Kunstturn-EM / „Nicht überrascht“: Quentin Brandenburger hat im Mehrkampffinale sein ganzes Potenzial ausgepackt
Es war ein starker Auftritt von Quentin Brandenburger im Mehrkampffinale bei der Junioren-EM im türkischen Mersin. Am Ende landete der FLGym-Athlet auf dem 15. Rang, ein großer Erfolg für das luxemburgische Turnen.
Ein Abgang vom Pauschenpferd souverän in den Stand – die Freude war bei Quentin Brandenburger, als er am frühen Freitagmittag sein letztes Gerät im Mehrkampffinale bei der Junioren-EM im türkischen Mersin absolviert hatte, nicht mehr zu übersehen. Zuerst ballte der 16-Jährige die Fäuste, dann klatschte er Trainer Jacques Renson mit einem großen Lächeln ab. „Ich wusste, dass das Pauschenpferd das Gerät ist, durch das ich den Wettkampf verlieren kann. Es ist das Gerät, bei dem ich immer am meisten Stress habe. Ich war froh, dass die Übung gut lief, nicht perfekt, aber gut“, beschreibt der junge FLGym-Turner seine Gemütslage zum Schluss des Mehrkampfes.
Der junge Turner der Etoile Rümelingen hatte auch allen Grund, sich zu freuen. Um nicht weniger als 2,388 Punkte – von 70,332 auf 72,720 – hatte sich der 16-jährige Junior im Vergleich zur Qualifikation am Mittwoch verbessert und so im Mehrkampffinale ganze acht Plätze gutgemacht. Am Ende landete Brandenburger auf dem 15. Rang, ein Erfolg, den man so im luxemburgischen Kunstturnen schon lange nicht mehr miterlebt hat. „Wir sind wirklich glücklich mit dem Wettbewerb. Quentin hat im Finale sein wahres Potenzial gezeigt, das hat sich ja auch in den Punkten widergespiegelt“, betont Trainer Jacques Renson.
Brandenburger wirkte jedenfalls entspannter als noch bei der Qualifikation am Mittwoch – ein Eindruck, den der junge Turner bestätigt: „Der Druck war nicht mehr so hoch. Ich hatte schon einen kompletten Mehrkampf bestritten, wusste, wie alles abläuft, dadurch war auch der Stresspegel geringer.“ Und so verbesserte sich der 16-Jährige an nicht weniger als vier Geräten – Boden, Pauschenpferd, Ringe und Reck. Besonders zufrieden war er dann auch mit seiner Leistung an seinem Lieblingsgerät, dem Boden, wo er in der Qualifikation bei einer Landung noch kurz die markierte Fläche verlassen musste und Strafpunkte aufgebrummt bekam. Viele kleinere Wackler, die er sich noch am Mittwoch leistete, waren gestern nicht mehr zu sehen. „Über das Resultat bin ich aber nicht überrascht. Ich habe im Training schon gesehen, dass ich dieses Niveau turnen und eine solche Punktzahl in der Gesamtwertung erreichen kann.“
Nicht überrascht
So trudelten gestern dann auch viele Glückwünsche bei Quentin Brandenburger ein, nicht nur von seinem Klub, der Etoile Rümelingen, sondern auch von Sascha Palgen, der als letzter luxemburgischer Turner bei einem internationalen Wettbewerb ein Finale bestritt. „Durch ihn habe ich gesehen, dass man auch aus dem kleinen Luxemburg heraus gute internationale Platzierungen erreichen kann.“ So sind bei dem FLGym-Turner jetzt auch die ganzen Mühen der vergangenen Monate vergessen. „Mental war es nach der Absage der EM im April nicht immer einfach“, gesteht Brandenburger. „Auch in den vergangenen zwei Monaten, als immer mehr große Nationen ihre Teilnahme abgesagt hatten, wussten wir nicht immer, ob die EM auch stattfinden wird. Doch unser Trainer hat uns stets motiviert und positiv beeinflusst.“
Dabei war Quentin Brandenburger dieses Mal auch nicht als „Einzelkämpfer“, wie bei seiner ersten EM-Teilnahme 2018 in Glasgow, am Start. Denn mit dem ein Jahr jüngeren Ronan Foley hatte die FLGym einen zweiten Turner für die EM nominiert. „Das hilft ungemein, der Stress war dieses Mal definitiv geringer als vor zwei Jahren, denn man kann sich gegenseitig unterstützen und motiveren“, meint Brandenburger, den man somit auch als Kapitän der neuen luxemburgischen Turngeneration bezeichnen kann.
Für Foley gab es gestern keinen Einsatz mehr, der Turner der Aurore Oetringen bestritt am Mittwoch während der Qualifikation nur vier der sechs Geräte, eine Finalteilnahme war somit nicht möglich: „Da ich durch Qurantäne in der Vorbereitung zwei bis drei Wochen verloren hatte, haben wir diese Entscheidung getroffen“, erklärt Foley, der mit seinem EM-Debüt ganz zufrieden ist, auch wenn er sich gerade am Barren, einem seiner Lieblingsgeräte, einen größeren Patzer leistete, wie er selbstkritsch zugibt: „Das war sehr schade, doch beim nächsten Mal wird es besser laufen.“ Für den jungen Sportler galt es nämlich vor allem Erfahrung zu sammeln: „Medaillen oder ein Finale standen für mich nicht zur Debatte. Ich weiß jetzt aber, wie so eine EM abläuft, das wird mir in Zukunft bestimmt weiterhelfen.“ Auch über die Tipps von Brandenburger zeigte sich Foley dankbar: „Das hat mir sehr geholfen, auch was die Nervosität betrifft.“
Und so ist es das große Ziel beider Jungs, in zwei Jahren, bei der EM 2022 dann mit einer kompletten luxemburgischen Mannschaft teilnehmen zu können. Denn im Nationalkader rücken drei weitere Nachwuchstalente nach, die dann alt genug für eine Teilnahme an den kontinentalen Meisterschaften wären. Für Brandenburger wäre es jedenfalls der perfekte Abschluss seiner Juniorenkarriere, die mit 18 Jahren endet, wie er selbst betont: „Zu fünft bei einer EM sein zu dürfen, da könnte man einen solchen Wettkampf noch viel mehr genießen.“ Eine Hoffnung, die jedenfalls nicht unmöglich scheint.
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