BGL Ligue / Auf den Punkt mit Gianluca Bei (RM Hamm Benfica)
In unserer Rubrik „Auf den Punkt mit …“ fühlen wir Akteuren aus der BGL Ligue auf etwas andere Art auf den Zahn. In dieser Woche erzählt uns Gianluca Bei (RM Hamm Benfica), warum der Familienhund einen ukrainischen Namen hat und was jeden Tag mindestens einmal auf dem Teller landet.
Tageblatt: Ruft Sie eigentlich auf dem Platz irgendjemand mit vollem Namen?
Gianluca Bei: So lang ist er ja nicht, aber meist ist es tatsächlich „Gianlu“ oder „Klengen“. Aufgerundet bin ich 1,72 m, was für einen Verteidiger nicht wirklich viel ist – und trotzdem bin ich bei Kopfbällen gar nicht mal so schlecht. Mein Bruder ist fast zehn Jahre jünger und spielt in Zolver Basketball, da wir in der Nähe der Schéierhaff-Halle aufgewachsen sind. Er ist schon fast so groß wie ich.
Auch der Name des Familienhundes wird abgekürzt: Wie kam es dazu, dass der Vierbeiner „Sheva“ getauft worden ist?
Für mich als Milan-Fan war Schewtschenko ein großes Vorbild. Bei „Sheva“ handelt es sich um einen Windhund. Das sind echte Raketen, die mit bis zu 60 Kilometern pro Stunde rennen können. Wir hatten uns damals ein paar Gedanken gemacht und ich habe mich glücklicherweise gegen den Rest der Familie durchgesetzt. Schewtschenko war ja auch schnell auf dem Platz unterwegs, von daher war der Name nur logisch.
Um beim AC Mailand zu bleiben: Es ist kein Geheimnis, dass Ihr Vater Fabrizio Bei (D03-Präsident) für diesen Verein schwärmt. Was ist Ihre schönste Erinnerung an das San Siro?
Eine Woche vor dem richtigen Ausbruch der Pandemie war ich zuletzt im Stadion. Die schönsten Momente waren die guten alten Zeiten, als sie in der Champions League spielten … oder bei den Spielen der Nationalmannschaft. Ich war mit Valentin Roulez (Torwart der US Hostert) zuletzt beim beim 0:0 gegen Portugal da. Das ist noch einmal etwas ganz anderes als bei Milan, wenn 80.000 Italiener ihre Hymne singen. Da ist Gänsehaut vorprogrammiert.
Wie viel Italien steckt denn in Ihnen?
Ich fühle mich sowohl italienisch als auch luxemburgisch. Meine Eltern sind beide hier geboren, aber es bestehen noch immer diese typischen Attitüden aus Italien: Die erste Frage am frühen Morgen lautet: „Was essen wir heute?“ Es vergeht kein Tag, an dem nicht mindestens einmal Pasta auf meinem Teller landet. Ich bin sehr froh, dass ich fließend Italienisch spreche. Ich kenne viele Freunde, die das nicht unbedingt so von ihren Eltern und Großeltern mit auf den Weg bekommen haben. Luxemburg hat unserer Familie extrem viel gegeben – und wir hätten wohl nicht das gleiche Leben in Italien geführt.
Sie haben Déifferdeng 03 damals bei den Junioren den Rücken gekehrt. Wie groß war das Bedürfnis, aus dem Schatten des Vaters herauszutreten?
Das war einer der Gründe. Ich fühlte mich damals bereit, um in einer ersten Mannschaft zu spielen. Differdingen war damals noch viel stärker als heute. Ich war realistisch und hatte keine Chance. Gleichzeitig wollte ich zeigen, dass ich nicht nur der Sohn meines Vaters bin, sondern dass „Fabrizio auch Gianlucas Vater ist“. Es war mir wichtig zu beweisen, dass ich mehr kann als der Sohn des Präsidenten zu sein. Es ist mir gelungen. In Monnerich hatte ich das Gefühl, geschätzt zu werden. Das war vorher nicht immer der Fall gewesen. Klar hatte es geschmerzt, wegzugehen. In mir steckt mehr Differdingen als bei den meisten, die jetzt da sind. Trotzdem bereue ich meinen Weg nicht und habe mich Schritt für Schritt in die BGL Ligue hochgearbeitet.
Hatten Sie es schwerer als Ihre Kollegen?
Es war in meiner Situation nicht einfach, wenn man als junger Spieler Bemerkungen hörte wie „du spills nëmme wéinst dengem Papp“. Wenn du als Angreifer dreimal triffst (er spielte bis vor drei Jahren als Stürmer, d.Red.), liegt das nicht daran, dass der gegnerische Torwart weiß, wer dein Vater ist … Ich musste es einfach doppelt so gut machen wie alle anderen. Es hat mich nur stärker gemacht. Wenn die Guten schlafen, müssen die Schlechten, zu denen ich mich dann zähle, arbeiten. Alles, was ich mache, tue ich, um besser zu werden. Von zehn haben acht mehr Talent, aber nicht viele sind mental stärker.
Warum sind Sie denn später in Monnerich in die Verteidigung gerückt?
Ich war als Stürmer ohnehin schon der erste Verteidiger, denn ich bin immer viel gelaufen. Trainer war damals Jacques Muller. Bei einem Testspiel gegen die Jeunesse verletzte sich unser Rechtsverteidiger … und der eingewechselte zweite Rechtsverteidiger musste später ebenfalls verletzt vom Platz. Tja, seit diesem Tag bin ich nicht mehr aus dieser Ecke rausgekommen. Ich hätte bestimmt Probleme, jetzt wieder nach vorne zu müssen. Wenn man den Geschichten glauben kann, die so erzählt werden, spielte mein Vater früher auch zuerst auf der Außenbahn und rutschte danach in den „Back“.
Wie kann man sich eigentlich einen typischen Vormittag im Hause Bei vorstellen, an dem Sie ein paar Stunden später gegeneinander spielen?
Geredet wird eher erst nach den Spielen. Obwohl wir beide zwei fußballverrückte Menschen sind, reden wir wenig darüber. Wir sind beide in der Lage, unsere Emotionen und Gefühle zu verstecken. Ich kann mir vorstellen, dass er nervös war, als ich damals mit Hostert zum ersten Mal gegen ihn gespielt habe. In der 80. haben wir ausgeglichen. Ich war froh, aber ich hatte fast das Gefühl, als müsste ich mich entschuldigen. Wir sind beide derart mit Differdingen verbunden, dass es wirklich komisch war.
Einer Ihren besten Kumpels ist Jeunesse-Kapitän Milos Todorovic, mit dem Sie bereits ein paar Mal nach Miami in den Urlaub geflogen sind. Wer hat von Ihnen beiden am meisten Ahnung von Basketball oder American Football?
Im Dezember waren wir zum zweiten Mal gemeinsam da und hatten uns vorgenommen, so viele Sportarten wie nur möglich zu sehen. Wir sind fanatisch. Beim American Football sind wir zufällig Gilles Muller und Marc Oberweis begegnet. Zudem hatten wir Tickets für ein Spiel von Miami Heat und sind eine Stunde nach Fort Lauderdale gefahren, um Eishockey zu sehen. Ich verstehe mehr von Basketball als Milos. Meine Freundin (Lynn Kauffmann) spielt in Ettelbrück. Beim American Football kennt Milos übrigens alle Regeln. Mir reicht es schon, wenn die sich gegenseitig „tackeln“.
Sie haben gerade Ihren Master in „Economie“ an der Uni.lu begonnen. Wie sehen die Zukunftspläne aus?
Wenn mich jemand fragt, was ich studiere, sage ich immer „Grafiken“. Das ganze Studium dreht sich nur um Pfeile und Zahlen. Aber im Ernst: Ich möchte Lehrer werden. Ich habe in den letzten sechs Monaten bereits ersetzt und habe gemerkt, dass es mir Spaß macht. In einer Bank oder einer großen Firma zu arbeiten, wäre nicht mein Ding. Ich kann mir gut vorstellen, dass meine ehemaligen Lehrer jetzt lachen, wenn sie erfahren, was ich vorhabe. Ich hatte mir damals nämlich etwas länger Zeit im „Lycée“ gelassen und fast eine goldene Uhr bekommen …
3 Fragen zum Wochenende
Entfachte durch den Punkt gegen Hesperingen neue Euphorie?
Jein. Wir sind vier Tage zuvor gegen die Fola richtig vorgeführt worden und hatten es gerade mal dreimal aus der eigenen Hälfte geschafft. Das Resultat gegen Hesperingen war kein Zufall. Es gab Phasen, in denen man merkte, dass die Mannschaft langsam, aber sicher zusammenfindet. Es wird oft vergessen, dass wir zusammengewürfelt worden sind. Da wir die schweren Brocken jetzt hatten, sehe ich das nicht so problematisch. Die Tabelle macht mir keine Angst, da wir viel Qualität in der Mannschaft haben.
Ist Rosport eine der Mannschaften, gegen die man punkten muss?
Vor der Meisterschaft hätte ich sofort „Ja“ gesagt. Jetzt sieht man, wie stark sie sind. Nichtsdestotrotz wollen wir gewinnen. Jetzt müssen wir nämlich anfangen, zu punkten.
- Tor, Titel und Trophäe: Luxemburger Leandro Barreiro gewinnt Ligapokal mit Benfica - 13. Januar 2025.
- Nach ITM-Untersuchung: Mischo bestätigt Geldstrafen für Swift Hesperingen - 8. Januar 2025.
- Marco Martino wurde am Montag beim F91 entlassen - 31. Dezember 2024.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos