Catalina-Stau-Challenge / Lultzhausen anstatt Kalifornien: Paule Kremer nimmt sich der nächsten Schwimm-Herausforderung an
Paule Kremer liebt es, sich extremen Herausforderungen zu stellen. Die 31-Jährige hat bereits mehrmals gezeigt, dass sie großes Durchhaltevermögen besitzt. Ihre Ausdauer muss sie auch bei der Schwimm-„Challenge“ im Stausee beweisen. Doch an sich war alles anders geplant.
Eigentlich sollte für Paule Kremer Mitte August der zweite Teil der Schwimm-„Challenge“ „Ocean’s Seven“ auf dem Programm stehen. Nachdem die CAB-Athletin im August 2017 den Ärmelkanal erfolgreich durchquert hatte, hatte sie sich für dieses Jahr das Ziel gesetzt, den Catalina-Kanal über rund 33 km in den USA zu durchschwimmen. Doch die Corona-Krise machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Vor knapp einem Monat teilten die Organisatoren mit, dass das Event auf das nächste Jahr verlegt wird. „Irgendwie hatte ich schon seit Längeren damit gerechnet, dass die Veranstaltung in diesem Jahr nicht stattfinden würde. Die USA sind auch in Sachen Reiseeinschränkungen sehr strikt“, sagte Kremer, die nun 2021 diese sportliche Schwierigkeit angehen will.
Aus dem ursprünglichen Plan wurde also nichts. Doch die 31-Jährige hat sich deswegen etwas Neues einfallen lassen. Anstatt nach Kalifornien zu reisen, geht es für sie nun am 1. August nach Lultzhausen an den Stausee. Dort will sie rund 33 Kilometer hinlegen. „Ich war bereit, mich in diesem Jahr einer solchen Herausforderung zu stellen. Mental habe ich mich lange damit auseinandergesetzt. Dann kam die Idee auf, hierzulande ein Event auf die Beine zu stellen. Der Stausee war eigentlich die einzige Option, die für mich infrage kam. Ich kenne mich gut dort aus“, erklärte sie. Viele Personen zeigten sich nicht verwundert darüber, dass sie eine andere Möglichkeit gesucht hat. „Einige sagen mir auch, dass ich ein wenig verrückt sei, diese Prüfungen anzugehen. Aber daran habe ich mich mittlerweile gewöhnt und es stört mich auch nicht weiter. Jeder Mensch hat eben seine Hobbys“, sagte sie.
Einige Details, zum Beispiel wie die genaue Strecke für diese Herausforderung aussehen wird, sind zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht geklärt. Fest steht aber, dass sie bei dieser „Challenge“ auf Unterstützung zählen kann. Freunde, Familie und einige andere Schaulustige werden zugegen sein. „Das wäre in den USA sicherlich nicht der Fall gewesen. Das motiviert mich sehr und setzt zusätzliche Kräfte frei“, sagte sie. Außerdem haben sich schon einige Freunde von ihr bereit erklärt, sie für eine Zeit im Wasser zu begleiten. Jeder geschwommene Meter wird dann ans „Plooschter Projet“ gespendet. Schon bei ihrer Durchquerung des Ärmelkanals hatte sie ebenfalls einen Spendenaufruf gemacht. Vor drei Jahren kamen so 10.000 Euro zusammen.
Fit halten während des Lockdowns
Damit das Unterfangen erfolgreich über die Bühne geht, stehen für Kremer intensive Trainingseinheiten an. Sogar in der Corona-Zeit hat sie – so gut, wie es nur möglich war – versucht, sich fit zu halten. Schwimmen war in den Wochen des Lockdowns verboten, so gehörten Laufen und Fahrradfahren zu ihrem Trainingsalltag. Zusätzlich schuftete die Extremsportlerin am Aufbau ihrer Kraft. „Diese habe ich bisher stets ein wenig vernachlässigt“, erklärte sie. Nachdem die Aktivitäten im Schwimmbecken oder im offenen Wasser wieder erlaubt waren, ging es für sie wieder sofort ins kalte Nass. Die ersten Einheiten verliefen noch ein wenig holprig, danach kam das Schwimmgefühl aber schnell wieder zurück. Im Schwimmbecken legt Kremer im Training meistens fünf Kilometer zurück. „Der Fokus liegt dabei auf der Technik und Schnelligkeit.“ Im offenen Wasser spielen diese beiden Faktoren keine zu große Rolle. „Hier geht es eher darum, viele Kilometer zurückzulegen. Es kommt dabei nicht auf das Tempo an“, verriet sie.
Obwohl die Zeit bei diesem Event eigentlich nur eine untergeordnete Rolle spielt, hat sie sich vorgenommen, die 33 km in zwölf Stunden zurückzulegen. Doch „nur“ mit diesem Anreiz gibt sie sich nicht zufrieden. Aufgrund der fehlenden Strömungen im Stausee hat sich die 31-Jährige noch ein zusätzliches Ziel in den Kopf gesetzt: „Ich will keine einzige Pause einlegen. Ich weiß aber nicht, ob ich dies durchziehen kann, denn ich weiß nicht, ob mein Körper eine körperliche oder mentale Pause braucht. Vielleicht lege ich z.B. einen kleinen Zwischenstopp ein, um mir ganz banal mal die Zähne zu waschen. Doch im Stausee habe ich wenigstens nicht mit dem Geschmack des Salzwassers wie im Meer zu kämpfen.“ Das Wichtigste während dieser Reifeprüfung wird aber sein, dass sie mental stets auf der Höhe bleiben muss, um erfolgreich durchzukommen. „Ich darf keine Zweifel haben. Negative Gedanken würden mich nur runterziehen. Trotzdem werden sicherlich Momente aufkommen, in denen ich leiden werde“, so Kremer.
Läuft alles nach Plan, und die Blaualgen im Stausee machen dem Ganzen keinen Strich durch die Rechnung, soll das Unterfangen am 1. August morgens um 6.00 Uhr losgehen. Gegen 18.00 Uhr hofft sie, aus dem Wasser steigen zu können. „Ich will nämlich den Abend noch ein wenig mit den Personen, die mich unterstützt haben, genießen können. Das hoffe ich auf jeden Fall, denn ich bin nicht sicher, in welcher körperlichen Verfassung ich zu diesem Zeitpunkt sein werde“, sagte sie.
Doch so oder so: Sollte Paule Kremer diese Prüfung erfolgreich meistern, wird sie sicherlich noch genügend Reserven parat haben, um gut gelaunt noch mit Freunden und Familie die restlichen Abendstunden verbringen zu können.
Einige sagen mir auch, dass ich ein wenig verrückt sei, diese Prüfungen anzugehen
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