Total League Herren / Rückblick auf die Spielzeit 2020/21: Ein Oldie ragt heraus
Die Corona-Saison hat nach einer viermonatigen Zwangspause und einem Covid-19-Ausbruch in der entscheidenden Saisonphase doch noch einen positiven Abschluss gefunden. Dabei sicherte sich der T71 Düdelingen zum Abschied seiner Oldies Frank Muller und Tom Schumacher und pünktlich zum 50. Vereinsjubiläum seinen 25. Titel. Das Tageblatt wirft einen Blick zurück auf die Highlights, Entdeckungen und Enttäuschungen einer langen Saison.
Profispieler der Saison
Steve Harris: Der US-Amerikaner war ein echter Glücksgriff, den T71-Coach Ken Diederich bereits länger im Visier hatte. Nach Stationen in den Niederlanden, wo er zusammen mit Alex Laurent bei den Den Helder Suns spielte, sowie bei Vevey Riviera Basket in der Schweiz gelang dem Team aus der „Forge du Sud“ auch dank der Corona-Pandemie der Coup auf dem Transfermarkt. Und der 2,01 Meter große Wunschspieler sollte alles andere als enttäuschen. Harris entwickelte sich im Verlauf der Saison immer mehr zum entscheidenden Faktor im Düdelinger Spiel, der zusammen mit Frank Muller ein unschlagbares Dream-Team unter den Brettern bildete. Mit im Schnitt 22,5 Punkten und 12,5 Rebounds avancierte der 26-Jährige zum „Most Valuable Player“ der Finalserie und unterstrich, wie so oft in der Saison, seine bemerkenswerte Wurfquote aus dem Feld heraus, die allein in den Finalspielen bei 60 Prozent lag. Kein Wunder, dass man Harris beim T71 gerne für eine weitere Saison verpflichten möchte.
JICL-Spieler der Saison
Frank Muller: Der Emotionsausbruch nach dem gewonnenen Meistertitel zum Ende einer beeindruckenden Spielerkarriere sprach am Freitagabend Bände. Muller steckte mit seinen 33 Jahren noch einmal alles in seine letzte Spielzeit beim T71, ging oftmals über seine eigenen Grenzen hinaus und unterstrich einmal mehr, dass er es unter dem Korb noch immer mit sämtlichen Profi-Spielern aufnehmen kann. Mit einem Schnitt von 14,6 Punkten, 11,1 Rebounds und 2,5 Assists ist der Sportpsychologe ohne jeden Zweifel der JICL-Spieler der Saison 2020/21.
Pit Biever: In einem ausgeglichenen Escher Kollektiv war es Pit Biever, der Meisterschütze der vergangenen Saison, der seine bisher wohl stärkste Saison ablieferte. Der 29-Jährige übernahm Verantwortung und war immer wieder dann zur Stelle, wenn ein Scorer gebraucht wurde, wie etwa im Viertelfinale gegen Contern. Am Ende der Saison kommt er hier auf einen Schnitt von 12,9 Punkten.
Ivan Delagdo: Der Sportsoldat, der in der nächsten Saison am liebsten im Profibereich auflaufen möchte, schaffte in der abgelaufenen Saison einen weiteren wichtigen Entwicklungsschritt und ist bei der Etzella Ettelbrück in den letzten Monaten in eine Leader-Rolle hineingewachsen. Dabei überzeugt Delgado als Punktelieferant sowie auch durch seine Defensivarbeit. In der Halbfinalserie gegen Esch, die der Nordklub mit 1:2 verlor, war der 22-Jährige einer der wenigen Ettelbrücker, die überzeugen konnten, und traf in jedem Spiel im zweistelligen Bereich.
Trainer der Saison
Ken Diederich: Wie bereits sein Vater konnte nun auch Ken Diederich die Meisterschaft mit dem T71 feiern, sein nunmehr siebter Titel im luxemburgischen Basketball. Der Nationalcoach stellte sein Team zum wichtigsten Zeitpunkt der Saison stets richtig ein, sorgte mit seinen taktischen Anweisungen dafür, dass die gegnerischen Schlüsselspieler nie richtig zur Entfaltung kamen. Der T71 zeigte sich in der entscheidenden Saisonphase absolut meisterlich, verlor von seinen fünf Play-off-Spielen kein einziges, gab dabei ebenfalls nur vier Viertel ab.
Newcomer der Saison
Mike Feipel: Mit seinen gerade einmal 20 Jahren besitzt der Bartringer bereits einiges an Erfahrung, seinen Durchbruch schaffte der junge Nationalspieler jedoch in der nun abgelaufenen Spielzeit. Bereits vor der Corona-Zwangspause im Herbst, als die Sparta noch mit Profispielern antrat, hatte Feipel den Sprung in die Startfünf geschafft und war zum besten luxemburgischen Punktelieferanten in den Reihen seines Teams avanciert. Einen weiteren Entwicklungssprung machte der 20-Jährige dann, als die Sparta auf den Einsatz von Profis verzichtete und er in eine Leader-Rolle hineinwachsen musste. Zum Ende der Saison kommt er so auf einen Punkteschnitt von 16,9, womit er in der Scorerliste der JICL-Spieler Rang eins belegt.
Malcolm Kreps: Bereits vor der Saison 2020/21 galt Kreps als eines der größten Talente im luxemburgischen Basketball. Bei einer der Überraschungsmannschaften der laufenden Saison, Aufsteiger Walferdingen, konnte der 19-Jährige dies nun auch in der Total League beweisen und ist trotz seines jungen Alters bereit fester Bestandteil der Starting Five. Dabei überzeugt der junge Nationalspieler besonders durch seine Vielseitigkeit.
Überraschung der Saison
AB Contern: Mit Walferdingen und Fels zogen zwei Teams, die nur die wenigsten auf der Rechnung hatten, ins Viertel- bzw. Halbfinale ein. Die größte Überraschung der Saison 2020/21 war jedoch Contern, das den Abstieg in der vergangenen Saison nur aufgrund der Aufstockung der Total League auf zwölf Teams verhindert hatte. Der Einzug ins Viertelfinale, in dem man Esch im „Do or die“-Spiel bis zum Schluss Paroli bot, war umso überraschender, da mit Raul Birenbaum der Leader des Teams zum wichtigsten Zeitpunkt der Saison ausfiel und auch der zweite Aufbauspieler Mihailo Andjelkovic lange angeschlagen war. Gleich mehrere junge Talente, wie etwa der erst 17-jährige Dan Mantz, mussten sich so beweisen und zeigten, was für ein Potenzial in ihnen steckt.
Enttäuschung der Saison
Musel Pikes und Racing: Vom Vizemeister, dem nur ein Korb zum Meistertitel 2020 fehlte, zu einer Saison zum Vergessen. Die Musel Pikes, gebeutelt von Verletzungssorgen, fanden nie den richtigen Tritt und konnten am Ende ihre eigenen Ambitionen nicht erfüllen. Die Qualifikation fürs Play-off wurde um vier Punkte verpasst. Gleiches trifft auch auf den Racing zu, der zwar nur mit einem Profispieler in die Saison ging, jedoch mit der Verpflichtung von Bobby Melcher den Transfercoup der Saison gelandet hatte. Am Ende fehlte Melcher über weite Strecken der Spielzeit, Profitrainer Gehrke wurde frühzeitig entlassen und zum Schluss musste man doch auf zwei Profis zurückgreifen.
Pechvogel der Saison
Raul Birenbaum: Der Conterner Spielmacher, der nach der Saison 2020/21 eigentlich die Schuhe an den Nagel hängen wollte, um mehr Zeit für seine Familie zu haben, zeigte sich in der Form seines Lebens. Mit seinen 31 Jahren wollte es Birenbaum jedenfalls noch einmal wissen und war der unverzichtbare Dreh- und Angelpunkt im Spiel seiner Mannschaft. Dann jedoch der Schreckmoment: Im März, zum Auftakt der Rückrunde, zog sich der Kapitän des ABC einen Achillessehnenriss zu, die Spielzeit war damit plötzlich beendet.
Zahlen der Saison
12: Es war die erste Saison mit einer aufgestockten Total League mit zwölf Mannschaften. Eine Spielzeit, die einem auch aufgrund einer langen Qualifikationsphase mit 22 Spieltagen teilweise ganz schön schleppend vorkam. Zwölf Mannschaften werden auch in der nächsten Saison im nationalen Basketball-Oberhaus zu sehen sein.
69: Der Walferdinger Adam Eberhard wird auch nach dem Ende seiner aktiven Karriere – er wird in den USA einen Coaching-Job im College-Basketball in Tennessee annehmen – in Luxemburg in Erinnerung bleiben. Im April gegen Steinsel kam der US-Amerikaner auf einen Effizienzwert von 69. Dabei erzielte er 46 Punkte, kam zudem noch auf 18 Rebounds und zwölf Assists. Eine Leistung, wie man sie auf dem Parkett in Luxemburg nur selten zu sehen bekommt.
Abschied der Saison
Ü30-Generation: Tom Schumacher und Frank Muller beendeten ihre beeindruckende Basketballkarriere in Luxemburg mit einem letzten Titel. Doch nicht nur die Oldies vom T71 verabschiedeten sich in dieser Spielzeit. Mit Pitt Koster, Xavier Engel, Jairo Delgado und eventuell auch Raul Birenbaum, der noch nicht über seine Zukunft entschieden hat, sagt fast eine komplette Generation, die mit vielen Titeln geschmückt ist, ein leises „Goodbye“. Dabei geht der Ettelbrücker Delgado, genau wie Tom Schumacher, mit bemerkenswerten elf Titeln in die Basketballrente.
Fazit der Saison
Jugend forscht: Auch wenn sich der T71 am Ende einer ungewohnt langen Saison klar durchsetzen konnte, wurde in der Spielzeit 2020/21 deutlich, dass die Teams an der Spitze durchaus enger zusammengerückt sind. Und auch wenn sich so mancher Routinier nun verabschiedet hat, darf man gespannt sein auf die nächste Generation. Wie Contern mit seinen Eigengewächsen Mantz und Moes, Bartringen mit den 18-jährigen Logelin und Toussaint oder auch Steinsel mit einer ganzen Reihe an Nachwuchsspielern um Noah Medeot und Ivor Kuresevic.
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