Leichtathletik / Patrizia van der Weken hofft auf die WM, Charline Mathias will zurück in den Wettkampfmodus finden
Während Sprinterin Patrizia van der Weken im Jahr 2022 bisher kaum zu stoppen ist und von der WM träumt, hatte Mittelstreckenläuferin Charline Mathias mit Verletzungsproblemen zu kämpfen und zeigte sich nach siebenwöchiger Pause bei den nationalen Meisterschaften erstmals wieder bei einem Wettkampf.
2022 ist bisher das Jahr der Patrizia van der Weken. Nach einer beeindruckenden Hallensaison, in der sie mehrmals den Landesrekord verbessern konnte und erstmals bei einer Indoor-WM am Start war, konnte sie auch in der noch jungen Freiluftsaison auftrumpfen. In Nairobi verbesserte die Sprinterin ihre eigene nationale Bestmarke über 100 Meter, die sie 2021 aufgestellt hatte, um gleich 15 Hundertstel auf 11,35 Sekunden. In den letzten Wochen blieb Van der Weken weitere fünfmal unter ihrem ehemaligen Landesrekord von 11,50. Die CAPA-Athletin wird immer konstanter in ihren Leistungen und so überquerte sie am Samstag bei den nationalen Meisterschaften im Vorlauf die Ziellinie nach 11,48 Sekunden. Eine Leistung, die sie im Finale, das sie souverän vor CSL-Athletin Anaïs Bauer gewann, allerdings nicht noch einmal wiederholen konnte. Zu stark war letzten Endes der Gegenwind, der ein optimales Rennen verhinderte – die Uhr stoppte schließlich bei 11,59.
„Es ist eine Meisterschaft und der Titel genießt da höchste Priorität“, meinte die CAPA-Athletin nach ihren beiden Rennen. „Doch ich wollte noch einmal eine schnelle Zeit laufen, um nochmals ein paar Punkte fürs World-Ranking zu holen.“ Zwei gute Läufe sind ihr gelungen, wie sie erklärte, doch diese extra schnelle Zeit nicht: „Der Wind hat leider überhaupt nicht mitgespielt. Minus 2,6, das ist gar nicht mehr lustig“, sagte sie mit einem Lachen. „Ich laufe in dieser Saison ja noch einige Rennen und ich hoffe einfach, dass der Tag kommt, an dem der Wind zu meinen Gunsten mitspielt und ich ein gutes Rennen mit einer guten Zeit auf die Piste bringen kann.“ Dass sie eine Zeit wie in Kenia locker in den Beinen hat, bestätigte Van der Weken, betonte jedoch, dass dann auch alles zusammenpassen muss, nicht zuletzt die Wetterbedingungen: „Dann ist auch eine schnellere Zeit möglich, wenn ich mich jetzt hier ein wenig aus dem Fenster lehnen darf.“
Vielleicht ja schon bei der WM Mitte Juli in den USA, für die sie bis zum Zeitpunkt der Landesmeisterschaften per World-Ranking qualifiziert war: „Das wird sich jetzt noch ein bisschen verändern, denn an diesem Wochenende sind fast überall Landesmeisterschaften und ich muss jetzt einfach hoffen, dass nicht zu viele Läuferinnen vor mich rutschen.“ Ihren Teil für eine Qualifikation hat Van der Weken getan, denn für den Titel erhält sie in diesem Ranking immerhin hundert Punkte. Nun heißt es abwarten, bis die neue Rangliste veröffentlicht wird, Stichdatum war jedenfalls Sonntag. Ein Start bei der EM in München dürfte der 22-Jährigen derweil kaum zu nehmen sein, hier liegt sie zurzeit an Postion 19: „Ich denke, dass ich dort schon ein Wörtchen mitreden könnte, das ist sicherlich ein Wettkampf, bei dem ich mich mehr zu Hause fühle. Doch eine WM, mit all diesen Topläuferinnen an der Startlinie stehen zu dürfen, das wäre sicherlich eine enorme Erfahrung.“
„Von Woche zu Woche schauen“
Während Patrizia van der Weken auf einen WM-Start hofft, heißt das Motto für Mittelstreckenläuferin Charline Mathias, langsam wieder in den Wettkampfmodus zurückzufinden. Die 30-Jährige, die im Februar noch einen neuen Hallenrekord über 800 Meter lief, ist nach einer siebenwöchigen Verletzungspause aufgrund einer Sehnenentzündung erst seit Kurzem wieder zurück im Training. „Ich wollte die Meisterschaft dennoch bestreiten, weil es schließlich die Meisterschaft ist. Ich bin nicht jemand, der vor einer Herausforderung zurückscheut. Dies war für mich eine Bestandsaufnahme. Ich wollte einfach schauen, wo ich auch im Verhältnis zum Training stehe, und etwas Selbstvertrauen tanken.“
Den Titel über 800 Meter holte sie am Samstag erstaunlich souverän in 2:10,72 Minuten und verwies Nachwuchshoffnung Fanny Arendt (2:15,04) um mehr als vier Sekunden auf Rang zwei. Wie es nun in dieser Saison weitergeht, ist für die CSL-Athletin jedoch schwer vorauszusagen: „Mein Ziel war die EM in München. Ich muss jetzt von Rennen zu Rennen, von Woche zu Woche schauen, wie es läuft.“ Die EM in der bayrischen Hauptstadt zu verpassen, wäre schon sehr bitter für die Olympionikin von Rio: „Meine ganze Trainingsgruppe kommt zuschauen. Da wäre ich schon sehr gerne dabei, vor allem, da ich bei der EM in Berlin bis ins Halbfinale kam.“ Ein solches Resultat ist nach Meinung von Charline Mathias derzeit allerdings nicht machbar, doch eine Qualifikation würde sie dennoch sehr begrüßen. Das große Ziel heißt allerdings Paris 2024: „Zum Glück habe ich dafür noch ein wenig Zeit“, meinte die 30-Jährige mit einem Lachen.
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