Damen LBBL / Gegen die Lebensgefährtin: Für Shanavia Dowdell ist das Duell gegen Düdelingen mehr als ein einfaches Finale
Mit der Verpflichtung von Shanavia Dowdell kam Ende Februar noch einmal eine ganz neue Dynamik in den Kader des Gréngewald Hostert. Die 35-Jährige entwickelte sich in den letzten Wochen zur souveränen Scorerin des Teams. Für die erfahrene Profi-Spielerin bietet die Finalserie jedoch auch etwas Ungewöhnliches, denn erstmals muss sie auf dem Feld auch gegen ihre Lebensgefährtin antreten.
Nach dem zweiten Sieg der „Best of five“-Finalserie am Mittwoch war es Hostert-Profi Shanavia Dowdell, die Fans und Mitspielerinnen noch zu einem kleinen Tänzchen auf die Musik von „Sweet Caroline“ animierte. Dass hier eine Person mit einer enorm positiven Ausstrahlung auf dem Parkett steht, die ein gesamtes Team mit ihrer Energie mitreißen kann, wurde nicht nur an diesem Abend, sondern auch in den letzten Wochen deutlich. Mit der Verpflichtung der 35-Jährigen kam Ende Februar noch einmal eine ganz neue Dynamik, eine ganz andere Stimmung in den Kader des Gréngewald, wie auch Co-Kapitänin Lisy Hetting bereits erklärte, die sich von der immer guten Laune ihrer Teamkollegin begeistert zeigte.
Dass Dowdell, die von allen nur „Bean“ genannt wird, in Luxemburg gelandet ist, hat sie im Endeffekt einem riesigen Zufall zu verdanken. Alles begann Anfang Februar, als sich ihr französischer Klub Mondeville – ein Verein aus der Ligue 2 – und die US-Amerikanerin dazu entschieden, getrennte Wege zu gehen. Vorangegangen waren viele schwierige Monate, in denen die routinierte Spielerin immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen wurde und Mühe hatte, wieder richtig zurück ins Team zu finden. Zu diesem Zeitpunkt ließ Hostert seinerseits Dejza James ziehen, die ein Angebot aus Italien erhielt, und war auf der Suche nach einem Ersatz. Coach François Manti hätte Dowdell bereits gerne früher verpflichtet, zu diesem Zeitpunkt stand die 35-Jährige aber noch unter Vertrag. Doch dann kam die Nachricht, dass sich die Profispielerin im Großherzogtum befände. „Ich war zu dieser Zeit bei meiner Freundin, die in Luxemburg spielt“, erklärt Dowdell mit einem Lachen. Ihre Lebensgefährtin ist nämlich Zykera Rice, die derzeit beim T71 Düdelingen unter Vertrag steht. „Ich war überrascht, hatte überhaupt nicht mehr damit gerechnet, dass ich zu diesem späten Zeitpunkt in der Saison überhaupt noch irgendwo unterkommen würde. Dass es dann ausgerechnet ein Verein aus Luxemburg war, wo ich mich sowieso gerade aufhielt, war ein einziger Zufall.“
Ungewöhnliche Situation
Zu diesem Zeitpunkt stand ausgerechnet die Pokalaffäre zwischen beiden Klubs im Mittelpunkt des luxemburgischen Basketballs. „Ich hatte mir ihre Spiele angeschaut, kannte die Gesichte und die Rivalität, die zwischen beiden Mannschaften herrscht.“ Dass beide Teams nun ausgerechnet im Meisterschaftsfinale aufeinandertreffen, war für die Profispielerin am Anfang dann auch komisch, denn auf dem Parkett standen sich Dowdell und Rice bisher noch nie gegenüber und nun ausgerechnet in einer Finalserie. „Am Anfang habe ich mir schon die Frage gestellt, wie wir das managen sollen. Doch am Ende des Tages sind wir beide Profispielerinnen, wir erledigen auf dem Parkett unseren Job und denken nicht zu viel über unsere persönliche Situation nach, reden während der Partie auch nicht miteinander“, erklärt Dowdell die doch sehr ungewöhnliche Situation. Zu Hause versucht man, das Ganze dann nicht zu sehr zu thematisieren, auch wenn man die Finals verständlicherweise nicht komplett ignorieren kann. „Für mich ist das leicht, wir haben ja auch zwei Partien gewonnen. Sie ist natürlich nach den Niederlagen frustriert, weshalb ich ihr zuhöre und versuche, für sie da zu sein.“ Die Lebenspartnerinnen spielen übrigens erstmals überhaupt in der gleichen Liga, haben sich über eine gemeinsame Freundin kennengelernt, die wie Dowdell auch in Frankreich spielte.
In der Region scheint sich die 35-Jährige übrigens absolut wohl zu fühlen, denn neben viereinhalb Jahren in Frankreich spielte sich auch schon während vier Saisons in Belgien. „Wenn ich mich irgendwo wohlfühle, habe ich nicht das Bedürfnis, auch ständig wechseln zu müssen“, meint die US-Amerikanerin. So wundert es nicht, dass sich „Bean“ auch schnell ins Hosterter Team integriert hat. Inzwischen hat man das Gefühl, als würde sie schon länger als die knapp zwei Monate für den Gréngewald spielen. „Die Mädels haben es mir aber auch sehr einfach gemacht. Wir haben das gleiche Mindset und auch vom Alter her passt es hervorragend, da Hostert eine sehr erfahrene Mannschaft ist.“ Am Ende des Tages ist für Shanavia Dowdell jedoch am wichtigsten, dass alle Spaß an dem Sport haben, den sie ausüben, und sie ihre Teamkolleginnen dabei unterstützen kann, ein echter Teamplayer eben.
Ein Teamplayer
Nach den letzten schwierigeren Monaten kann die Saison für die 35-Jährige nun sogar mit etwas enden, mit dem sie wohl nicht mehr gerechnet hatte. Nach dem Pokal kann sich Hostert nämlich am Samstag auch den Meistertitel sichern. Dass aber noch einmal ein harter Fight anstehen wird, dessen ist sich Dowdell sicher. „Düdelingen ist ein gutes Team, sie haben in den letzten Jahren ja auch viel gewonnen. Sie werden alles geben, um sich zurückzukaufen, und haben in dieser Situation eigentlich nichts mehr zu verlieren. Am Mittwoch haben wir schon gesehen, wie gut sie in die Partie gestartet sind, wir müssen noch einmal aufpassen und alles geben, wenn wir am Samstag den Titel feiern wollen.“
Nun stellt sich noch die Frage, warum Dowdell übrigens überall „Bean“ genannt wird. „Das ist eine lustige Story, die auf meine Kindheit zurückgeht“, erklärt sie mit einem Lachen. In ihrer Heimat Alabama sind nämlich die sogenannten „Navy-Beans“ sehr beliebt. „Für meine Oma war mein Name Shanavia außergewöhnlich. Sie kam dann auf Navia, Navy, Navy-Bean und begann mich Bean zu nennen.“ Ein Spitzname, der sie bis heute begleitet und sie immer an ihre Großmutter erinnern wird.
Matchball für den Gréngewald
Der Gréngewald Hostert kann sich bereits im dritten Spiel der „Best of five“-Finalserie am Samstag in Düdelingen die Meisterkrone sichern. Bisher gelangen Lisy Hetting und Co. zwei souveräne Erfolge gegen den Titelverteidiger, der nicht in der Lage war, die vielen Verletzten zu kompensieren, zu denen sich in der ersten Partie auch noch Nadia Mossong hinzugesellte. Hostert unterstrich derweil seine starke Form der letzten Wochen, die seit dem Gewinn des Pokals Mitte März nur noch gestiegen ist. Die Gréngewald-Damen sind nicht nur im laufenden Kalenderjahr ungeschlagen, kassierten in dieser Saison bisher gerade einmal zwei Niederlagen, wobei die letzte auf den 12. November zurückgeht. Damit ist der zweite Meistertitel der Vereinsgeschichte zum Greifen nah, kurioserweise könnten sie sich diesen zum zweiten Mal in der „Forge du Sud“ holen. (J.Z.)
Programm
Play-off-Finale („Best of five“):
1. Spiel:
Düdelingen – Hostert 71:82
2. Spiel:
Hostert – Düdelingen 77:57
3. Spiel, Samstag, 22. April:
18.30: Düdelingen – Hostert
4. Spiel, Sonntag, 30. April (falls nötig):
17.30: Hostert – Düdelingen
5. Spiel, Samstag, 6. Mai (falls nötig):
18.30: Düdelingen – Hostert
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