Fechten / Ein letzter Versuch: Die frisch gebackene Mutter Lis Rottler-Fautsch will zu Olympia
Lis Rottler-Fautsch wollte ihre Karriere nach Olympia 2020 beenden. Nun hat sie ein Jahr drangehängt, wurde in der Zwischenzeit Mutter und will am Wochenende noch einmal versuchen, sich den Traum von Olympia zu erfüllen. Ihre Mutterschaft könnte dabei sogar ihr Ass im Ärmel sein.
Es ist ihr vierter und letzter Versuch, sich für Olympische Spiele zu qualifizieren. Fechterin Lis Rottler-Fautsch geht das Turnier am Samstag dennoch ganz befreit an. Im Februar ist sie Mutter geworden, die Prioritäten in ihrem Leben haben sich geändert. Den Traum von Olympia will sich die 34-Jährige dennoch erfüllen. „Als ich erfahren habe, dass ich schwanger sei, habe ich mich informiert, ob ich bis zum Qualifikationsturnier überhaupt wieder fit werden könnte.“ Mit der Hilfe des „Luxembourg Institute for high performance in sports“, kurz LIHPS, sowie einigen anderen Akteuren hat sie sich in den vergangenen Wochen zurückgekämpft. „Ich fühle mich gut und freue mich auf das Turnier“, so die Degenspezialistin.
Nur der Sieger des Qualifikationsturniers in Madrid wird ein Olympiaticket lösen können. Jede europäische Nation darf nur eine Fechterin antreten lassen. Rottler-Fautsch wird als Nummer 40 der Welt an Drei geführt unter insgesamt 23 Konkurrentinnen.
Ohne Druck
Aussichtslos ist die Luxemburgerin, die ihre Karriere eigentlich im vergangenen Jahr beenden wollte, also nicht. „Nach der Schwangerschaft habe ich etwas gebraucht, um wieder ein Gespür für das Fechten zu entwickeln. Vor allem das Gefühl für die Distanz fehlte mir. Das ist aber mittlerweile wieder da.“ Auch ihr Fechtmeister Maurice Pizay ist ganz zufrieden mit der Entwicklung von Rottler-Fautsch. „Wenn man bedenkt, dass sie erst im Februar Mutter geworden ist, ist es schon beachtlich, welches Niveau sie jetzt erreicht hat.“ Pizay sieht seinen Schützling im Vergleich zum Vorjahr sogar im Vorteil: „Die Verlegung der Spiele und ihre Mutterschaft können ihr sogar in die Karten spielen. Im Vergleich zu anderen, für die Olympia das einzige Ziel ist, ist Lis frei. Sie hat jetzt eine Familie, was viel wichtiger ist als der Sport. Sie kann in Madrid ohne Druck fechten.“
Körperlich ist Rottler-Fautsch natürlich noch nicht ganz auf dem Niveau, das sie vor der Schwangerschaft hatte. „Wir haben aber sehr viel an der Technik gearbeitet, damit kann sie einiges wettmachen“, sagt Pizay. Außerdem sei Rottler-Fautsch noch immer eine Kämpfernatur gewesen und würde nie aufgeben. Dass sie durchaus mit den weltbesten Fechterinnen mithalten kann, hat sie zuletzt 2019 bei der Weltmeisterschaft unter Beweis gestellt, als sie Siebte wurde.
Erst negativ, dann positiv
In Madrid zählt jetzt nur der Sieg. Da man sich im Fechten vorrangig als Mannschaft für Olympia qualifizieren muss, haben Einzelkämpferinnen wie Rottler-Fautsch einen schweren Stand. „Ich finde das System nicht gerade fair“, sagt sie selbst. „Aber ich bin nicht chancenlos. Das Turnier geht nur über einen Tag und da wir nur zu 23 sind, dürfte auch die Physis keine Probleme bereiten.“
Nach intensiven Wochen und Monaten freut sich Rottler-Fautsch, endlich wieder auf der „Planche“ zu stehen. Sollte es mit der Qualifikation nicht klappen, muss sie sich wenigstens keine Vorwürfe machen, es nicht versucht zu haben. Das Einzige, was ihrem Versuch nun noch im Weg stehen könnte, wäre ein positiver Corona-Test vor dem Wettkampf. „In der aktuellen Situation kann alles vorbei sein, bevor es begonnen hat. Aber das kann man nicht beeinflussen. Wir bleiben positiv … oder besser gesagt, erst negativ und dann positiv“, sagt der Fechtmeister.
- Wie der Ochse vorm Weinberg: Die Tageblatt-Redaktion versucht sich als Winzer - 20. November 2024.
- Auf der Suche nach besseren Zeiten - 9. November 2024.
- Wie die Lokaljournalisten Kayla und Micah gegen die Polarisierung ankämpfen - 3. November 2024.
Bis Olympia ist das Kind fast 5. 🙂