Basketball / Profispielerin Nadia Mossong über die aktuelle Corona-Situation in Italien
Basketball-Profi Nadia Mossong spielt in ihrer dritten Saison in Südtirol, wo seit mehreren Wochen der Spielbetrieb aufgrund des Coronavirus ruht. Das Tageblatt unterhielt sich mit der Nationalspielerinüber die Lage vor Ort.
„Es ist nicht so wie ein Weltuntergangsszenario, wie man es beispielsweise aus Hollywoodfilmen kennt und die meisten nun denken, dass es zurzeit auch hier in Italien so aussehen würde“, erzählte Nadia Mossong am Freitag Vormittag am Telefon. „Hier gibt es keine Panik und es laufen auch keine Leute mit Atemschutzmasken herum.“ Die Basketballspielerin lebt zurzeit in Norditalien, steht in ihrem dritten Jahr bei Pallacanestro Bolzano unter Vertrag, einem Damenteam aus Bozen, das in der dritten italienischen Liga aufläuft.
Seit dem Ausbruch des Coronavirus vor zwei Wochen erhält die 33-Jährige zwar immer wieder besorgte Nachfragen aus Luxemburg, kann ihren Freundeskreis hierzulande aber beruhigen: „Das Leben geht normal weiter, außer eben, dass immer mehr Veranstaltungen abgesagt werden und zurzeit kein Schulunterricht stattfindet. Am meisten bemerke ich persönlich den Ausbruch des Virus im Supermarkt, wo tatsächlich viele Regale leergeräumt sind.“
Dabei betonte Mossong aber auch, dass in Bozen bisher – genau wie am Freitagvormittag noch in Luxemburg – nur zwei positive Fälle gemeldet wurden, was sie selbst ein wenig verwundert: „Wenn man die Nachrichten liest, dann scheinen sich viele Touristen aus Deutschland eben gerade bei ihrem Urlaub in Südtirol angesteckt zu haben.“ Direkte Auswirkungen durch das Virus gibt es für Mossong bisher vor allem auf sportlicher Ebene, denn seit Wochen ist der Spielbetrieb in der dritten Liga, der Serie B, nun bereits unterbrochen und ein Ende ist vorerst nicht in Sicht. „Die ganze Sache wird so langsam ziemlich kompliziert“, erklärte dann auch die FLBB-Nationalspielerin.
Als mit dem Ausbruch der ersten Fälle in Norditalien am 23. Februar eine erste Partie abgesagt wurde, war die Stimmung noch gut: „Zu dem Zeitpunkt sagten wir uns, ein freies Wochenende ist doch auch mal eine schöne Abwechslung.“ Doch es folgte eine weitere Absage am darauffolgenden Wochenende und auch die Begegnungen des kommenden Spieltags werden nicht stattfinden: „Das größte Problem ist einfach, dass in den unteren Ligen hier in Italien viele Teams die Sporthallen der Schulen nutzen. Da bis zum 15. März vorerst die Schulen geschlossen sind, können diese Klubs auch nicht auf die Infrastruktur zurückgreifen. So fällt bei uns zum Beispiel momentan das Donnerstagstraining aus, das wir ebenfalls in der Schule hier vor Ort abhalten.“ Ansonsten läuft das Training bei Pallacanestro Bolzano aber normal weiter, bei anderen Vereinen sieht dies jedoch anders aus, wie die 33-Jährige bestätigte: „Ich weiß von anderen Teams, dass sie zurzeit auf Spielfeldern draußen trainieren, um irgendwie das Ganze aufrechterhalten zu können.“
Abwarten
Jeden Tag gibt es neue Nachrichten, so hat der Verband am Donnerstagabend etwa die Entscheidung getroffen, dass in der höchsten Liga in den kommenden Wochen vor leeren Rängen gespielt werden soll, die Meisterschaft in der dritten Liga wird allerdings bis auf weiteres ausgesetzt. „Die Meinungen hierzu sind unterschiedlich“, erklärte die Luxemburgerin: „Viele Leute regen sich darüber auf, dass Sportler trotzdem die langen Anreisen zu Spielen antreten müssen, zum Teil in die Gebiete, die stark betroffen sind, wobei sie sich ja auch anstecken können.“
Für Mossong und ihre Teamkolleginnen, die in ihrer Division zurzeit den ersten Tabellenrang belegen und somit eigentlich ab April im Aufstiegs-Play-off hätten antreten sollen, heißt das Motto zurzeit jedoch abwarten: „Nach der Normalrunde hätten wir eigentlich einen Monat Pause gehabt, bevor wir gegen die ersten Teams aus den anderen Regionen im Play-off hätten antreten sollen. Einige Partien hätten somit auch dann noch nachgeholt werden können, doch es werden immer mehr Begegnungen und in einer Liga, in der nicht nur Profis spielen, ist es nicht so leicht möglich, alles in englischen Wochen durchzuboxen. Ich glaube, nicht einmal der Verband weiß zurzeit, wie es weitergeht, da müssen sie auch auf ein Update vom Ministerium warten.“
Die Saison einfach zu annullieren, ohne dass jemand in die zweite Liga aufsteigt, und in der nächsten Spielzeit neu anzufangen, an dieses Szenario glaubt die Luxemburgerin jedoch nicht: „Ich denke eher, dass man dann auf die Formel des letzten Jahres zurückgreifen wird, als noch gar keine Play-offs gespielt wurden und der Tabellenerste direkt aufsteigen durfte.“
Ihre Zeit hat die Nationalspielerin bisher recht gut herumgekriegt: „Unser Coach schickt uns jeden Tag zum Fitness, inzwischen sehen wir alle fast schon aus wie Schränke“, scherzte sie. Zudem nutzte sie auch bereits in den vergangenen Jahren die freien Stunden zwischen den Trainingseinheiten, um Weiterbildungskurse zu besuchen, hat vor kurzem erst einen neuen begonnen: „Nach drei Einheiten wurde dieser aber jetzt auch abgesagt.“ Gefreut hatte sie sich da auf den Besuch ihrer Eltern, die eigentlich in drei Wochen anreisen wollen, ob nun etwas daraus wird, werden die kommenden Wochen zeigen, wie Mossong erklärte. Eines hat sie in den letzten Wochen jedoch gelernt: „Jeden Tag gibt es neue Erkenntnisse und so lange heißt es einfach, abzuwarten.“
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