Tischtennis / Ein schwerer Abschied: Sarah De Nutte wechselt zum französischen Topverein Saint-Quentin
Für Tischtennisspielerin Sarah De Nutte stehen in den kommenden Monaten einige Veränderungen an. Bereits bevor ihr aktueller Verein, der Bundesligist TuS Bad Driburg, am Dienstag bekannt gab, sich aufgrund finanzieller Schwierigkeiten zurückzuziehen, hat die Luxemburgerin einen Vertrag in Frankreich unterschrieben. Von normalem Trainingsbetrieb ist zurzeit selbstverständlich nichts zu spüren.
Viele Sportvereine, nicht nur in Luxemburg, sondern auch im Ausland, kämpfen bereits nach wenigen Wochen mit den finanziellen Konsequenzen der Corona-Krise. Wie schnell ein sportlich erfolgreicher Klub, vor allem in den sogenannten Randsportarten, in Existenznot geraten kann, wird nun am Beispiel des Tischtennisklubs TuS Bad Driburg deutlich, für den die Luxemburgerin Sarah De Nutte die letzten sechs Jahre an der Platte stand. Der deutsche Damen-Bundesligist hat am Dienstagabend angekündigt, sein Team aus der höchsten deutschen Liga zurückzuziehen. Dabei steht man sportlich gesehen zurzeit auf dem zweiten Tabellenrang.
„Durch die Corona-Krise ist leider jetzt schon abzusehen, dass uns viele unserer treuen Sponsoren nicht mehr unterstützen können und es damit für die kommende Saison keine finanzielle Basis für den Verbleib in der 1. Bundesliga geben wird“, erklärte Helge Heinemann, erster Vorsitzender des ostwestfälischen Klubs, auf der Vereinshomepage. Nach 23 Jahren Profisport, davon 18 in der ersten Bundesliga, ist demnach Schluss. Dass die Situation des Vereins nicht immer einfach war, dessen ist sich auch Sarah De Nutte bewusst, die zur Saison 2014/15 zu den Ostwestfalen wechselte ihnen seither die Treue hielt: „Für den Klub war die Situation oft nicht einfach. Vieles hat man dem Team-Manager zu verdanken, der sich enorm engagiert und jedes Jahr unglaublich viel Arbeit reingesteckt hat. Mit dem Beginn der Krise wurde dann jedoch klar, dass viele Betriebe, die das Team als Sponsoren unterstützen, diese nicht so einfach überstehen werden“, erklärte die Luxemburgerin gestern.
Leid tut es ihr besonders für Manager Franz-Josef Lingens: „Für ihn, mit seinen 73 Jahren, war der Klub mehr als nur ein Hobby. Er wollte sich zwar in den nächsten Jahren langsam verabschieden, doch sicher nicht so. Das ist schon sehr traurig, vor allem da es sportlich in diesem Jahr so gut lief.“ Denn hinter Berlin, das im Damentischtennis in Deutschland eine Klasse für sich ist, belegte Bad Driburg mit eben nur zwei Niederlagen gegen den Tabellenleader den zweiten Tabellenrang: „Die Stimmung innerhalb des Teams war wirklich top. In vielen Partien, wie etwa der gegen Kolbermoor, das eigentlich stärker einzuschätzen war, haben wir uns zurückgekämpft und schlussendlich sogar mit 6:3 oder 6:4 gewonnen.“ Ein Teamgeist, den De Nutte in den letzten Jahren stets zu schätzen wusste.
Eine neue Herausforderung
Doch bereits vor einiger Zeit hatte sie sich Gedanken über eine neue Herausforderung gemacht. „Mit dem Plan, nach dem olympischen Jahr zu wechseln, habe ich schon vor ein bis zwei Jahren geliebäugelt“, erklärt die 27-Jährige. Und so hat sie auch schon bereits vor etwas mehr als zwei Wochen einen Vertrag für die nächste Saison beim französischen Champions-League-Teilnehmer Saint-Quentin unterschrieben, der in diesem Jahr erstmals den Sprung ins Halbfinale des europäischen Top-Wettbewerbs geschafft hatte: „Ich habe mich in Bad Driburg immer sehr wohl gefühlt und deshalb habe ich mich auch immer schwer mit einem Wechsel getan. Doch irgendwann ist es auch Zeit für einen Tapetenwechsel, damit man sich persönlich wie auch sportlich weiterentwickeln kann.“ Die Wahl fiel im Endeffekt auf Frankreich, weil die französische Liga laut De Nutte im Vergleich zu Deutschland etwas stärker einzuschätzen ist: „Mit Ausnahme natürlich von Berlin, an das kein Team in Frankreich oder Deutschland nur ansatzweise herankommt.“
Doch irgendwann ist es auch Zeit für einen Tapentewechsel, damit man sich persönlich wie auch sportlich weiterentwickeln kann.zu ihrem Wechsel nach Frankreich
Ihren Trainingsschwerpunkt wird die Nummer 84 der ITTF-Weltrangliste jedoch, wie bisher auch, vor allem in Düsseldorf und zum Teil in Luxemburg haben. Für die Spieltage selbst geht es dann ins knapp 300 Kilometer entfernte Saint-Quentin. „Es wird auch schon mal so sein, dass wir zwei Matches innerhalb einer Woche austragen müssen. Die Champions League am Wochenende, den Ligaspieltag am Dienstag, dann werde ich natürlich auch vor Ort bleiben.“ Da der Klub neben seinem Aushängeschild, der ersten Damenmannschaft, auch noch ein Reserveteam in der Nationale 2 sowie zwei Herrenteams in der Nationale 1 und der Nationale 2 besitzt, sind laut De Nutte auch dann genügend Trainingsmöglichkeiten und -partner vorhanden.
Das besondere „Home-Office“
Wie sehr man in der Rückschlagsportart Tischtennis auf einen Trainingspartner angewiesen ist, dessen wird sich Sarah De Nutte übrigens gerade in der jetzigen Zeit wieder richtig bewusst. Zurzeit hält sich die 27-Jährige in Luxemburg bei ihren Eltern auf: „Besser als in einer 50-Quadratmeter-Wohnung“, scherzt sie. Die letzten beiden Wochen hat sie jedoch erst einmal keinen Tischtennisschläger angefasst, sondern strikt das Programm ihres Fitness-Coachs umgesetzt, was man problemlos auch zu Hause durchziehen konnte. Seit dieser Woche steht dann auch wieder Training an der Platte auf dem Programm, etwas, das dann doch die gesamte Kreativität fordert: „Wir mussten erst einmal den Speicher aufräumen, wo wir dann eine Tischtennisplatte aufgestellt haben.“ Doch damit noch lange nicht genug, wie De Nutte lachend betont: „Meine Mutter und mein Bruder sind nicht gerade die idealen Partner, um mir die Bälle zuzuspielen. Deshalb habe ich nun einen Tischtennisroboter reaktiviert, den ich schon länger besitze, aber noch nicht wirklich genutzt habe. Ich glaube, ich habe in den ersten Tagen etwas übertrieben, denn mein rechter Arm schmerzt schon ein wenig.“ Eben „Home-Office der etwas anderen Art“, wie es De Nutte selbst beschreibt.
Wie es in den kommenden Wochen weitergeht, steht dabei noch in den Sternen. Neben der abgesagten Mannschafts-WM, die Ende März im südkoreanischen Busan hätte stattfinden sollen, hätte im April noch das kontinentale Qualifikations- und im Mai dann das Weltturnier hinsichtlich der Sommerspiele in Tokio angestanden. Mit der Verlegung von Olympia sind diese nun erst einmal kein Thema mehr. Somit heißt es für die 27-Jährige erst mal, sich weiterhin zu Hause fit zu halten.
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