Basketball / Steinsel-Trainer Louvrier: „Der Halbfinaleinzug wäre außergewöhnlich“
Alzette-Derby, Teil drei: Im nationalen Herrenbasketball geht nur eine einzige Viertelfinalserie über die volle Distanz von drei Spielen. Außenseiter Steinsel, der die reguläre Saison auf Platz sieben abschließen konnte, hat der Résidence Walferdingen bisher alles abverlangt und hat am Samstag eigentlich rein gar nichts zu verlieren.
Die Zielsetzung von Amicale-Coach Etienne Louvrier war im Vorfeld der Saison klar und deutlich formuliert: „Für uns wird es ausschließlich um den Klassenerhalt gehen“, betonte der Belgier, der sich bewusst war, dass auf seinen jungen Kader in einer ausgeglichenen Liga auch große Herausforderungen warten würden. Und so war der Trainer auch keinesfalls von den vielen „ups and downs“ überrascht, die seine Mannschaft in der Spielzeit 2021/22 bisher durchlebt hat. Vor allem der Beginn der Saison war für Steinsel alles andere als einfach, sieben von acht Begegnungen gingen verloren, davon gleich die ersten fünf: Ein Fehlstart, wie man ihn nur noch schwer kompensieren kann. Doch die Amicale meldete sich eindrucksvoll zurück, gewann acht der folgenden neun Partien, rollte das Feld von hinten auf und machte die Play-off-Qualifikation und somit auch den sicheren Klassenerhalt doch noch perfekt. „Mission accomplie“ demnach und so wundert es auch nicht, dass Etienne Louvrier zugibt, dass er mit den Resultaten bisher eigentlich auch voll und ganz zufrieden ist.
Zu verdanken hat dies das Team einer wichtigen Verpflichtung, die im Laufe der Saison getätigt wurde, die von Profi-Spieler Jarvis Williams. Ganz klar das entscheidende Puzzlestück, das im Steinseler Spiel bis dahin gefehlt hatte: „Er ist ein Spieler, den ich sehr schätze“, meint auch der Coach, der betont, dass der 32-jährige US-Amerikaner dem Team die bitter nötige Stabilität brachte: „Er ist der älteste Spieler im Kader und gerade diese Erfahrung hat meine Mannschaft auch verzweifelt gesucht.“ Der perfekte Profi-Spieler demnach, denn Williams, der bereits in der Saison 2013/14 bei Mersch unter Vertrag stand und später schließlich für die Sparta Bartringen auflief, kennt zudem den luxemburgischen Basketball. „Wir hatten wirklich Glück, dass er zu diesem Zeitpunkt frei war“, sagt der belgische Coach.
Mit Williams im Team konnten plötzlich auch Bobby Melcher und Tom Konen, die zu Beginn der Saison zu ihrem Heimatverein zurückgekehrt waren und von denen sich in Steinsel viel versprochen wurde, ihre gewohnten Stärken besser ausspielen. Beide hatten fortan nicht mehr die volle Verantwortung, die auf ihren Schulten lastete. „Mit der Verpflichtung von Jarvis wurde auch Tom in seinen Leistungen konstanter“, erklärt Louvrier. Für Melcher hingegen war es auch eine neue Situation, der absolute Leader in einem sehr jungen Kader zu sein: „Jeder kennt den Gewinnercharakter von Bobby. Er musste auch erst einmal lernen, dass nicht jeder so mitziehen konnte, wie er es gewohnt war.“ Die Leistungen des Nationalspielers, der für Louvrier ohne Zweifel der beste einheimische Akteur der LBBL ist, will der Trainer verständlicherweise auch nicht missen.
Fortschritte im mentalen Bereich
Dies bewies der 27-Jährige nicht zuletzt im zweiten Viertelfinalspiel am letzten Samstag gegen die Résidence. Denn es war Melcher, der die schwierige Aufgabe hatte, sich um den gegnerischen Spielmacher und Liga-MVP Alex Stein zu kümmern, ein spielentscheidendes Duell, das der Amicale den Weg zum knappen 92:88-Sieg ebnete. Umso bemerkenswerter, da Steinsel in der ersten Begegnung dieser Viertelfinalserie einen großen Vorsprung im dritten Viertel verspielt und Duell eins somit doch noch verloren hatte (96:105). Eine Niederlage, die auch erst verarbeitet werden musste: „Ich glaube, es ist gerade der mentale Bereich, in dem wir in dieser Saison den größten Fortschritt gemacht haben“, erklärt Louvrier die Reaktion seines Teams in Spiel zwei, bekanntlich nicht die erste große Aufholjagd in dieser Saison.
Zu verlieren haben Melcher, Konen und Co. somit am Samstag nichts. Bereits das dritte Viertelfinalspiel ist für die Amicale ein Bonus: „Ein Halbfinaleinzug wäre wirklich außergewöhnlich“, betont Louvrier. „Wenn wir am Samstag ausscheiden, aber gut gespielt haben, wären wir sicherlich schon alle zufrieden mit der Saison.“ Die Last liegt somit aufseiten von Walferdingen, auch wenn Trainer Kreps dies anders sieht, wie der Amicale-Coach schmunzelnd meint: „Ich glaube aber nicht, dass man bei der Résidence, die als Tabellenzweiter in die Play-offs ging und im letzten Jahr im Halbfinale stand, gerne ein Ausscheiden in der ersten Runde auf der Visitenkarte stehen hätte. Erst recht nicht im Derby gegen Steinsel.“
Egal ob die Saison für die Amicale am Samstag zu Ende geht oder Steinsel doch den Einzug ins Halbfinale schafft, etwas bedauert Etienne Louvrier zum Schluss doch noch. Denn auch wenn mit dem Klassenerhalt das primäre Saisonziel erreicht wurde, konnte das zweite große Ziel nicht so wie erhofft umgesetzt werden: die Integration der vielen Jugendspieler. „Sie haben dem Druck nicht so standgehalten und nach dem schwierigen Saisonstart auch nicht die Spielzeit erhalten, die ich mir gewünscht hatte.“ Eine Entscheidung, die der Trainer auch im Hinblick auf den Klassenerhalt fällen musste. Und so hofft Louvrier, in der nächsten Saison diesen Weg mit dem Team beschreiten zu können.
Im Überblick
Play-off-Viertelfinale („best of three“):
Entscheidungsspiel, am Samstag:
19.30: Walferdingen – Steinsel
Bereits fürs Play-off-Halbfinale qualifiziert:
Ettelbrück, Esch und Düdelingen
- Erste Teams können am Wochenende wieder an der Meisterschaft teilnehmen - 22. November 2024.
- Erste Euroleague-Punkte von Dorian Grosber - 15. November 2024.
- Hilfe vom Nachbarn: East Side Pirates helfen Echternacher Basketballern - 14. November 2024.
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