Basketball / Nach dem 3:0-Start in die Saison: Jordan Hicks hat in Esch seine neue Heimat gefunden
Neben der US Heffingen ist nur noch der große Meisterschaftsfavorit Esch ungeschlagen: Kontinuität zahlt sich beim Vizemeister aus, so kann auch Rückkehrer Jordan Hicks auf Anhieb wieder überzeugen.
Alle Wege führen zurück nach Esch: So könnte das Motto von US-Spieler Jordan Hicks lauten. Der 31-Jährige bestritt vor vier Jahren – die Saison 2017/18 – seine erste Spielzeit in Luxemburg für den Basket Esch. Nach einer weiteren Saison und einem knappen Ausscheiden im Meisterschaftshalbfinale gegen Düdelingen – die erste Serie, die in Luxemburg übrigens in fünf Spielen entschieden wurde – wagte er noch einmal den Schritt nach Frankreich in die Nationale 1 zu Tours. Nach zwei Jahren – in der letzten Saison stand er bei Besançon unter Vertrag – ist er nun wieder zurück in der Minettemetropole und könnte mit seiner Entscheidung nicht zufriedener sein: „I am more than happy to be back“, meint der Escher Profi-Spieler mit einem Lachen. Der Versuch, noch einmal auf einem höheren Level zu spielen, ist inzwischen dem Wunsch gewichen, seinen Sport mit Spaß ausüben zu können: „Ich wollte noch einmal sehen, wie weit ich es schaffen kann. Dabei hatte ich allerdings Pech mit Verletzungen“, erklärt der US-Amerikaner. „Irgendwie war es aber auch mein Glück, denn so ist mir klar geworden, wie wichtig die Beziehungen auf und neben dem Spielfeld für mich sind. Dies bedeutet mir inzwischen einfach mehr als das Spielniveau oder das Geld.“
Dass er in Esch seine zweite oder, wie er selbst sagt, seine erste Heimat gefunden hat, ist für Jordan Hicks inzwischen klar. „Meine Teamkollegen sind für mich wie eine Familie, alle verstehen sich hervorragend, auch das gesamte Umfeld des Vereins. Ich habe das alles wirklich sehr vermisst.“ So hat er auch in den vergangenen Jahren nie den Kontakt zum Verein verloren und immer, wenn es nur irgendwie möglich war, stattete er seinen ehemaligen Teamkollegen einen Besuch ab. „Ich habe sehr oft Nachrichten erhalten, wann ich denn meinen nächsten Besuch in Esch planen würde“, erklärt der 31-Jährige mit einem Lachen. Beim derzeitigen Vizemeister nutzte man in der vergangenen Saison somit auch die Gunst der Stunde und so sprang Jordan Hicks zum Ende der Saison, die in Luxemburg bekanntlich bis weit in den Juni hinein dauerte, schon einmal ein, um den damals angeschlagenen US-Spieler Miles Jackson-Cartwright zu ersetzen. Denn Hicks war zu dieser Zeit, wie könnte es auch anders sein, zu Besuch bei Teamkollege Alex Rodenbourg.
Reifer geworden
Dass es für den Basket Esch in der neuen Spielzeit keine Anlaufschwierigkeiten gab, wundert daher auch nicht. „Eigentlich hat sich kaum etwas verändert“, betont der Spieler mit der Nummer Neun. „Die Basis des Teams ist ja nach wie vor die gleiche, was mich aber besonders freut, ist, dass jüngere Spieler wie Deni (Ramos) und Jeffry (Monteiro) inzwischen große Fortschritte gemacht haben.“ Mit beiden stand er damals nur selten auf dem Parkett. Das Team ist nach Meinung des US-Spielers reifer geworden und genau das hat man auch am Sonntag in der Spitzenpartie des dritten Spieltags – die am Ende jedoch sehr einseitig ausfiel – gegen Arantia Fels gesehen. Esch setzte direkt ein Ausrufezeichen, mit fünf Dreiern von Pit Beiver setzte man den Gegner bereits früh matt, und auch die Jugendspieler zogen ohne zu zögern mit. Am Ende hatten neun von elf eingesetzten Akteuren aufseiten des Basket Esch gepunktet und auf der Ersatzbank flippten die Routiniers jedes Mal aus, wenn eines der Nachwuchstalente eine gelungene Aktion auf dem Parkett hatte. Zusammen mit dem Überraschungsteam der Stunde – der US Heffingen – ist Esch nach dem dritten Spieltag noch ungeschlagen. Auch wenn man sich in der Minettemetropole bewusst ist, dass die entscheidende Stunde erst zum Schluss der Saison schlägt, freut man sich dennoch über den souveränen 3:0-Start. „Die Saison ist noch lang, doch so ein Start ist gut für die Moral. Man sieht, dass der Rhythmus und das Zusammenspiel schon da sind.“
Dass in Esch die gute Atmosphäre ein wichtiger Erfolgsfaktor ist, wurde in den letzten Jahren mehr als deutlich. Zu große Veränderungen wollte man im Klub deswegen nicht schaffen. Der Weggang von Coach Sylvain Lautié, unter dem Jordan Hicks seine ersten beiden Spielzeiten bestritt, wurde daher von einem Altbekannten kompensiert: Franck Mériguet, der Vorgänger des bisherigen Trainers. Eine große Umgewöhnung war dies auch für den 31-Jährigen nicht: „Er und Sylvain haben zwar unterschiedliche Herangehensweisen, was das Coaching betrifft, doch für mich ist das kein Problem. Ich denke, es ist wichtig, dass sich die Jungs wohlfühlen und Franck kannten sie ja bereits gut.“ Überraschender ist für Hicks eher, wie stark sich die Liga in den vergangenen beiden Jahren verändert hat, wie er scherzend zugibt: „Viele Spieler sind zurückgetreten oder haben Luxemburg verlassen. Es sind inzwischen so viele junge Talente in den Kadern, da kommt man sich ja schon fast wie ein Großvater vor.“
In Luxemburg bleiben
Ein Vorbild – nicht nur auf dem Spielfeld – ist für Jordan Hicks allerdings nach wie vor Clancy Rugg. „Er hat eigentlich nie einen schlechten Tag, was er leistet, ist beeindruckend.“ Auch dass er inzwischen die luxemburgische Staatsbürgerschaft erhalten hat und für das FLBB-Team aufläuft, beeindruckt seinen Teamkollegen. Es ist ein Weg, den auch der 31-Jährige gerne einschlagen würde, denn eine Rückkehr in die USA kann er sich auch nach seiner aktiven Zeit auf dem Basketballparkett zurzeit nicht vorstellen: „Ich fühle mich in Luxemburg sehr wohl.“ Und so plant er, nicht nur seine Französischkenntnisse, die in den letzten sieben Jahren sehr gut geworden sind, noch weiter auszubauen: „Mir blieb ja auch kaum eine andere Wahl“, erklärt er mit einem Lachen, denn nicht nur in Frankreich, sondern auch bei Sylvain Lautié war während der Auszeiten die bevorzugte Sprache eben nicht Englisch: „Auch wenn es am Anfang schwierig war, finde ich das inzwischen richtig toll. Es ist gerade diese Diversität, die ich in Luxemburg sehr schätze.“
Doch bevor das Karriereende irgendwann bevorsteht, will Jordan Hicks – der inzwischen schon seine neunte Saison als Profispieler bestreitet – am liebsten mit dem Basket Esch einen oder mehrere Titel feiern. Dass er inzwischen so lange mit seinem großen Hobby auch sein Geld verdienen darf, überrascht ihn hingegen schon: „Ich hatte zwischendurch immer mal wieder Verletzungen, deshalb bin ich umso glücklicher, dass ich in diesem Alter noch spielen darf.“ Und vielleicht schafft es ja auch die Familie aus den USA, die Hicks aufgrund der Pandemie im Sommer nach anderthalb Jahren wieder ein erstes Mal sah, dieses Mal auch auf Stippvisite nach Luxemburg, am liebsten für ein Pokal- oder Meisterschaftsfinale. „Die Daumen sind gedrückt“, meint der 31-Jährige abschließend.
Meine Teamkollegen sind für mich wie eine Familie, alle verstehen sich hervorragend, auch das gesamte Umfeld des Vereins. Ich habe das alles wirklich sehr vermisst.
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