfalls 16-Jährige zu, aus dem nach dem gestandenen Sprung dann auch ein riesiger Freudenschrei herausplatzte. Kayser konnte sich dann auch hier (13,633 Punkte), genauso wie am Boden (12,750), über den Sieg freuen.
0,300 Punkte fehlen
Leid tat es ihm dann jedoch für Ronan Foley, der im April damit zuschauen muss. Auch der 17-Jährige war nah an der Qualifikation dran, gewann sogar die Kategorie der „Jeunes espoirs“. Doch mit seiner Gesamtwertung von 71,717 Punkten verpasste er die Norm hauchdünn. Am Ende könnte ein Übertreten der Linie am Sprung die paar entscheidenden Zähler gekostet haben. „So geht es im Turnen leider ab und zu. Auch bei Olympischen Spielen fehlen manchmal 0,003 Punkte für eine Medaille. Das müssen die Jungs lernen, manchmal ist man nah dran, aber es reicht doch nicht. So lernt man einige Sachen in Zukunft noch genauer hinzubekommen“, meint Renson und fügt hinzu: „Beide hätten es verdient gehabt, diesmal hat es eben für Mathis gereicht.“ Für Foley, der in seinem letzten Junioren-Jahr ist, gilt es nun ebenfalls bereits die ersten Schritte Richtung Seniors-Bereich einzuleiten. „Ich versuche das Beste mitzunehmen und weiter hart zu arbeiten. So kann ich mich jetzt länger auf den Übergang in den Seniors-Bereich vorbereiten“,, versucht Foley das Ganze positiv zu sehen und in Zukunft nun an seinem Schwierigkeitsgrad zu arbeiten. Einen großen Zusammenhalt gibt es unter den vier FLGym-Turnern aber nach wie vor und so freut Foley sich auch für seinen Teamkollegen, der die Chance wahrgenommen hat.
Am Samstag war auch Céleste Mordenti bei den Damen im Einsatz. Nach der WM in Liverpool ist der Fokus bei ihr ebenfalls voll und ganz auf die Seniors-EM im kommenden Jahr gerichtet. Dennoch wollte sich die 19-Jährige den Wettkampf in Bettemburg nicht entgehen lassen und war mit ihrem niederländischen Team angereist. Zwar bestritt Mordenti nur zwei Geräte, konnte sich aber den Sieg am Stufenbarren sichern (11,900 Punkte). Auch für sie gilt der Fokus nun einer möglichen Olympia-Qualifikation, ein Prozess, der wie bei den Männern im April bei der EM beginnt.
Der Christmas Gym Cup bleibt derweil auch in seiner 23. Auflage ein wichtiger Bestandteil für die luxemburgischen Kunstturner, ein Termin, den man im nationalen Turnsport keinesfalls mehr missen möchte.
Im Überblick
Alle Resultate des Christmas Gym Cup 2022 auf www.lereveil.lu.
- Erste Teams können am Wochenende wieder an der Meisterschaft teilnehmen - 22. November 2024.
- Erste Euroleague-Punkte von Dorian Grosber - 15. November 2024.
- Hilfe vom Nachbarn: East Side Pirates helfen Echternacher Basketballern - 14. November 2024.
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