Basketball / „Es macht einfach keinen Sinn“: Etzella-Coach Kresimir Basic über die aktuelle Saison, Fair Play und ein Spiel, das er nicht nachvollziehen kann
Die Etzella Ettelbrück ist in der Tabelle wieder nach oben geklettert: Für Coach Kresimir Basic umso wichtiger, denn vom diesjährigen Spielmodus, in dem das Viertelfinale in einer einziger Partie ausgetragen wird, hält er nicht viel.
Die Etzella Ettelbrück ist wieder an der Spitze dran: Nachdem der Meister des Jahres 2019 am Donnerstag das Nachholspiel gegen die US Heffingen mehr als souverän mit 93:53 für sich entschied, ist man punktemäßig mit Tabellenführer Walferdingen gleichgezogen – beide Vereine weisen dabei eine Bilanz von 13 Siegen und drei Niederlagen auf. Gut für die Moral, denn in den vergangenen Wochen lag der Klub aus dem Norden aufgrund der noch nicht gespielten Partie des 10. Spieltages stets hinter der direkten Konkurrenz zurück – da gefällt der aktuelle Anblick des Rankings einem im Etzella-Lager sicherlich besser und dürfte einen schon etwas beruhigen. „So ein Spiel unter der Woche muss man auch erst einmal gewinnen“, betont Trainer Kresimir Basic, „auch wenn Heffingen in den letzten Wochen nicht so gut drauf war, können sie immer noch gefährlich sein.“
Was kaum jemand weiß: Die Ettelbrücker hätten die Partie vor einem Monat überhaupt nicht verlegen müssen. Da mit dem Heffinger Coach lediglich eine Person des Teams positiv auf Covid-19 getestet wurde, wäre es laut Reglement durchaus möglich gewesen, die Begegnung auszutragen, eine Annullierung muss erst dann erfolgen, wenn drei oder mehr Spieler, Trainer oder Betreuer positiv sind. „Ich habe keine zehn Sekunden überlegen müssen, für mich war es selbstverständlich, dass wir der Bitte des Gegners nachkommen würden“, erklärt der Kroate. „Natürlich wäre es einfacher gewesen, da sie weder ihren Trainer noch Christopher Jones dabei gehabt hätten, der damals angeschlagen war. Doch will man überhaupt so gewinnen? Da ist es mir doch lieber, wenn der Gegner sein bestmögliches Team aufstellen kann.“
In diesem Zusammenhang spricht der Etzella-Coach die Situation der Ettelbrücker Damen-Mannschaft an. Aufgrund von Quarantänen fehlten im Team um die Schreiner-Zwillinge am 11. April gegen Esch gleich mehrere Spielerinnen, sodass man lediglich mit sechs Spielerinnen antreten konnte. Der Gegner wollte die Partie jedoch nicht zu einem späteren Zeitpunkt bestreiten: „Dann heißt es plötzlich, so sind die Regeln, erst ab drei positiven Tests darf nicht gespielt werden. Doch diese verbieten einem ja nicht, das Spiel trotzdem zu verlegen.“ Für Basic, der bekannt dafür ist, dass er seine Meinung deutlich sagt, ist jedenfalls klar: „Man ist so lange Gentleman, bis dass es ums Gewinnen geht, dann steht das Fair Play hinten an.“ Er betont, dass er auch, wenn ein Profispieler beim Gegner aufgrund von Covid-19 fehlen würde, keine Sekunde zögern und auch diese Partie erst zu einem späteren Zeitpunkt spielen würde.
Unverhältnismäßig
Und so ist es für den Ettelbrücker Trainer, der inzwischen bereits seine vierte aufeinanderfolgende Saison beim Klub in der Verantwortung steht, auch klar, dass sein Team am Ende der Qualifikation unbedingt einen der zwei ersten Plätze belegen soll: „Diese Entscheidung, das Viertelfinal-Play-off in nur einer einzigen Partie auszutragen, ist verrückt.“ Denn aufgrund der viermonatigen Pause wurde auch der Spielkalender angepasst. Nicht mehr die besten acht Teams qualifizieren sich somit für die Titelphase, sondern nur noch die besten sechs. Das Spitzenduo der Qualifikation erhält dabei ein Freilos fürs Halbfinale, während der Dritte gegen den Sechsten und der Vierte gegen den Fünften in einem auch als „Play-in“ bezeichneten Spiel um den Einzug in die Semifinals kämpfen. Alles oder nichts heißt es demnach, etwas, das bei Kresimir Basic auf eine Menge Kritik stößt: „Für mich macht das keinen Sinn und entzieht sich sämtlicher Logik. Was macht es für einen Unterschied, wenn deine Saison nun drei Tage früher oder später beendet ist?“
Denn das Viertelfinale soll bereits direkt am Mittwoch nach dem Ende der regulären Spielzeit stattfinden. Dabei stellt der Kroate sich die Frage, was passiert, wenn sich ein Spieler gerade vor dieser entscheidenden Partie verletzt oder aufgrund einer Covid-19-Infektion passen muss. „Für die Zuschauer mag es ja vielleicht interessant sein, aber es ist sicherlich nicht im Interesse des Teams, das diese Partie verliert. Für das war die harte Arbeit zuvor ja fast schon umsonst.“ Dass die Qualifikation einfach zu lange dauert und dann ein Viertelfinale in nur einem Tag erledigt ist, ist für den Kroaten unverhältnismäßig, vor allem da die Total League seiner Meinung nach mit zwölf Teams einfach zu aufgebläht ist: „Ich habe immer schon gesagt, dass es von der Größe des Landes her nur Sinn macht, dass acht oder maximal zehn Teams in der Total League spielen, aber das ist ein anderes Thema.“
Somit ist „Kreso“ froh, dass mit Ivan Delgado und Yann Wolff zwei seiner Leistungsträger nach ihren verletzungsbedingten Pausen inzwischen wieder dabei sind und immer besser in Form kommen. Der Etzella-Coach hofft zudem, dass er spätestens in zwei Wochen auch wieder auf Gilles Polfer zurückgreifen kann, der seit dem Restart im Februar ebenfalls keine Partie mehr bestreiten konnte. „Unsere tiefe Bank war immer unsere größte Stärke. Es macht schon einen Unterschied, ob wir mit sechs oder neun Leuten rotieren.“ Für Basic war dies auch einer der Hauptgründe, warum sein Team in den letzten Wochen mehrere „Ups and downs“ kannte. Denn nach den Niederlagen gegen Fels und Walferdingen im März verlor man am letzten Wochenende ebenfalls das Topspiel gegen den amtierenden Meister Esch knapp mit 82:88. Der Trainer hofft nun, dass seine Spieler in den restlichen sechs Partien der regulären Saison ihren Rhythmus finden und steigern können. Mit Fels, Walferdingen und dem T71 stehen jedenfalls noch drei Partien gegen Mannschaften auf dem Programm, die aktuell in den Top sechs liegen. Und wenn es dann mit einem Top-Zwei-Platz klappt, umso besser: „Nicht nur um diesem blöden Spiel zu entgehen, sondern auch um durchatmen zu können.“ Heute Abend geht es für die Etzella erst einmal gegen Steinsel, ein Team, gegen das ein Sieg in diesem Fall Pflicht ist.
Sparta: Feipel und Wolff bleiben
Der Total-League-Klub Sparta Bartringen kann auch in der kommenden Saison auf Mike Feipel und Mathis Wolff zählen. Wie der Verein bekannt gab, haben beide Spieler zugesagt, auch in der kommenden Saison für das Team aus dem Centre Atert aufzulaufen. Mit seinen gerade einmal 20 Jahren hat Feipel in den letzten Jahren einen großen Entwicklungsschritt gemacht und gehört inzwischen zu den größten Talenten im Luxemburger Basketball. Der 23-jährige Mathis Wolff, der vor der Saison von der Etzella Ettelbrück zur Sparta wechselte, hat seinerseits seit dem Restart im Februar mehr Verantwortung bekommen, da Bartringen seither bekanntlich ohne Profispieler antritt. (J.Z.)
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