Basketball / Zurückgeworfen durch Corona: Alex Laurent und Thomas Grün erlebten eine spezielle Auslandssaison
Kompliziert, so kann man die Saison 2020/21 der beiden FLBB-Co-Kapitäne Alex Laurent und Thomas Grün im Ausland bezeichnen. Ausgebremst von Covid-19 verpassten beide mit ihren Teams das angestrebte Saisonziel. Doch der Blick ist bereits in die Zukunft gerichtet, denn dass beide auch in der kommenden Saison im Profibereich bleiben, steht nicht zur Diskussion.
Wenn Alex Laurent über seine Spielzeit in der ersten österreichischen Liga erzählt, dann kommt man nicht drum herum, sich zu fragen, wie sein Team, die Klosterneuburg Dukes, diese überhaupt zu Ende spielen konnte. Corona, Verletzungen und ein Abschied, seit Januar wurde der Klub des Luxemburgers fast von keiner Hiobsbotschaft verschont. Bis dahin lief für den 27-Jährigen und seine Teamkollegen eigentlich alles nach Plan, die Saison konnte ohne Verzögerung anfangen, Laurent und Co. standen zudem an der Tabellenspitze.
Doch dann schlug Covid-19 zu, sechs Spieler sowie den Trainer hatte es erwischt, unter ihnen auch den FLBB-Kapitän. „Am 6. Januar kam der positive Test, es hat jedoch bis Ende Februar gedauert, bis ich mich nach den Trainingseinheiten wieder einigermaßen gut gefühlt habe“, beschreibt Laurent seinen Krankheitsverlauf. „Ich blieb auch nicht vom Geruchs- und Geschmacksverlust verschont, nur die Struktur des Essens spüren zu können, das war für mich persönlich am schlimmsten.“ Doch der Luxemburger erwischte noch einen einigermaßen milden Verlauf, einer seiner Teamkollegen lag mit einer Lungenentzündung mehr als zwei Monate flach und verlor in dieser Zeit zehn Kilogramm.
Am 6. Januar kam der positive Test, es hat jedoch bis Ende Februar gedauert, bis ich mich nach den Trainingseinheiten wieder einigermaßen gut gefühlt habeüber seine Covid-19-Erkrankung
Als das Team dann langsam wieder in den Liga-Alltag zurückgefunden hatte, ging es mit den Ausfällen munter weiter: „Ein Teamkollege hat sich die Achillessehne gerissen, da waren 80 Prozent ab. Ein weiterer hat seinen Traumjob in Berlin bekommen, der US-Spieler, den wir als Ersatz geholt hatten, entpuppte sich schnell als Griff ins Klo und verließ das Team wieder nach kürzester Zeit.“ Dennoch schaffte es Klosterneuburg noch irgendwie, als Dritter in die Play-offs einzuziehen: „Von Januar bis März haben wir mit dem reduzierten Kader noch das Beste herausgeholt.“ Doch auch danach riss die Pechsträhne nicht ab. „Unser letzter Spieler, der normalerweise auf der Vier eingesetzt wird, brach sich den Mittelhandknochen, ein weiterer erlitt dann noch einen Nasenbruch.“ Mit den verbleibenden sieben Spielern war mehr als das Viertelfinale im Endeffekt dann nicht mehr möglich: „So etwas habe ich echt noch nie gesehen. Mit einem 6:0 sind wir in die Saison gestartet, dann ging es nur noch bergab.“ Dennoch zeigt sich Alex Laurent zufrieden, dass die Dukes wenigstens einen Sieg in ihrer „Best-of-five“-Serie gegen Wels holen konnten, dies, nachdem das Team bereits mit 0:2 zurück lag: „Wir wollten uns keinesfalls mit einem 0:3 verabschieden, das hatten wir uns zu Herzen genommen. Im dritten Spiel gelang der Sieg, doch da war der letzte Tropfen aus dem Tank verbraucht, physisch und mental auch schlussendlich die Luft raus.“
„Lasse mir Zeit“
Für Laurent war es inzwischen die vierte Saison als Profispieler im Ausland. Sich für die erste österreichische Liga entschieden zu haben, ein Land, das in Sachen Sport nicht unbedingt durch den Basketball bekannt ist, bereut er nicht: „In der Superliga spielen viele US-Amerikaner und Spieler aus Osteuropa. Das Niveau ist schon sehr gut“, betont der Luxemburger, der im letzten Jahr nach seinem Wechsel aus Spanien noch in der zweiten Liga für Fürstenfeld auflief. Seinen Profi-Einstieg kannte er bekanntlich in den Niederlanden, wo er zwei Jahre bei den Den Helder Suns spielte: „Für meine persönliche Entwicklung ist es super, verschiedene Ligen kennenlernen zu können.“ Dabei freut sich Laurent besonders, dass er in der abgelaufenen Saison viel von älteren Kollegen lernen konnte: „Ein Teamkollege bringt Erfahrung aus der Euroleague mit. Ratschläge von so jemandem zu bekommen, hat mir sehr viel gebracht. Zuvor war ich oft einer der Spieler mit mehr Erfahrung, diese Saison war da eine schöne Abwechslung.“ Dabei musste Alex Laurent im Laufe der Saison auch damit zurechtkommen, dass er aufgrund der Verletzungsmisere auf einmal auf einer anderen Position eingesetzt werden musste: „Das war nicht einfach, eine wirkliche Kopfsache.“
Ich werde bald 28 und will nicht immer nur im Mittelfeld mitmischenüber seine Zukunftspläne
Wie es für den Luxemburger in der kommenden Saison weitergeht, steht unterdessen noch nicht fest, auch wenn der österreichische Klub, bei dem er sich sehr wohlgefühlt hat, gerne mit ihm weitermachen würde: „Es ist ein familiärer Klub, der längerfristig mit seinen Spielern plant, aber auch Titelambitionen hat. Beim Saisonabbruch im letzten Jahr stand Klosterneuburg etwa ganz oben.“ Der FLBB-Kapitän will in den kommenden zwei bis drei Wochen jedoch erst einmal in Luxemburg seinen Kopf freikriegen und erst dann mit seinem Agenten alle Optionen durchgehen: „Dafür haben die Vereinsverantwortlichen vollstes Verständnis, von ihnen gibt es da auch keinen Druck.“ Eine Rolle spielt dabei auch, dass der Spielbetrieb in vielen Ligen noch läuft, wie Laurent ehrlich zugibt. Fest steht für ihn jedoch, dass er bei einer eventuellen Rückkehr nach Österreich gerne um den Titel mitspielen würde: „Ich werde bald 28 und will nicht immer nur im Mittelfeld mitmischen.“ Denn laut Laurent sind es gerade diese entscheidenden Titelspiele, die einen in der Entwicklung am meisten nach vorne bringen: „Ich habe noch zwei Jahre als Sportsoldat, in diesen möchte ich alles geben.“
Während sich Alex Laurent mit den Planungen für die Saison 2021/22 noch etwas Zeit nimmt, hat FLBB-Co-Kapitän Thomas Grün seine Entscheidung bereits getroffen. Der 26-Jährige wird eine weitere Spielzeit, seine inzwischen sechste, für die Gladiators Trier in der deutschen Pro A auflaufen.
Denn dass sich Thomas Grün mit der abgelaufenen Saison nicht zufriedengeben möchte, ist nicht zu überhören: „Es ist schon frustrierend, denn im Endeffekt haben wir unser Ziel, die Play-offs, nicht erreicht.“ Auch die Saison der Gladiators war geprägt von Covid-19. So befand sich die Mannschaft im Saisonverlauf direkt zweimal in Quarantäne – im Februar hatte es auch Thomas Grün erwischt – und musste zum Schluss der regulären Saison somit ein wahres Mammutprogramm bestreiten. „Wenn wir nicht in Quarantäne waren, standen zwei Spiele pro Woche auf dem Programm. Am Ende waren es sogar fünf Partien binnen gerade einmal neun Tagen.“ Die Müdigkeit machte sich dann besonders in den entscheidenden Begegnungen zum Schluss der Spielzeit bemerkbar, in denen für die Trierer eine Niederlage tabu war: „Nach der Corona-Infektion und den Quarantänen habe ich mich körperlich in diesen Begegnungen nicht so fit gefühlt, wie es eigentlich hätte sein müssen. Sonst ist man ja gerade zu dieser Zeit in seiner besten Form.“ Doch nach der Corona-Infektion dauerte der Erholungsprozess nach einem Spiel einfach länger, wie Grün weiter erklärt: „Vor allem in den beiden Spielen nach der Quarantäne war ich wirklich am Ende.“
Mehr Routine
Da fehlten den Trieren dann auch die Zuschauer, denn die Mannschaft lebt unter anderem von der Stimmung in der heimischen Arena, wie der 26-Jährige erklärt: „Vor allem am Anfang der Saison war das schon sehr speziell. Unsere Halle ist ja schon wie ein Kessel, mit den Tribünen, die sich an allen vier Seiten des Parketts befinden.“ Vor allem in den letzten Spielen machte sich dies für Grün auch auf mentalen Ebene bemerkbar: „Da war es dann schon anstrengend, vor leeren Rängen zu spielen.“
Bisher hat der Luxemburger – jedenfalls in der Zeit vor der Corona-Pandemie – in jedem Jahr mit den Gladiators das Aufstiegs-Play-off erreicht. Da kommt das frühe Saisonende 2020/21 schon einer Enttäuschung gleich. Und so will Grün sich nicht mehr zu lange damit befassen und nach vorne blicken, schließlich ist er inzwischen einer der Spieler, der am längsten im Team ist, und eine weitere persönliche Entwicklung war auch in der abgelaufenen Spielzeit nicht zu verkennen, was schon allein die Statistik von 31 Punkten, 3 Rebounds, 3 Assists und 5 Steals im letzten Saisonspiel gegen Ehingen Urspring zeigt. Man kann durchaus sagen, dass sich der Nationalspieler schon mehr zu einem Shooter entwickelt hat: „Ich arbeite sehr viel an meinem Wurf. Ich denke, dass vor allem die Anzahl an Würfen, die ich jetzt nehme, den Unterschied gemacht hat.“ Der 26-Jährige freut sich, dass er gerade hier endlich mehr Selbstvertrauen getankt hat. Zudem spielte sich in seiner nunmehr fünften Zweitligasaison mehr Routine ein, etwas, das ihm sehr entgegenkommt: „Die Nervosität ist weniger. Ich denke nicht mehr zu viel nach, der Fokus fällt nicht mehr auf andere Sachen.“
„Es ist schon frustrierend, denn im Endeffekt haben wir unser Ziel, die Play-offs, nicht erreichtüber die Saison 2020/21
Und so hofft Grün, dass er in der nächsten Saison weiterhin einer der Trierer Leistungsträger sein kann. Bis dahin freut er sich jedoch auf die wohlverdiente Pause, die sein Körper nach der Saison 2020/21 dringend braucht.
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