/ Wer schnappt sich den Pokal? Gréngewald Hostert fordert die Titelverteidigerinnen des Amicale Steinsel heraus
Mit Hostert hat es in diesem Jahr ein Verein ins Finale der Coupe des Dames geschafft, der sich entschieden hat, vermehrt in den Damenbasketball zu investieren. Am Samstag würden die Damen des Gréngewald liebend gern zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte einen Titel holen. Das Tageblatt unterhielt sich im Vorfeld der Partie mit Trainer Hermann Paar, der den luxemburgischen Damenbasketball nicht zuletzt durch seine Tätigkeit als Nationaltrainer (2002 bis 2015) in- und auswendig kennt und den es nach einem Abstecher in die Bundesliga (Göttingen und Saarlouis) im Sommer zurück nach Luxemburg zog.
Tageblatt: Herr Paar, Sie haben den Gréngewald in dieser Saison übernommen, wie würden Sie die Entwicklung des Teams bisher beschreiben?
Hermann Paar: Das Team brauchte am Anfang erst einmal Zeit, sich zu finden. Anne Simon kam neu aus Saarlouis hinzu, Lisy Hetting kehrte nach der Geburt ihres Sohnes zurück und wir hatten zwei neue Profispielerinnen. Ein Aufbau braucht Zeit und somit gab es im Saisonverlauf auch einige „ups and downs“. Zwischenzeitlich haben wir dann auch einen Wechsel auf einer Ausländerposition vorgenommen. Es war nicht so, dass wir mit Sarah Saba ein Problem gehabt hätten, aber Alexandra Louin passt einfach besser in die Mannschaft rein. Dies hat dem Team auch einen neuen Motivationsschub gegeben und seit dem Jahreswechsel zeigt es sich deutlich verbessert.
In Hostert hat man in dieser Saison verstärkt in den Damenbasketball investiert, war dies einer der Gründe, warum Sie sich für den Gréngewald entschieden haben?
Dies war für mich im Endeffekt ausschlaggebend, denn der Frauenbasketball ist im Verein zurzeit der wichtigste Faktor. Neben Hostert ist dies ja im Moment nur noch in Wiltz der Fall. Dies zeigt eindeutig, dass es geht, wenn man will. Das heißt ja nicht, dass im Verein nichts für die Herren getan würde. Sonst wird aber vor allem in den Männerbasketball investiert und fast auch nur hierfür Werbung gemacht.
Man muss sich doch nur die Nationalmannschaften anschauen. Es waren die Damen, die mehrmals bei den Spielen der kleinen Staaten Gold gewonnen haben. Vor drei Jahren haben sie sogar noch gegen den damaligen Europameister Serbien gespielt – man müsste sich mal vorstellen, wenn die Herren gegen Spanien antreten müssten. Wenn ich dann sehe, dass die Damennationalmannschaft zurzeit eine C-Europameisterschaft bestreiten muss, dann macht mich das krank.
Welche Lösung würden Sie denn vorschlagen?
Die Hälfte der Bevölkerung sind Frauen, warum fließt dann nicht auch die Hälfte der Sponsoren-Gelder in den Damensport? Ich bin in der Total League zurzeit der einzige hauptamtliche Trainer im Damenbasketball. Im Gegensatz hierzu sind im Männerbereich die Amateur-Trainer in der Minderheit. Sogar in der zweiten Liga, wie etwa in Contern, Heffingen oder bei Bascharage, sind Profi-Trainer zu finden. Der Stellenwert, der dem Damenbasketball zuteilwird, spiegelt die Gesellschaft einfach nicht wider. Auch der Modus ist nicht hilfreich. Die Meisterschaft der Herren und Frauen müsste eigentlich parallel zueinander ausgetragen werden, doch die Herren gehen nun ins Viertelfinale, während die Frauen in den nächsten Wochen noch immer die Partien in der Titelgruppe bestreiten müssen.
Viel wird darüber geredet, dass das Spielniveau in den letzten Jahren stark gesunken sei. Wie würden Sie dies sehen?
Gegenüber dem letzten Jahr ist das Niveau meiner Meinung nach eindeutig gestiegen. Die Liga ist zurzeit super spannend. Ganz oben ist Düdelingen zwar weggezogen, doch nicht alle Spiele sind hoch ausgegangen und im Halbfinale werden die Karten neu gemischt. Der Abstiegskampf ist in diesem Jahr auch ein wirklicher und wird bis zum letzten Spieltag andauern. Wenn man das mit der deutschen Liga vergleicht, in der das Niveau schon stark gesunken ist, dann könnten die ersten vier luxemburgischen Teams sicherlich im unteren Mittelfeld mithalten und das zeigt doch das Potenzial, das vorhanden ist.
Der Basketball war in Luxemburg eine der ersten Mannschaftssportarten, in der auch der Damenbereich stärker gefördert wurde. Inzwischen scheint die Zahl der Spielerinnen jedoch zu sinken. Wie sieht das bei Ihnen im Verein aus?
Im Mädchenbereich ist der Gréngewald zurzeit sehr gut aufgestellt. Ich trainiere neben der A-Mannschaft auch die Cadettes und die Filles scolaires und hier sind viele Talente vorhanden. Bei den Cadettes habe ich sogar Anne Simon bewusst rausgenommen. Ich sehe bei neun Spielerinnen durchaus das Potenzial, dass sie es auch bis in die Total League schaffen. Bei den Damen haben wir immer zwölf Leute beim Training, und ich muss sogar Spielerinnen für die Begegnungen weglassen. Bei anderen Vereinen sieht die Situation anders aus, da sitzen insgesamt nur sechs bis sieben Spielerinnen auf der Bank.
Man muss aber auch sagen, dass Hostert immer schon Talente hervorgebracht hat. Diese wurden jedoch von anderen Vereinen weggelotst, das hat sich nun geändert. Auch dass in der ersten Liga mit Wiltz ein Team aus dem Norden spielt, tut dem luxemburgischen Damenbasketball sehr gut, denn auch im Norden gibt es Talente, die sonst vielleicht fernbleiben würden.
Spielt in dieser Hinsicht auch die Einführung einer zweiten Profispielerin eine Rolle?
Das Argument ist mir nicht stark genug. Eine zweite Profispielerin fördert vielmehr das Niveau beim Training. Als Anne Simon nach Saarlouis kam, hat sie die ersten Spiele keine Minute Einsatzzeit bekommen, sie musste sich auch erst einmal durchsetzen. Das Argument jung oder alt lasse ich nicht gelten, für mich gibt es viel eher gut oder nicht gut. Anne kann jetzt auch gegen US-Spielerinnen verteidigen. Es braucht einfach Konkurrenz, um sich weiterzuentwickeln.
Wieso haben Sie überhaupt die Entscheidung getroffen, sich ausschließlich um den Damenbereich zu kümmern?
Als ich in den 1990er Jahren von Saarlouis verpflichtet wurde, war ich eigentlich nur für den Männerbereich vorgesehen. Dann hatten die Frauen aber plötzlich keinen Trainer mehr und ich bin für ein Jahr eingesprungen. Mir hat es Spaß gemacht und ich bin mit Leib und Seele Trainer im Damenbereich geworden. Bei den Männern lässt sich aber einfach mehr Geld verdienen und das gibt sicherlich bei vielen den Ausschlag.
Bei Ihrem Gegner Steinsel sitzt mit René Keiser ebenfalls ein Trainer auf der Bank, der bekannt dafür ist, sich für den Damenbasketball zu engagieren …
René ist für mich mit Abstand der erfolgreichste luxemburgische Coach und dabei auch einer der kompetentesten. Er war mit ein Grund dafür, dass ich vor vielen Jahren nach Luxemburg kam. Viele können sich von seiner Arbeit eine Scheibe abschneiden. Dabei ist er immer bescheiden geblieben, ich habe jedenfalls eine Menge Respekt vor ihm, als Trainer und als Mensch.
Ein Tipp für das Finale …
Ich freue mich für das Team, dass es sich mit dem Einzug ins Endspiel selbst belohnt hat. Steinsel spielt jedoch seit Jahren zusammen und bringt eine ganze Menge an Finalerfahrung mit. Für mich ist dieses Team auch noch immer der große Meisterschaftsfavorit, denn wenn es darauf ankommt, ist vor allem Erica Morrow da. Die Amicale hat somit ganz klar die Favoritenrolle inne, doch ich denke, dass wir nicht ganz chancenlos sind. In der ersten Runde haben wir immerhin Düdelingen aus dem Wettbewerb geworfen. Mein Team kann mit dem bisher Erreichten auf jeden Fall schon sehr zufrieden sein.
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