Olympic Weightlifting / Gewichtheberin Mara Strzykala konzentriert sich auf Leistung statt Ästhetik
„Bist du gedopt?“, „Hast du keine Angst, nachher wie ein Mann auszusehen?“ Solche und ähnliche Fragen kennen Kraftsportlerinnen. Zeitgemäß ist dies jedoch nicht mehr: Immer mehr Frauen trauen sich an das Eisen heran. Im Leistungssport wird zwischen zwei Disziplinen unterschieden: Powerlifting oder Kraftdreikampf und Gewichtheben (im englischen Sprachraum als Olympic Weightlifting bezeichnet). In den vergangenen Jahren hat sich eine neuere Sportart etabliert, die Elemente aus den erstgenannten übernimmt: Crossfit. Das Tageblatt stellt drei Athletinnen aus diesen Bereichen vor.
Mara Strzykala bezeichnet sich selbst als eher zurückhaltenden Menschen, der nicht unbedingt gerne im Mittelpunkt steht. Wer sich mit ihr unterhält, merkt: Sie tritt bescheiden auf und bleibt stets auf dem Boden der Tatsachen. Dabei hat die 28-Jährige so einiges vorzuweisen: Landesmeisterin und zweiter Platz beim International Women Weightlifting Grand Prix 2019 in Ljubljana.
Gewichtheben wird auch als Stemmen oder Olympic Weightlifting bezeichnet. „Es handelt sich um einen sehr technischen Sport“, erklärt Strzykala, die in der Kategorie der Frauen unter 49 Kilogramm antritt. „Neben Kraft sind auch Explosivität, Geschwindigkeit und Koordination gefragt. Ohne die richtige Technik kann man seine Kraft nicht zu 100 Prozent einsetzen.“
Es werden zwei Übungen ausgeführt: das Reißen und das Stoßen. Wettkämpfe beginnen mit Ersterem. Dabei handelt es sich um eine durchgehende Bewegung, bei der eine Langhantel vom Boden gehoben und am Ende über dem Kopf gehalten wird. Das Stoßen hingegen besteht aus zwei Teilen: dem Umsetzen der Langhantel auf die Schultern und dem Ausstoßen über den Kopf. Was auf dem Papier recht simpel klingt, soll aber nicht täuschen: Bei beiden handelt es sich um sehr technische Übungen, die sich aus mehreren Bewegungsabläufen zusammensetzen und die nur unter Anleitung eines ausgebildeten Trainers erlernt werden sollen. Bei Wettkämpfen hat jeder Sportler sowohl im Reißen als auch im Stoßen drei Versuche zur Verfügung.
Beim Eintritt in die Trainingshalle des „Klengen Stemmveräin Diddeleng“ fällt sofort auf: Mit Fitnessstudios hat dies nichts zu tun. Dort fühlt sich Mara Strzykala auch nicht wohl. „Vor allem die Egotrips mancher Besucher haben mich gestört“, sagt sie. Aus einem Lautsprecher ertönt leise Musik, die aber nicht vom Wesentlichen ablenkt. Keine Spiegel, in denen der Bizeps zur Schau gestellt werden kann. Hier geht es um Leistung. Um Einsatz. Um den Sport an sich. Ihre letzten Rekorde bei einem Wettkampf sind 63 kg im Reißen und 76 kg im Stoßen, doch diese Gewichte müssten mittlerweile höher sein.
Kraft und Geschwindigkeit
„Das Erlernen der richtigen Technik nimmt mehrere Monate in Anspruch“, erklärt Trainer Claude Tritz, der selbst 17 Jahre lang im Stemmen aktiv war. Bei Mara Strzykala ging es etwas schneller. Sie hat schon ihr ganzes Leben lang Leistungssport getrieben – 12 Jahre lang Gymnastik und danach sechs Jahre lang Leichtathletik. In beiden Sportarten gehörten Stemmübungen zum Krafttrainingsteil, sodass sie nicht bei null anfangen musste, als sie vor zwei Jahren begann, mit Claude Tritz zu trainieren.
„Dank meinem Hintergrund im Turnen verfügte ich über eine gute Körperbeherrschung und Koordination. Die Übungen waren mir auch bereits bekannt. Zu Beginn fehlte mir also nur die nötige Kraft“, erzählt die Athletin. Sie gehört zu den wenigen in Luxemburg, die diese Sportart betreiben. Eine Sportart, die bei den Olympischen Spielen vertreten ist und bis 2000 nur Männern vorbehalten war. Erst vor 20 Jahren traten in Sydney die ersten Frauen bei Olympia gegeneinander an.
Das Bild von weiblichen Sportlern, die schwere Gewichte reißen oder stoßen, hat sich noch nicht in den Köpfen der Menschen eingeprägt. Bei der Frage, ob sie schon einmal Vorurteilen ausgesetzt war, sagt Strzykala prompt: „Klar, regelmäßig. Gewichtheben gilt nach wie vor als unweiblicher Sport. Viele Menschen wissen auch nicht, worum es sich eigentlich handelt, oder denken, ich würde vor dem Spiegel den Bizeps pumpen, morgens schon fünf Steaks verschlingen und jede Stunde einen Proteinshake nach dem anderen trinken.“ Sie lacht und winkt ab. Ein Fitnessmodel möchte sie nicht sein. Stattdessen hat sie die Augen fest auf ihre Leistung gerichtet.
„Es ist vielleicht etwas hoch gegriffen“, sagt sie, als es um langfristige Ziele geht. „Aber warum nicht auch davon träumen, mal an einer Europameisterschaft teilzunehmen?“ Bis dahin wird sie weiter an ihrer Technik arbeiten. Schon jetzt fällt es ihr selber auf, wenn sie einen Fehler begeht, und sie weiß, wie sie ihn beheben kann.
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