FLH-Auswahl / Positive Bilanz trotz verpasster Belohnung
Mit viel Stolz blickt Handball-Nationaltrainer Nikola Malesevic auf die WM- und EM-Qualifikationsspiele der „Roten Löwen“ zurück. Seine Mannschaft wuchs teilweise über sich hinaus und hat mit starken Auftritten überzeugt. Fünf Begegnungen in neun Tagen waren dann doch zu viel: Zu groß war die physische Herausforderung. Gegen Belgien gab es am Samstagabend zum Abschluss zwar ein 27:27-Unentschieden – dies reichte jedoch nicht und das FLH-Team schied in der ersten Qualifikationsrunde zur EM 2024 aus.
Nationaltrainer Nikola Malesevic war am Sonntagmorgen noch müde. Zur Ruhe kam er in den vergangenen neun Tagen nämlich kaum. Erst jetzt lässt der Stress langsam nach. Denn zuvor bestritt er mit der FLH-Auswahl fünf Spiele in neun Tagen. Erst in der Nacht zum Sonntag kehrte die Nationalmannschaft aus Belgien zurück, wo am Samstagabend das letzte Länderspiel stattfand. Ankunft in Luxemburg war erst um drei Uhr in der Früh. Eigentlich war die Rückreise aus Kasselt erst für den Tag danach vorgesehen. „Jeder in der Mannschaft wollte aber so schnell wie möglich nach Hause“, so Malesevic: „Jeder war erschöpft. Sowohl physisch als auch psychologisch.“
Revanche verpasst
Das Hinspiel in der Qualifikation zur EM 2024 hatten die „Roten Löwen“ am Donnerstag in der Coque 26:32 verloren. Die Hoffnung, doch noch in die zweite Qualifikationsrunde einzuziehen, hatten sie zu diesem Zeitpunkt aber noch keineswegs aufgegeben. In der zweiten Begegnung mit den „Red Wolves“ wollten sie unbedingt Revanche nehmen.
„Wir wollten die Länderspiele mit einer Überraschung beenden“, sagt Malesevic: „Wir hatten im Hinspiel während 15 Minuten ein physisch-bedingtes Loch im Spiel. Die Spieler hatten aber gesehen, dass die Belgier nicht unschlagbar sind und wollten im Rückspiel für eine Überraschung sorgen. Wir sind nach Hasselt gefahren, um zu gewinnen.“ Mental war seine Truppe demnach bestens vorbereitet, das Problem war auch diesmal ehe physischer Natur. „Jeder war erschöpft. Es gab sehr viele Spiele in einem sehr kurzen Zeitraum.“
Jeder war erschöpft. Es gab sehr viele Spiele in einem sehr kurzen Zeitraum.über die Herausforderung von fünf Begegnungen in neun Tagen
Der Gegner begann mit hohem Tempo und versuchte, der FLH-Auswahl sofort jede Hoffnung zu nehmen. „Deswegen habe ich am Anfang die frischeren Spieler, die zuvor nicht so oft eingesetzt wurden, auflaufen lassen“, sagt Malesevic. In die Pause gingen die „Roten Löwen“ dann mit einem 13:13-Unentschieden. Die FLH-Spieler setzten sich in der Folge zwar mit drei Toren ab – am Ende schwanden aber die Kräfte. Die Müdigkeit setzte ein, die Konzentration ging verloren. „Wir haben uns deswegen unnötige technische Fehler geleistet, die auf diesem Niveau sofort bestraft werden“, so der Nationaltrainer. Die Belgier kamen wieder ran. Nach 60 Minuten stand ein 27:27-Unentschieden auf der Anzeigetafel.
Fünf kräftezehrende Spiele in neun Tagen waren am Ende zu viel. „Es wäre besser gewesen, die WM-Qualifikation in einer normalen Hin- und Rückrunde zu bestreiten und nicht in Form eines Turniers. Damit würde man die physische Erschöpfung etwas umgehen“, so Malesevic: „Die Erholungsphase zwischen der WM- und EM-Qualifikation war zudem zu kurz. Dies war auch nicht so vorgesehen. Zu Beginn sollte es eine Pause von neun Tagen geben. Die EHF hat dann aber eine Änderung im Kalender vorgenommen und beide Wettbewerbe sofort nacheinander terminiert.“
Fünf Spiele in neun Tagen, die Reise auf die Färöer Inseln und der Ausfall verschiedener Spieler haben Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit des Teams gehabt. „Ich war mir von Anfang an bewusst, dass es deswegen auf physischer Ebene eine nahezu unmögliche Herausforderung wird“, so Malesevic.
Keine Verlierer, nur Gewinner
Umso stolzer ist der Nationaltrainer, wenn er auf die vergangenen fünf Spiele zurückblickt. „Wir haben im November acht neue Spieler in den Kader integriert. Am Anfang wurde ich gefragt, ob ich mir sicher sei, dass ich dies umsetzen wolle“, erzählt Malesevic: „Es ist uns aber gelungen, eine gute Mannschaft, bestehend aus einer Mischung von erfahrenen und jungen Spielern, auf die Beine zu stellen. Die Spieler sind zu einer Gruppe zusammengewachsen und haben einen wirklichen Teamgeist entwickelt.“
Mit einem starken Auftritt und einem 31:26-Erfolg gegen die Färöer Inseln startete sein Team in die WM-Qualifikation. Ein 30:30-Unentschieden gegen Lettland und eine unglückliche 28:29-Niederlage gegen Italien folgten. Die Erschöpfung machte sich erstmals im EM-Relegationsspiel gegen Belgien bemerkbar. Auf das 26:32 im Hinspiel folgte ein 27:27 im zweiten Aufeinandertreffen.
„Auch wenn es uns in beiden Wettbewerben nicht gelungen ist, uns zu qualifizieren, beenden wir diese Länderspielpause für mich persönlich nicht als Verlierer. Wir sind alle Gewinner“, so Malesevic über die starken Auftritte seines Teams, das sich in die richtige Richtung entwickelt. „Wir haben die Spiele nicht auf einer handballerischen, sondern auf einer physischen Ebene verloren.“
Wann die Nationalmannschaft wieder zusammen spielen wird, weiß Malesevic derweil noch nicht. Er will nach Abschluss der Meisterschaft einen Lehrgang mit Testspielen organisieren. „Wir müssen die Spieler öfter vereinen, um unser gemeinsames Projekt weiterzuentwickeln.“ Einen weiteren Lehrgang mit Freundschaftsspiel soll es im November geben, ehe im Januar 2023 wieder offizielle Begegnungen anstehen.
Statistik
Belgien: Lettens (1-60’, 10 Paraden), Siraut – Brixhe 3, Kotters 3, Robyns 1, Braun, Spooren 9, Van Cosen 1, Danesi, Glorieux 5/2, D’Hanis 1, Bolaers 1, Gillé, De Beule 1, Delpire 2, Cadel
Luxemburg: Auger (1-60’, 14 P.), Herrmann, Meyers – Trivic 3, Guden 5, Ilic, Weyer, Schuster, Popescu, Kohn, Zekan, Scheid 1, Rastoder 2, Kaysen 3, Biel 3, Hoffmann 7, Werdel 3
Schiedsrichter: Andorka/Hucker (HUN)
Zeitstrafen: Belgien 5 – Luxemburg 5
Siebenmeter: Belgien 2/2 – Luxemburg 1/3
Zwischenstände: 5’ 3:2, 10’ 6:3, 15’ 9:6, 20’ 10:9, 25’ 11:11, 30’ 13:13, 35’ 15:15, 40’ 17:19, 45’ 19:21, 50’ 22:22, 55’ 25:23
Zuschauer: keine zugelassen
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