Außerordentlicher Kongress der FLBB / Eine Total League mit 20 Teams: ein Vorschlag, der die Gemüter spaltet
Eine Total League mit zwölf oder doch mit 20 Mannschaften? Über die Zusammensetzung des Basketball-Oberhauses in der kommenden Saison wird am Samstag beim außerordentlichen Kongress des nationalen Verbandes FLBB in Beringen abgestimmt.
Es ist eine Thematik, die bereits seit vielen Jahren unter den Vereinen immer wieder heiß diskutiert wird: die Zusammensetzung der Nationale 1 und der damit einhergehende Spielmodus. Durch die Corona-Pandemie und den daraus resultierenden Saisonabbruch im vergangenen Jahr sowie eine spezielle Covid-19-Saison 2020/21, in der der Spielbetrieb in der Nationale 2 seit Oktober komplett ruht, steht dieser Punkt am Samstag in Beringen erneut ganz oben auf der Tagesordnung.
So haben mit dem BC Mess, Zolver, Bascharage, Mersch, Mondorf und den Kordall Steelers sechs Vereine aus dem Basketball-Unterhaus einen Vorschlag eingereicht, nach welchem in der kommenden Saison die acht Mannschaften aus der Nationale 2, in einer Art Übergangssaison, die Total League aufstocken sollen. Demnach würde die höchste Spielklasse im nationalen Herren-Basketball dann aus 20 Teams bestehen (siehe Kasten). Vor allem Fern Musquar, Vorstandsmitglied und Trainer beim BC Mess, hat in den vergangenen Monaten an diesem Vorschlag gefeilt. „Für mich wäre das sportlich gesehen am gerechtesten, da die Teams aus der Nationale 2 in dieser Saison nicht die Möglichkeit hatten, um den Aufstieg zu spielen.“ So weist Musquar auch darauf hin, dass man aufgrund der komplizierten Covid-19-Saison bei der FLBB bereits im Januar einen Aufruf zur Solidarität unter den Basketballvereinen gemacht hätte. Ihn ärgert somit besonders, dass in den letzten Wochen immer wieder davon geredet wurde, dass das Niveau in einer Liga mit 20 Teams drastisch sinken würde: „Hierbei geht es nicht um das Niveau, sondern um die Solidarität, darum, die Ungerechtigkeit aufzuheben, die in dieser Saison entstanden ist.“ Musquar weist darauf hin, dass die acht Teams der Nationale 2 seit Oktober kein Spiel mehr bestreiten durften, auch die Trainingseinheiten über einen langen Zeitraum hinweg sehr eingeschränkt waren: „Zu trainieren ohne Perspektive, ohne zu wissen, wann es überhaupt weitergeht, ist nicht einfach.“ Der Frust sei demnach bei den Zweitliga-Teams ziemlich groß: „Die Sponsoren-Suche war für uns auch vor Corona bereits schwer. Man merkt, dass die Lust bei den ‚Bénévoles’ ebenfalls abnimmt. Wir riskieren wirklich Vereine zu verlieren.“ Dabei betont Musquar, dass in den letzten Wochen einige Teams aus der Total League auf ihrer Suche nach Spielern für die Saison 2021/22 auch bereits in der Nationale 2 angeklopft hätten: „Das kann in einer solch schwierigen Saison doch nicht sein. Diese Spielzeit war für uns ein harter Schlag, ich habe das Gefühl, viele sind sich unserer Situation einfach nicht bewusst.“
Für Fern Musquar steht jedenfalls eines fest: „Was haben die Teams aus der Total League denn zu verlieren? Bei diesem Modus wären die stärksten Teams nach gerade einmal vier Monaten sowieso wieder unter sich.“ Für ihn wäre es jedenfalls ein schönes Zeichen, wenn sich die Klubs aus dem Oberhaus am Samstag dazu entscheiden würden, die Zweitligisten für eine Saison mitzunehmen. „Für mich könnten zum Beispiel auch Zuschauer dadurch gewonnen werden, für die kleinen Vereine ist es doch toll, wenn sie auch mal gegen die Top-Teams spielen dürfen, das bringt auch Leute in die Hallen.“
Aufruf zur Solidarität
„Aus Solidarität zum luxemburgischen Basketball“, lautet ebenfalls die knappe Antwort von Olivier Block, Präsident der AS Zolver, auf die Frage, warum die Total League in der kommenden Saison auf 20 Mannschaften aufgestockt werden soll. „Für mich ist der Unterschied zwischen den letzten Teams der Nationale 1 und der Nationale 2 jedenfalls nicht so groß.“ Dass das neue System zu komplex sei, sieht der Zolver-Präsident ebenfalls nicht: „Ganz im Gegenteil, meiner Meinung nach ist das Ganze viel attraktiver. Es gibt mehr Spiele, das dürfte doch auch den Nationaltrainer freuen.“
Auch in Zolver sind die beiden letzten Spielzeiten nicht spurlos an einem vorbeigegangen: „Uns laufen die Jugendspieler weg, die ‚Bénévoles’, die Sponsoren.“ Und genau wie Fern Musquar fragt sich Block, was man denn eigentlich zu verlieren hat. „Es wird immer davon geredet, dass wir eine große Basketballfamilie sind, doch das scheint gar nicht der Fall zu sein. Das Ganze wäre ja erst einmal nur eine Übergangssaison.“
Um die Vereine in der Total League zu beruhigen, dass man sich genauso wie die zwölf Teams dort auch ans „Gentlemens agreement“ halten wird und nicht mit mehr als zwei „Non-Jicl-Profispielern“ auflaufen würde, haben die Klubs, die den am Samstag zu Wahl stehenden Vorschlag eingereicht haben, noch extra eine Mitteilung verfasst und verschickt, die von sämtlichen Präsidenten unterschrieben wurde.
Dass jedoch nicht alle von einer Total League mit 20 Mannschaften begeistert sind, das wird deutlich, wenn man mit Ettelbrück-Coach Kresimir Basic redet: „Für mich ist dieser Vorschlag erstens zu kompliziert und zweitens sind 20 Teams in der höchsten Spielklasse eines kleinen Landes wie Luxemburg einfach viel zu viel.“ Basic hat in der Vergangenheit bereits mehrmals betont, dass für ihn eine Total League mit zehn oder sogar nur acht Teams idealer ist. „Man muss das ja nur mit Deutschland vergleichen, dort spielen zurzeit 18 Teams, und wir wollen mit 20 spielen. Das ist doch nicht mehr verhältnismäßig.“
Denn für den Trainer des Meisters von 2019 berücksichtigt der vorgeschlagene Modus eines nicht: die Qualität der Spieler: „In Luxemburg gibt es einfach nicht die Quantität an guten luxemburgischen Spielern, um mit 20 Mannschaften antreten zu können. Diese müsste man durch Profispieler kompensieren, aber mehr als drei dürfen es ja dann auch nicht sein.“ Zudem betont Kresimir Basic, dass bereits bei der letzten außerordentlichen Generalversammlung im Mai 2020 ein Vorschlag mit einer Total League von 20 Mannschaften haushoch abgelehnt wurde – damals stimmten nur rund 13 Prozent dafür.
Am Samstagmorgen dürfte es jedenfalls interessant werden, denn einige Total-League-Klubs können sich durchaus mit dem Gedanken an eine Liga mit 20 Teams anfreunden. Es dürfte somit eine ganz enge Geschichte werden. Sollte der Vorschlag abgelehnt werden, würden in der nächsten Saison übrigens weiterhin die zwölf Mannschaften in der höchsten Spielklasse antreten wie in der noch laufenden Saison 2020/21.
20 Teams – 2 Gruppen
Sollte der Vorschlag der sechs Nationale-2-Vereine am Samstag beim außerordentlichen Kongress angenommen werden, dann würden die 20 Teams in der Qualifikationsrunde in zwei Gruppen à zehn Mannschaften – sechs aus Total League und vier aus Nationale 2 – eingeteilt werden. Damit ein bestimmtes Gleichgewicht in der jeweiligen Gruppe bestehen bleibt, würden diese ausgelost werden. So kämen der Meister 2020/21 und der Vizemeister nicht in die gleiche Gruppe. Zu ihnen würde dann entweder der Dritte oder der Vierte der abgelaufenen Saison gelost werden, es würden der Fünfte oder der Sechste folgen und der Siebte oder Achte, bis alle zwölf Teams einer Gruppe zugeordnet wurden. Genauso würde auch mit den Zweitligisten verfahren werden. Die Qualifikation würde demnach aus 18 Partien bestehen, nach denen sich in jeder Gruppe die beiden Tabellenersten jeweils für das Play-off qualifizieren, die Dritt- bis Sechstplatzierten würden unterdessen in einer sogenannten „Middle-Round“, in einer „Best of three“-Serie um den Einzug in die Top acht kämpfen. Die vier Tabellenschlusslichter sowie die Verlierer der „Middle-Round“ würden das Play-down bestreiten.
Im Titel-Play-off würde eine Hinrunde der acht Teams erfolgen, in der die Punkte geteilt werden. Schließlich würde ein Viertelfinale („best-of-three“) sowie ein Halbfinale und ein Finale – jeweils „best-of-five“ – folgen.
Im Play-down würden die Punkte der zwölf Teams ebenfalls geteilt werden, auch hier würde es nur eine Hinrunde geben. Am Ende dieser bleiben die besten drei Mannschaften in der Total League, der Vierte und Fünfte würden in einer Relegation („best-of-three“) um den letzten Platz im Oberhaus kämpfen. Der Verlierer sowie die Teams, die die Ränge sechs bis zehn belegen, bilden in der darauffolgenden Saison die Nationale 2. Die beiden Letzten steigen in die Nationale 3 ab, sollten sich hier zwei Teams finden, die aufsteigen wollen.
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