Basketball / Routine gegen Momentum: Entscheidungsspiel zwischen Esch und Düdelingen
Wer wird in den kommenden Wochen im Finale auf die Amicale Steinsel treffen? Am Sonntag fällt im Südderby in Esch die Entscheidung. Die Escher Routine oder das Düdelinger Momentum? Das Tageblatt blickt auf die Punkte, die für das jeweilige Team sprechen.
Im Überblick
LBBL Herren:
Play-off-Halbfinale („Best of three“):
1. Spiel:
Esch – Düdelingen 80:74
Ettelbrück – Steinsel 88:94
2. Spiel:
Samstag, 16. April:
Steinsel – Ettelbrück 77:71
Düdelingen – Esch 89:73
Entscheidungsspiel:
Sonntag, 24. April:
17.15: Esch – Düdelingen
Fürs Finale qualifiziert:
Amicale Steinsel
Das Südderby hat in den vergangenen Jahren viele besondere Kapitel im luxemburgischen Basketball geschrieben. Unvergessen ist zweifelsohne das Play-off-Halbfinale 2019, als zum allerersten und bisher einzigen Mal in der nationalen Basketballmeisterschaft eine Serie erst im fünften Spiel entschieden wurde. Es war ein Duell, in dem der T71 einmal mehr ein besonderes Comeback erlebte, denn Schumacher und Co. lagen vor drei Jahren bereits mit 1:2 zurück, der Basket Esch hatte somit gleich zwei Matchbälle, nutzte diese jedoch nicht. Am Ende waren es einmal mehr die Düdelinger, die sich eindrucksvoll zurückmeldeten, sich in der vierten Begegnung erst in der Verlängerung durchsetzten und kurze Zeit später in Esch sogar den Finaleinzug perfekt machten.
In diesen drei Jahren hat sich vor allem in der „Forge du Sud“ so einiges verändert. So steht etwa kein einziger Spieler, der vor drei Jahren im Entscheidungsspiel zum Einsatz kam, mehr im Kader des T71. Zählt man bei Esch Profi-Spieler Jordan Hicks mit, der zurzeit eine Herzmuskelentzündung auskuriert, dann ist die Starting Five hingegen exakt die gleiche wie 2019. Ein kurioser Fakt, der heute nicht mehr zählt, doch hat sich der T71 auch dieses Mal zurückgekämpft. Das Momentum steht damit sicherlich auf Düdelinger Seite, doch was spricht sonst noch für den T71 und was für den Basket Esch?
Basket Esch
Der Pokalsieg: Mit der Coupe de Luxembourg hat der Basket Esch bereits einen Titel in dieser Saison gewonnen und wird am Ende nicht mit leeren Händen da stehen. Ein Gefühl, mit dem man im Viertelfinale gegen Heffingen so richtig auftrumpfen konnte und souverän mit 2:0 siegte. Oftmals braucht es ein solches Schlüsselerlebnis, um eine Serie zu starten. Dabei haben Alex Rodenbourg und seine Teamkollegen gesehen, dass sie auch brenzlige Situationen, wie im Halbfinale gegen Hesperingen, meistern können. Gerade hier sah es lange Zeit nicht nach einem Sieg der Escher aus, doch sie schafften es in den letzten Minuten, die Partie doch noch zu drehen. Anschließend ließ der Klub aus der Minettemetropole im Finale keine Zweifel mehr aufkommen.
Die Routine: In den vergangenen Jahren haben die Escher viele wichtige Spiele verloren. Sei es nun die Halbfinalserie 2019 gegen Düdelingen, das Pokalhalbfinale 2020 gegen die Musel Pikes oder die Finalserie in der letztjährigen Meisterschaft, ebenfalls gegen den T71. Doch aus den Niederlagen haben Joé Biever und Co. gelernt, sich in den vergangenen Jahren stetig weiterentwickelt. Kein anderes Team besitzt derzeit so viel Erfahrung wie der Basket Esch und so werden sich die Spieler von Trainer Franck Mériguet auch nicht von der Niederlage der vergangenen Woche, in der man fast schon wie der sichere Sieger aussah, nervös machen lassen. Auch die Verletzungsmisere zu Beginn des Kalenderjahres meisterten die Escher routiniert, wissen, dass es mit dem Spielmodus im Basketball auf wenige Begegnungen zum Schluss der Saison ankommt.
Clancy Rugg: Läuft es beim Escher Profi-Spieler, dann schafft er es auch, das gesamte Team mitzureißen. Bestes Beispiel hierfür ist die erste Partie der Halbfinalserie, in der Rugg auf 23 Punkte und 14 Rebounds kam. In seinem Sog schafften es neben dem zweiten Profi Green ebenfalls die beiden Biever-Brüder, im zweistelligen Bereich zu punkten, die Escher zeigten einmal mehr eine vorbildliche Kollektivleistung. Eine Woche später kam Rugg hingegen auf gerade einmal elf Zähler, bei ebenfalls elf Rebounds. Das Team warf vor allem in der zweiten Halbzeit zu schnell auf den Korb auf. Schaffen die Escher wieder mehr den Zug zum Korb und zeigen ihre in dieser Saison immer wieder solide stehende Zonenverteidigung, dann sind sie nur schwer zu schlagen.
T71 Düdelingen
Der Schumi-Effekt: Keine andere Person im luxemburgischen Basketball lebt so für die berüchtigten „Do or die“-Spiele wie Tom Schumacher. In seiner aktiven Karriere war das Düdelinger Urgestein gerade in solchen Begegnungen immer „on fire“ und von seinen Gegenspielern kaum zu stoppen. Eine Eigenschaft, die er nun auch von der Trainerbank aus in den vergangenen Wochen an seine Spieler weitervermittelt hat. Seit der Qualifikation für die Play-offs am letzten Spieltag der regulären Saison in Hesperingen ist der Knoten beim T71 geplatzt und Schumacher bringt von der Bank aus die Energie mit, die man vom 35-Jährigen seit Jahren gewohnt ist. In Düdelingen ist mit dem neuen Coach zweifelsohne der Spaß zurück, das macht sich auch auf dem Parkett bemerkbar. Es war ein riskanter Schachzug der Vereinsverantwortlichen, einen gerade erst zurückgetretenen Spieler als Coach zu verpflichten, doch dieser ging bisher beim T71 voll und ganz auf.
Joé Kalmes: Mit dem Wechsel von den Musel Pikes nach Düdelingen im Sommer wartete auf den 26-Jährigen eine ganz neue Herausforderung, an die er sich erst gewöhnen musste. Doch in den letzten Wochen scheint Kalmes seinen Platz im Team endlich richtig gefunden zu haben. Die Verpflichtung von Trainer Schumacher tut auch dem Nationalspieler sichtlich gut, der sich beim T71 spätestens mit dem Beginn der Play-offs zum wichtigsten Spieler auf dem Platz entwickelt hat. 13 Punkte und neun Rebounds im ersten Halbfinalduell, 17 Zähler und acht Rebounds im zweiten. Will Esch den Finaleinzug schaffen, dann muss es Lösungen gegen Kalmes finden.
Das Momentum: Düdelingen befindet sich derzeit auf einer wahren Euphoriewelle. Der Last-Minute-Einzug in die Play-offs, die beeindruckende Viertelfinalserie gegen Bartringen, immerhin Tabellenführer der regulären Saison. Und am vergangenen Samstag einmal mehr eine bemerkenswerte Aufholjagd, bei der der T71 einen Rückstand von 21 Punkten (!) wettmachte. Das Momentum spricht zweifelsohne für Düdelingen. Zweimal fast abgeschrieben, beide Male zurückgekommen. Zu verlieren haben Moura und Co. jedenfalls nichts.
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