Basketball / Noch längst nicht abgeschrieben: Die Musel Pikes melden sich mit drei Siegen aus vier Spielen zurück
Mit drei Siegen aus vier Spielen meldete sich das fast schon abgeschriebene Tabellenschlusslicht, die Musel Pikes, aus der Weihnachtspause zurück. In den restlichen fünf Spielen der Hauptrunde will sich das Team um Kapitän Jean Kox nun in die bestmögliche Ausgangsposition im Kampf um den Klassenerhalt bringen.
„Ich traue mich schon gar nicht mehr, aufs Handy zu schauen“, erklärt Jean Kox mit einem leichten Lachen. „Man hat wirklich schon Angst, dass in unserer WhatsApp-Gruppe gleich die nächste schlechte Nachricht eintrudelt.“ Denn wenn sich etwas wie ein roter Faden durch die letzten Monate, wenn nicht sogar schon fast zwei Jahre der Musel Pikes zieht, dann ist es eine nicht aufhören wollende Verletzungsmisere. Noch immer muss der Klub von der Mosel etwa auf Spielmacher Tom Welter verzichten, der für den eh schon stark dezimierten Kader kaum zu ersetzen ist. Erst kürzlich wurde bekannt, dass Nachwuchstalent Sam Streef in der laufenden Spielzeit nicht mehr zum Kader hinzustoßen wird, da seine Achillessehnenverletzung schlimmer geworden ist und der 18-Jährige sich nun sogar einer Operation unterziehen muss. Dass zu Beginn des neuen Jahres dann auch noch die beiden Neuzugänge, Profi-Spieler Henry Pwono und Trainer Milan Skobalj, positiv auf das Coronavirus getestet wurden, passt eigentlich perfekt in die bisherige Seuchen-Saison der Musel Pikes. „Wundern tut einen das wirklich schon nicht mehr“, meint Jean Kox trocken.
Es ist eine Situation, die Kox, der seit seiner Kindheit für den Mosel-Klub aufläuft, in einer solchen Form bisher auch noch nicht gesehen hat: „Ich habe schon viele Verletzungsphasen, auch bei mir selbst, miterlebt. Der Unterschied ist jedoch, dass wir das sonst immer irgendwie auffangen konnten.“ Doch nach beispielsweise dem Karriereende von Laurent Schwartz und einer Generation, in der nur wenig Jugendspieler nachgerückt sind, war der Kader des Vizemeisters 2020 zu Beginn der Saison eh bereits stark reduziert. So rücken nun auch mehrere Cadets-Spieler nach. „Da müssen viele wohl zweimal auf den Spielerbogen schauen, weil sie die Namen noch nie gehört haben“, meint Kox weiter.
Verletzungsmisere
Dabei hatten die Musel Pikes bisher auch in Sachen Profi-Spieler kein wirklich glückliches Händchen. Lew Stallworth verletzte sich im ersten Saisonspiel schwer, wochenlang musste das Team mit einem einzigen US-Spieler zurechtkommen, bis schließlich mit Christopher Flemmings Ende Oktober ein Ersatz verpflichtet und in Luxemburg eingetroffen war. Doch dieser entpuppte sich ebenfalls nicht als die Verstärkung, die man sich beim Mosel-Klub erhofft hatte. Pünktlich zu Weihnachten wurde in Stadtbredimus dann ein weiteres Mal kräftig durchgemischt. So löste Milan Skobalj den US-Amerikaner John Dieckelman auf der Trainerbank ab und mit Henry Pwono und William Christmas wurden gleich zwei neue Profis engagiert, auch wenn Terry Winn, mit dem der Klub die Saison begonnen hatte, noch immer beim Team weilt. „Das Leben läuft eben nicht immer wie ein Wunschkonzert. Uns haben leider viele externe Faktoren getroffen, für die wir nichts können. Man kann Entschuldigungen suchen, aber bringen wird das im Endeffekt auch nichts“, meint Jean Kox, der von Kettenreaktionen spricht, die auch an die Moral der Mannschaft gingen. Eine schwierige Saisonphase, von der die direkte Konkurrenz jedenfalls profitierte und erst einmal davongezogen ist.
Doch abschreiben sollte man die Musel Pikes nicht. Und so ging trotz aller Hiobsbotschaften zu Beginn des neuen Kalenderjahres ein Ruck durch die Mannschaft. Mit einem einzigen Sieg vor der Weihnachtspause war das Tabellenschlusslicht „fast schon auf dem sicheren Weg in die Nationale 2“, wie der Kapitän ehrlich zugibt. Doch 2022 konnte eigentlich nur besser laufen als 2021 und so sind die Moselaner zurzeit eine der Mannschaften der Stunde, holten nicht weniger als drei Siege aus den letzten vier Spielen. Dabei war das Programm nach dem Restart mit Gegnern wie Fels, Ettelbrück und Esch alles andere als einfach. Einen wichtigen Anteil am derzeitigen Lauf haben die beiden neuen Profis, die dem Team sichtlich guttun. „Das Wichtigste ist, dass wir endlich einmal zwei zur Verfügung haben“, scherzt Kox, bevor er erklärt, warum sie das Team so gut verstärken: „Will spielt eine andere Position als alle, die wir davor hatten. Als Flügelspieler öffnet er das Spiel mehr, wodurch wir auch mehr Platz erhalten und zu besseren Wurfpositionen kommen. Mit ihm wird das Feld einfach viel, viel größer.“ Pwono, der im Laufe der Saison von Bartringen freigestellt wurde, musste unterdessen kaum eingewöhnt werden, wie der 31-jährige Spielführer erklärt: „Er kennt das Land, weiß, wie er sich anstellen muss. Ihn konnte man sofort aufs Parkett schicken.“ Doch auch Terry Winn befindet sich noch beim Team und sprang ein, als Pwono sich in Quarantäne befand: „Da hatten wir zur Abwechslung wirklich einmal Glück.“
Den Trainerwechsel bezeichnet Kox derweil als schade, aber notwendig: „Man hat einfach gemerkt, dass etwas passieren musste. Milan bringt eine super Mentalität mit, spricht Sachen direkt an, ist enorm organisiert und zieht sein Schema knallhart durch, gibt uns aber auch die nötigen Freiheiten.“
Abstieg vermeiden
Dass die Musel Pikes auch in der schwierigen Phase vor Weihnachten das eine oder andere Spiel mehr hätten holen müssen, dessen ist sich Jean Kox unterdessen bewusst. Dass nun sämtliche Mannschaften im Tabellenkeller auch gegen größere Teams punkten, kommt den Moselanern ebenfalls nicht entgegen. „Wir müssen dennoch nach uns schauen und so viele Siege wie möglich holen. Den Luxus, eine Partie nicht unbedingt gewinnen zu müssen, haben wir jedenfalls nicht mehr.“ Der achte Platz ist bereits vier Punkte entfernt, dabei müssen die Pikes, für die noch ein Nachholspiel ansteht, noch fünf Begegnungen bestreiten. Dass die Moselaner in der zweiten Saisonhälfte um den Klassenerhalt spielen müssen, scheint demnach kaum noch zu verhindern. Doch gilt es für Kox und Co. nun, in die bestmögliche Position zu kommen und hierfür zählt jeder einzelne Punkt, und Erfolge wie der am Samstag gegen Esch können am Ende noch Gold wert sein. Für den Kapitän gilt es, das Beste aus der derzeitigen Situation zu machen und auf jeden Fall eines zu vermeiden: den Abstieg in die Zweitklassigkeit.
Entwarnung bei Fletcher
Es waren Bilder, die Schlimmes befürchten ließen. Am Samstag stieß der Walferdinger Profi-Spieler Armon Fletcher bei einem Dunking unglücklich mit dem Heffinger Steve Barzacca zusammen und prallte unkontrolliert mit dem Rücken auf den Boden. Der US-Amerikaner musste noch im Verlauf der Partie ins Krankenhaus gebracht werden. Am Montag gab es nun leichte Entwarnung, denn ein Bruch konnte ausgeschlossen werden. Glück im Unglück demnach für Fletcher, der dennoch unter einer starken und sehr schmerzenden Prellung leidet. (J.Z.)
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