LBBL Herren / Kein Vorbeikommen an Clancy Rugg: Rückblick auf die Saison 2022/23
„Wenn nicht jetzt, wann dann?“ Es war eine Meisterschaftssaison 2022/23, die mit dem von vielen Seiten erwarteten Titelgewinn des Basket Esch endete, jedoch auch von der viel diskutierten Profifrage dominiert wurde. Das Tageblattt blickt nachfolgend auf die Akteure zurück, die der nun abgelaufenen Spielzeit ihren Stempel aufgedrückt haben.
Profispieler der Saison
Clancy Rugg: Er ist fast schon ein Phänomen im Luxemburger Basketball. Seit der Saison 2014/15 spielt der inzwischen 31-Jährige im Großherzogtum und ist damit der dienstälteste Profispieler in der LBBL. Von Saison zu Saison ist auf Clancy Rugg Verlass, der sich wie kein anderer in den Dienst der Mannschaft stellt. Und der routinierte Spieler, der inzwischen bekanntlich auch für das Nationalteam aufläuft und die Landessprache fließend spricht, funktioniert wie ein zuverlässiges Uhrwerk, bringt immer noch bemerkenswerte Leistungen aufs Parkett. Nun konnte sich Clancy Rugg, nach dem Corona-Titel 2020 und insgesamt drei verlorenen Meisterschaftsfinals – zwei mit den Musel Pikes, eines mit Esch – endlich über den langersehnten Meistertitel auf dem Feld freuen. Mit seinen 26 Punkten und zwölf Rebounds war es der 31-Jährige, der Esch im zweiten Halbfinalspiel gegen Düdelingen überhaupt noch im Meisterschaftsrennen hielt und mit seinen 35 Zählern im Entscheidungsspiel gegen den T71 den Finaleinzug sicherte. Und dies mit einer noch nicht auskurierten Lungenentzündung, die ihm auch noch in der Finalserie zu schaffen machte. Kein Wunder, dass der 31-Jährige mit einem Wert von 27,1 auch in den Statistiken der FLBB als wertvollster Spieler der Liga gilt.
Luxemburger Spieler der Saison
Thomas Grün: Er war das entscheidende Puzzlestück, das dem Basket Esch noch fehlte. Mit Thomas Grün hat der Meister in dieser Saison nicht nur reichlich an Erfahrung hinzugewonnen, sondern auch einen Spieler, der in entscheidenden Situationen die Nerven behält. So wie im zweiten Halbfinalspiel gegen den T71, als Grün den entscheidenden Korb zum 80:79-Sieg in der Verlängerung versenkte. Dank des ehemaligen Profispielers konnte Esch in dieser Saison in der Defensive noch einmal ein gutes Stück zulegen und stellte nicht umsonst die stärkste Verteidigung der Liga. In keinem der vier Finalspiele gestand man Steinsel damit mehr als 75 Punkte zu. Gemeinsam mit Jordan Hicks hatte Grün in der Finalserie die schwierige Aufgabe, Amicale-Topscorer Jarvis Williams zu verteidigen, eine Aufgabe, die er souverän meisterte. Auch in der Offensive setzte der 28-Jährige wichtige Akzente, wenn es sein musste, so wie in der dritten Finalbegegnung.
Philippe Gutenkauf: Nach einer eher durchwachsenen Saison 2021/22 meldete sich „Sticky“ Gutenkauf eindrucksvoll zurück und bewies einmal mehr, warum er der derzeit beste luxemburgische Aufbauspieler ist. Mit einem Schnitt von 17,1 Punkten pro Partie sowie 5,1 Assists wurde das Ettelbrücker Eigengewächs nicht umsonst auch bei der Awards Night der FLBB zum Spieler der Saison gekürt. Im Pokalfinale, das die Etzella souverän gegen Esch gewinnen konnte, zeigte der 28-Jährige deutlich, welches Spielverständnis und Auge für seine Mitspieler er besitzt. Es lag sicherlich nicht am Motor des schnellen Ettelbrücker Spiels, dass es der Pokalsieger 2023 nicht auch bis ins Meisterschaftsfinale geschafft hat.
Jonas Theisen: Kein anderer Spieler aus der LBBL hat in dieser Saison eine solche Entwicklung erlebt wie Jonas Theisen. Auch wenn die Arbeit, die der Steinseler auf dem Feld leistete, vielleicht nicht immer auf den ersten Blick sichtbar war, so erledigte der 27-Jährige unter den Brettern einen hervorragenden Job, zeitweise auch gegen die Profi-Spieler der Konkurrenz. Auch in Sachen Konstanz konnte der Amicale-Spieler überzeugen. In einem Team, bei dem mit Jarvis Williams oder Bobby Melcher andere Spieler durch ihre offensiven Leistungen eher im Fokus stehen, war Theisen, der in der Vergangenheit auch immer von Verletzungen zurückgeworfen wurde, der Hauptgarant dafür, dass die Amicale die reguläre Saison auf dem ersten Platz abschloss und es noch einmal bis ins Meisterschaftsfinale schaffte. Kein Wunder, dass der Steinseler für die Kampagne im Sommer auch seinen Platz in der FLBB-Auswahl erhalten soll.
Trainer der Saison
Franck Mériguet: Es war schon ein gewisser Druck, mit dem die Escher in die Saison 2022/23 gingen, denn von allen Seiten wurde der langersehnte Meistertitel erwartet. Frei nach dem Motto: „Wenn nicht jetzt, wann dann?“ Mit Spielern wie Clancy Rugg, Thomas Grün, Alex Rodenbourg oder den Biever-Brüdern wäre alles andere als ein Titelgewinn in dieser Saison sicherlich eine große Enttäuschung gewesen. Eine Mannschaft mit so vielen routinierten Spielern muss man aber auch erst einmal leiten können, und gerade dieses Management erledigte Franck Mériguet perfekt. Auch eher unruhige Phasen, als etwa Prince Foster den Verein verließ, merkte man den Escher Spielern nicht wirklich an. Mit zwei Finalteilnahmen und dem gewonnenen Meistertitel hat Mériguet mit seinem Team fast das Optimum herausgeholt.
Youngster der Saison
Mykolas Maindron: In der letzten Saison in Steinsel kaum aufgefallen, weil er nur wenig Spielzeit erhielt, avancierte Mykolas Maindron in diesem Jahr bei der Arantia zweifelsohne zum Newcomer der Saison. In seiner ersten Saison in Fels entwickelte sich der 18-Jährige direkt zu einem wichtigen Leistungsträger des Vereins, der ein sicheres Händchen von der Dreier-Linie aus bewies und sich für sein junges Alter bereits erstaunlich abgeklärt zeigte. Schnell hat sich Maindron so auch an den Rhythmus der LBBL gewöhnt. Kein Wunder, dass man die Verpflichtung des jungen Talents bei der Arantia als wahren Glücksgriff bezeichnet.
Max Logelin: Dass er eines der größten Talente im luxemburgischen Basketball ist, das hat man bereits in den letzten beiden Jahren gesehen. Schon in der Saison 2021/22 hatte sich Max Logelin seinen Platz in der Startfünf der Sparta erkämpft. In dieser Saison hatte Bartringen mit größeren Problemen zu kämpfen. Von Schwierigkeiten, die passenden Profis zu finden, Verletzungssorgen, Trainerwechsel bis hin zu einer Niederlagenserie, war fast alles dabei. Doch Logelin ist gerade in dieser Zeit noch einmal gereift und zeigte in der Schlussphase der Saison einmal mehr, wie zuverlässig er inzwischen das Sparta-Spiel leiten kann. Als Leistungsträger ist er in Bartringen absolut nicht mehr wegzudenken.
Comeback der Saison
Tom Konen: Eine Fingerverletzung, die er noch aus der letztjährigen Finalserie mitschleppte, setzte den Steinseler bis Januar außer Gefecht, dann bremste Corona erst einmal sein Comeback. Doch in der entscheidenden Saisonphase war Tom Konen da und zeigte eindrucksvoll, wie wichtig er für das Amicale-Spiel ist. Von Woche zu Woche steigerte sich der 26-Jährige und zeigte in der Offensive, dass er durchaus in der Lage war, den Ausfall von Bobby Melcher zu kompensieren.
Jordan Hicks: In der letzten Saison fiel Jordan Hicks nach Weihnachten aufgrund einer Corona-Erkrankung aus, bestritt für den Rest der Spielzeit kein Spiel mehr. Auch zu Beginn der Saison 2022/23 musste der US-Amerikaner verletzungsbedingt von der Bank aus zuschauen. Fast elf Monate Pause … doch die Escher hielten an ihm fest, denn wie Rugg ist auch Hicks inzwischen zu einem Teil der großen Escher Familie avanciert. Eine Entscheidung, die vielleicht nicht immer jeder verstand, und für die der Klub belächelt wurde, denn der Profi-Spieler benötigte Zeit, um wieder seinen Rhythmus zu finden. Doch spätestens am Samstag bewies der 32-Jährige, welchen Stellenwert er im Team besitzt und avancierte nicht nur durch seine wichtigen Treffer, sondern auch durch seine Defensivleistung zum Spieler der vierten Finalpartie.
Überraschung der Saison
Arantia Fels: Finanziell ein gutes Stück schwächer gestellt als viele Konkurrenten, hat es die Arantia Fels in den letzten Jahren kontinuierlich geschafft, in die Play-offs einzuziehen. In dieser Saison standen DJ Wilson und Co. sogar erstmals im Halbfinale. Dabei setzte man als einer der wenigen Klubs auf nur zwei Profispieler. Eine Arbeit, die vor allem auch Trainer Christophe Ney zu verdanken ist. Schade, dass am Ende vor allem zwei Kurzschlussreaktionen in Erinnerung bleiben werden.
Enttäuschung der Saison
US Heffingen: Von der gefeierten Play-off-Teilnahme hin zu einer Seuchensaison und dem Abstieg in der Nationale 2. Bei der US Heffingen lief in dieser Saison überhaupt nichts zusammen, dabei konnte man mit Max Schmit, Lou Demuth, Philippe Arendt oder den Schomer-Brüdern auf einen Kader mit so vielen starken luxemburgischen Spielern zurückgreifen, wie lange nicht mehr. Doch Trainer- und Profi-Entscheidungen ließen von Anfang an keinen Rhythmus zustande kommen.
Fazit der Saison
Profi-Frage: Es ist das Thema, das die Saison dominierte: die Profi-Situation. Am Ende der Spielzeit gab es kaum noch einen Verein, der nicht zu irgendeinem Zeitpunkt der Saison drei US-Amerikaner verpflichtet hatte und diese auch einsetzte. Eine Sache, die auch in der Damenliga immer akuter wird. In den letzten Jahren wurden Versuche unternommen, eine einheitliche Regelung in dieser Sache zu finden, auf einen gemeinsamen Nenner ist man jedoch nicht gekommen. Dennoch muss das Dossier in naher Zukunft wieder geöffnet werden, denn eine konkrete Linie scheint mehr denn je von großer Notwendigkeit zu sein.
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