EM-Kolumne „Extrawurst“ / Aufklärungsarbeit gefragt: Schaut mal, Deutschland kann kicken!
Wahrscheinlich ist für einige Eltern seit Freitagabend Aufklärungsarbeit nötig. Denn: Deutschland dribbelt, Deutschland trifft, Deutschland jubelt – und das bei der Endrunde eines großen Turniers. Die ganz jungen Fußballfans dürften sich beim Eröffnungsspiel der Europameisterschaft die Augen gerieben haben.
Denn, nehmen wir an, Kinder sind etwa 2012 oder 2013 geboren. Ihr erstes Turnier, das sie aktiv miterleben, könnte die Weltmeisterschaft 2018 in Russland gewesen sein. Deutschland verliert dort erst gegen Mexiko, gewinnt dann gegen Schweden, um im letzten Gruppenspiel mit 0:2 von Südkorea geschlagen zu werden – und als Gruppenletzter auszuscheiden.
Weiter: Bei der Europameisterschaft 2020 rettet sich die DFB-Truppe mit vier Punkten ins Achtelfinale, wo gegen England Schluss ist. Und es wird nicht besser: Bei der WM 2022 in Katar ist für Deutschland in der Gruppenphase Endstation. Zum Auftakt verliert das Team gegen Japan, gegen Spanien gibts ein Unentschieden und am Ende reicht ein 4:2-Sieg über Costa Rica nicht zum Weiterkommen.
Heißt: Kinder, die die WM 2018 als erstes Turnier aktiv erlebten, können wohl bis heute noch nicht nachvollziehen, dass Deutschland mal Fußball spielen konnte. Dass Deutschland gar mal eine große Fußballnation war, kennen sie höchstens vom Hörensagen.
Was Deutschland aber beim 5:1-Sieg über Schottland zeigte, war schon beeindruckend. Spielwitz, schöne Kombinationen, starke Abschlüsse. Das hat auch die internationale Presse wahrgenommen: „Dieses Deutschland macht schon Angst“ (Gazetta dello Sport/Italien) oder die britische Boulevard-Zeitung The Sun, die sich einen Seitenhieb gegen ihre schottischen Freunde nicht sparen konnte: „Dusche für Schottland. Die guten Nachrichten sind, dass wir die Dudelsäcke schon bald in der Distanz verschwinden hören werden. Aber die schlechten Nachrichten für jene, die mit England halten: Deutschland scheint ernsthaft und ominös gut.“
Weniger auf die starke Leistung der Mannschaft ist dabei die nationale Presse im Nachbarland eingegangen, sondern viel mehr auf die beschränkte Leistung der Schotten: „Schrottland“ titelte das Fußballmagazin 11Freunde im Liveticker zur Partie.
Klar, Schottland war sicher nicht so stark wie die Fußballmächte Südkorea oder Mexiko (auf die kann Deutschland bei der EM ja zum Glück nicht treffen), aber sechs Tore bei einem 5:1 muss man auch erst einmal schießen. Und vielleicht trügt der Schein und Deutschland verliert am Mittwoch gegen Ungarn. Dann dürfen alle Eltern zu Hause sagen: „Vergesst bitte wieder alles, was wir euch über den deutschen Fußball erzählt haben.“
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