/ Einst Schwimmer, jetzt Journalisten – Ein persönlicher Rückblick
Seit fast 30 Jahren berichte ich für das Tageblatt über alle möglichen Sportarten. Und nahezu ebenso lang ist der Schwimmsport mein Ressort. Ich habe über Generationen von Schwimmern Texte verfasst. Heute tummelt sich der Nachwuchs „meiner Schwimmer“ im Becken, sogar Mutter und Tochter treten bei Wettkämpfen gegeneinander an. Zu meinen großen Ereignissen zählt alljährlich das Euro Meet, das zuvor Luxembourg Open und noch davor LN Open hieß.
Von Marc Biver
Fest verwurzelt mit dem Euro Meet waren auch Laurent Carnol und Jean-François Schneiders. Der Brustschwimmer war Urheber der tollsten Auflage, die ich erleben durfte. Carnol realisierte seine Pflichtzeit für Olympia und die Halle stand kopf: „Ja, 2012 war ein schöner Moment. Ich konnte mich für London qualifizieren, dies in einer absoluten Bestzeit.“ Ein Chrono, das für Wochen Weltbestzeit war. „Aber ich verbinde viele schöne Momente mit dem Euro Meet. Von 2009-2012 konnte ich Gold gewinnen.“
Auch Schneiders setzte beim Euro Meet Akzente: „Es war immer eine Freude und eine Ehre, hier vor eigenem Publikum zu schwimmen. Große Namen traten in Luxemburg an, die Medien zeigten mehr Interesse und es gibt viele schöne Erinnerungen. Ich habe meine Karriere beim Euro Meet 2016 beendet, mit dem Sieg im B-Finale.“
Erster Auftritt 2004
Beide hatten ihren ersten Auftritt 2004 beim Euro Meet, Laurent Carnol seinen letzten 2017. Die beiden luxemburgischen Topschwimmer haben immer noch ein Kribbeln im Bauch, wenn sie in der Coque das Ereignis verfolgen – Bedauern, nicht mehr dazuzugehören, existiert aber nicht. „Dreimal am Tag Training, das muss nicht mehr sein“, bringt Laurent Carnol es auf den Punkt.
Heute erleben die beiden das Euro Meet aus einer anderen Sicht, aus meiner Sicht. Sie sind Berufskollegen, für die Sparte Schwimmen. Laurent Carnol schreibt für das Luxemburger Wort und Fränz Schneiders führt das RTL-Mikro. Das Euro Meet zählt auch jetzt noch zu ihrem Lieblingsevent. „Es ist aber nicht mehr so wie früher“, resümiert Reporter Schneiders seine Aufgabe, „das Adrenalin und der Fokus auf den Wettkampf fehlen. Es ist aber immer noch Druck vorhanden – Interviews zu führen und den Bericht für das Fernsehen zeitig abzuschließen, das ist eine Herausforderung.“ Ähnlich sieht es sein ehemaliger Mitschwimmer: „Es sind andere Probleme und Schwierigkeiten, die einem begegnen, eine andere Challenge und Zeitdruck.“
Routiniers im neuen Fach
Nachdem sie reichlich Erfahrung sammeln konnten, sind die beiden Freelance-Journalisten schon Routiniers im neuen Fach. Auch wenn sich der Eintritt ins Journalistenleben für Fränz Schneiders nicht so einfach gestaltet hat, denn ihm standen Menschen gegenüber, mit denen er kurz zuvor noch um die Wette geschwommen ist: „Die haben nur gelacht, als ich mit dem Mikro aufgetaucht bin. Und das Interview gestaltete sich schwierig, weil ich nur ‚unsinnige‘ Antworten erhalten habe und mehr gespaßt als gearbeitet wurde.“ Laurent Carnol hatte in dem Sinn weniger Schwierigkeiten, weil er später in den neuen Bereich eintauchte: „Die Schwimmer waren es schon gewöhnt, dass ein Ex-Kollege sie befragt. Bei mir wurde eher nach Tipps gefragt, besonders von den Brustschwimmern.“
Inzwischen können beide die zwei Seiten der Medaille besser einschätzen und wissen: Die Jagd nach Interviews gestaltet sich oft schwierig und die Berichterstattung geht nicht immer leicht von der Hand. „Jetzt kenne ich beide Sichtweisen. Aber die Symbiose in Luxemburg war immer einfach. Der Kontakt mit den Journalisten basiert schon seit jeher auf einer gesunden und freundschaftlichen Basis. Es gibt gegenseitigen Respekt. Vor den Rennen waren wir fokussiert und uns war bewusst, dass wir nach dem Rennen Fragen beantworten mussten. Von dieser Erfahrung profitieren wir heute“, so Carnol. Beide sind sich aber einig, dass sie den richtigen Weg gewählt haben, erklärt Schneiders: „Es ist eine schöne Möglichkeit, dass wir den Schwimmsport über diesen Weg weiterhin verfolgen können. Und es ist ein tolles Hobby.“
Schade nur, dass Laurent Carnol den Stift in naher Zukunft aus beruflichen Gründen weglegen muss.
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