Springreiten / Warum Olympia-Teilnehmer Victor Bettendorf ein neues Pferd aussuchen muss
Victor Bettendorf erhielt erst vor wenigen Tagen die Bestätigung, dass er sich für die Olympischen Spiele im Sommer in Paris qualifiziert hat. Doch die Freude ist mehr als nur getrübt: Sein treuer Begleiter, Mr. Tac, wird ihm für das große Turnier nicht zur Verfügung stehen. Wie es jetzt weitergeht und warum der 34-jährige COSL-Athlet optimistisch bleibt, erzählte er dem Tageblatt am Mittwochmorgen.
Das letzte Wort hatte nicht Victor Bettendorf, sondern die Besitzerfamilie des Wallachs, mit dem er sich im vergangenen Jahr den Einzelstartplatz für Paris sicherte: Die französische Pferdebesitzerin Geneviève Megret hat in der ersten Januar-Woche entschieden, dass in Zukunft der Niederländer Harrie Smolders den besagten Vierbeiner namens Mr. Tac zu internationalen Titeln führen soll. „Ich bin nicht der Erste und bestimmt auch nicht der Letzte, dem es so ergeht“, meinte der Luxemburger nüchtern. „Doch die ganze Situation ist alles andere als angenehm.“
Wenn ich mit einem Pferd zu den Olympischen Spielen fahre, das nicht in Form ist, riskiere ich einerseits, dass es sich verletzt und ebenso, dass es schlechte Erfahrungen sammeltOlympia-Teilnehmer
Zeit, sich auf einen möglichen Abschied vorzubereiten, hatten die französischen Besitzer dem COSL-Athleten nicht viel übrig gelassen. Drei Wochen vor der finalen Entscheidung wurde er über die Gedanken in Kenntnis gesetzt – und jetzt steht Bettendorf zwar mit einem Ticket für Paris, aber eben doch mit fast leeren Händen da. „Wenn ich mit einem Pferd zu den Olympischen Spielen fahre, das nicht in Form ist, riskiere ich einerseits, dass es sich verletzt und ebenso, dass es schlechte Erfahrungen sammelt.“ Was langfristige Konsequenzen für das Tier hätte.
Weshalb er in den nächsten Wochen nicht an seinem ursprünglichen Programm mit Mr. Tac festhalten kann, sondern gleich sechs potenzielle Pferde für Paris ins Trainingslager nach Valencia einreisen lässt. „Ich werde mich im Anschluss auf zwei Pferde festlegen, mit denen ich mich dann konkret auf die Spiele vorbereiten werde.“ Die Kandidaten sind alle zwischen neun und elf Jahren alt. „Beide Neunjährige kenne ich seit drei Jahren, die andern sind relativ neu. Aber nach Spanien werde ich schon ein besseres Bild haben. Derzeit hängt alles noch sehr in der Schwebe.“
Keine leichte Entscheidung
Abnehmen kann ihm die Entscheidung niemand. „Ich bin es, der auf dem Pferd sitzen wird. Ich brauche eine Verbindung. Deshalb werde ich die beiden aussuchen, mit denen die Harmonie am besten stimmt. Nicht jeder Reiter passt zu jedem Pferd“, fügte der Luxemburger hinzu. So muss Bettendorf also einen kleinen Schritt zurückgehen – von seinem Wallach, der in der Lage war, einen CSI5*-Grand-Prix zu gewinnen, hin zu einem Pferd, das bislang nur an die Erwartungen eines Drei- oder Viersterne-Springens gewohnt war.
Statt wie geplant in Basel, s-Hertogenbosch und Göteborg zu starten, muss Bettendorf jetzt von Woche zu Woche planen und abwägen, welche Turniere seine zwei Auserwählten bestreiten können, um im August in Bestform zu sein. „Ich bin optimistisch, aber ich denke auch nicht zu viel daran. Dann wird es schon klappen …“ Denn das weiß der 34-Jährige natürlich auch: „So eine Gelegenheit wie die Olympischen Spiele erhält man nicht jedes Jahr. Ich mache mir ungern falsche Hoffnungen. Es stecken viel Arbeit und Opfer drin.“
Die Investitionen der vergangenen Monate waren zwar nicht umsonst, dennoch ist der Springreiter jetzt abhängig von der Formkurve seiner Pferde. „Man kann das eigentlich nicht mit anderen Sportarten vergleichen. Klar gibt es bei Tennisschlägern wohl auch enorme Preisunterschiede, aber letztendlich machen sie ab einem bestimmten Niveau keinen großen Unterschied mehr. Hier ist es anders. Das Pferd ist nicht austauschbar wie ein Schläger.“ Über das Knie brechen wird Bettendorf vor August nichts mehr. Denn „ich werde nicht schneller machen, als das Pferd es erlaubt. Und ich bin ja auch noch keine 65 Jahre alt … Los Angeles (die Olympischen Spiele in vier Jahren) kommen auch noch.“
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