/ Beste Spieler: McDaniel und Melcher
Die Basketballsaison 2017/18 ist bei den Herren seit Sonntag gelaufen. Eine Spielzeit, die die Amicale Steinsel erneut mit dem Gewinn des Doubles abschloss und bei der besonders der neu eingeführte Modus, mit dem „Best-of-Five“ ab dem Final Four, im Mittelpunkt stand. Das Tageblatt wirft einen Blick zurück auf die letzten sieben Monate.
Non-JICL-Spieler der Saison
Billy McDaniel: Auch mit seinen fast 34 Jahren bewies McDaniel, warum er für die Amicale Steinsel auch in seiner fünften Saison unverzichtbar war. Der US-Amerikaner war der Schlüsselspieler der Finalrunde, wie auch die Etzella neidvoll anerkennen musste. In den drei Finalbegegnungen der Meisterschaft erzielte McDaniel im Durchschnitt 29 Punkte und besonders in der zweiten und dritten Begegnung überzeugte er mit einer unwiderstehlichen Trefferquote, besonders von der Drei-Punkte-Linie.
Hier konnten weder Etzella-Profi Billy McNutt noch Jairo Delgado, immerhin einer der besten luxemburgischen Defensivspieler, etwas ausrichten. „Einer muss eben die entscheidenden Würfe nehmen – und ich habe keine Angst davor“, erklärte der routinierte US-Spieler nach dem Titelgewinn am Sonntag.
Clancy Rugg: Mit den Musel Pikes bestritt der 26-jährige US-Amerikaner in den beiden letzten Jahren jeweils das Meisterschaftsfinale und zeigte sich dabei in einem starken Kollektiv als Kopf der Mannschaft. Gespannt durfte man sein, wie sich Rugg in dieser Saison in das Escher Team einfinden würde. Dabei zeigte der US-Spieler einmal mehr seine Qualitäten. Rugg stellte sich auch beim Basket Esch in den Dienst der Mannschaft und hatte wesentlichen Anteil daran, dass sich das Team von Sylvain Lautié zu einem ernsthaften Herausforderer mauserte. Ein Schnitt von 24 Punkten und 11,6 Rebounds sprechen ebenfalls eine deutliche Sprache.
JICL-Spieler der Saison
Bobby Melcher: Kein anderer Spieler zeigte sich in dieser Saison ähnlich konstant wie der Steinseler Guard. Nach den Weggängen von Alex Laurent und Eric Jeitz und der zwischenzeitlichen Verletzungspause von Picard übernahm Melcher noch mehr Verantwortung beim amtierenden Double-Gewinner. Dabei unterstrich der Steinseler einmal mehr, dass er der beste Passgeber der Liga ist (im Schnitt 5,8 pro Spiel). In dieser Saison zeigte sich das besonders beim Pokalfinale im März gegen die Etzella Ettelbrück. Hier war Melcher mit 21 Punkten und sieben Assists zweifelsohne der „Man of the Match“.
Trainer der Saison
Ken Diederich: Der luxemburgische Trainer holte in seiner letzten Saison mit der Amicale noch einmal beide Titel und verteidigte somit das Double. Einfach war dies keinesfalls, denn mit Alex Laurent verließ bekanntlich vor der Saison einer der besten luxemburgischen Spieler den Verein in Richtung Niederlande. Und auch wenn die Amicale zwischenzeitlich einige Downs hatte, besonders in der ersten Halbfinalpartie gegen den Basket Esch (64:80), so war man in den entscheidenden Momenten stets präsent.
Entdeckungen der Saison
Ivan Delgado: In den ersten vier Saisonspielen kam er überhaupt nicht zum Einsatz, im Halbfinale und Finale stand der 19-Jährige dann schon in der Starting Five. Kein anderer Spieler hat eine solche Entwicklung in der Saison 2017/18 vollzogen wie der Neffe von Nelson Delgado. Dass Ivan aus den Fußstapfen seines Onkels heraustreten kann, zeigte er vor allem in diesen entscheidenden Spielen. Das Ettelbrücker Nachwuchstalent stellte sich stets in den Dienst der Mannschaft und zeigte dabei vor allem sein Potenzial in der Defensive. Mit dem nötigen Ehrgeiz kann Ivan Delgado in den nächsten Jahren zu einer wichtigen Stütze des Ettelbrücker Vereins werden und die Delgado-Tradition nahtlos fortführen.
Ben Kovac: Dass das Escher Eigengewächs eines der größten luxemburgischen Nachwuchstalente ist, war bereits vor der Saison bekannt. Mit seinen gerade mal 17 Jahren, die er im Februar feierte, schenkte Trainer Sylvain Lautié Kovac das Vertrauen und so stand er im Halbfinale gegen die Amicale Steinsel sogar in der Startformation. Die Einsatzzeit des Eschers stieg im Vergleich zur letzten Saison (im Schnitt 10:43 Minuten) somit um rund 15 Minuten auf 25:08.
Überraschungen der Saison
Basket Esch: Unter Sylvain Lautié entwickelte sich der Basket Esch in dieser Saison zu einem der stärksten Kollektive der Total League. Der französische Trainer schaffte es, aus einer Truppe an individuellen Talenten eine richtige Mannschaft mit großem Zusammenhalt zu formen. Spieler wie Alex Rodenbourg oder auch Pit Biever schafften es endlich, ihr Potenzial auf dem Parkett umzusetzen, und so verlangte man dem Titelträger Steinsel im Halbfinale alles ab. Gegen die Escher verlor Steinsel somit auch sein einziges Play-off-Spiel.
Racing Luxemburg: In den letzten Jahren taten sich Aufsteiger in die Total League meistens richtig schwer und stiegen häufig gleich wieder ab. Der Racing fand nach einer schwierigen Phase in der Qualifikation – zehn Niederlagen am Stück – jedoch seinen Rhythmus und schaffte den Klassenerhalt in der Abstiegs-/Aufstiegsgruppe, ohne auch nur ein einziges Spiel zu verlieren.
Enttäuschungen der Saison
AB Contern und Résidence Walferdingen: Die beiden Traditionsvereine haderten in dieser Saison zu sehr mit ihren Profi-Spielern und konnten nie wirklich das auf dem Parkett umsetzten, was man sich im Vorfeld erwartet hatte. Dabei haben beide Teams mit u.a. Wolzfeld und Birenbaum oder Vujakovic und Arbaut starke luxemburgische Spieler in ihren Reihen. In der Qualifikation konnte Contern nur sechs, Walferdingen sogar lediglich fünf Siege einfahren. Am Ende muss Contern den Weg in die Nationale 2 antreten – dabei hatte man die vorherige Saison noch auf Rang sechs und somit in der Titelgruppe beendet.
Zahl der Saison
50: Sowohl der Steinseler Profi Shavon Coleman (im Januar beim 108:72-Erfolg gegen Contern) als auch der Moselaner Jarmar Gulley (im Dezember beim 106:74-Erfolg gegen Heffingen) schafften es in der abgelaufenen Spielzeit, in einer Partie 50 Punkte zu erzielen – eine Seltenheit in der höchsten Spielklasse in Luxemburg.
Diskussion der Saison
Zuschauerschnitt Finalrunde:
Saison 2017/18:
Steinsel – Ettelbrück
Spiel 1: 725
Spiel 2: 713
Spiel 3: 600
Schnitt: 679Saison 2016/17:
Steinsel – Musel Pikes
Spiel 1: 1.335
Spiel 2: 900
Spiel 3: 1.425
Schnitt: 1.220Saison 2015/16:
Steinsel – Musel Pikes
Spiel 1: 1.123
Spiel 2: 870
Schnitt: 997Saison 2014/15:
Steinsel – Düdelingen
Spiel 1: 1.276
Spiel 2: 1.800
Spiel 3: 1.425
Schnitt: 1.500Saison 2013/14:
Steinsel – Düdelingen
Spiel 1: 1.060
Spiel 2: 950
Spiel 3: 1.038
Schnitt: 1.016
Spielmodus: Mit der modifizierten Zwischenrunde – mit nur fünf statt zehn Spielen – und der Einführung eines Viertelfinales sowie dem „Best-of-Five“ ab dem Halbfinale kam ein neuer Spielmodus in dieser Saison bei den Herren zum Einsatz. Versprochen wurden mehr Spannung und ein steigendes Interesse bei den Zuschauern. Doch in der Zwischenrunde waren alle Entscheidungen bereits frühzeitig gefallen. Aufgrund der Länderspielpause und des Pokalfinales zog sich diese über sieben Wochen hin.
Die entscheidende Saisonphase, mit Viertelfinale, Halbfinale und Finalrunde, war hingegen bereits nach fünf Wochen gelaufen. Hier wurden die Spiele in englischen Wochen ausgetragen, was für Spieler und Zuschauer im Endeffekt einfach zu viel war, wie auch Amicale-Trainer Ken Diederich bemerkte: „Ich habe mich für das ‚Best-of-Five‘ stark gemacht, doch ich muss sagen, dass es im Endeffekt jedoch einfach zu viel Basketball in zu kurzer Zeit war.“ Dies bestätigen auch die Zuschauerzahlen (siehe Kasten): Den Finalspielen zwischen der Amicale und der Etzella wohnten im Schnitt nur 679 Zuschauer bei. Ein Minusrekord – dabei besitzen beide Vereine eine große Fanbasis. Auch die Halbfinalspiele – ein Schnitt von 437 Zuschauern beim Duell Steinsel gegen Esch und 494 bei Ettelbrück gegen die Musel Pikes – waren alles andere als top besucht.
Saison 2018/19
Favoriten: Wie der Kader der Amicale in der nächsten Saison aussehen wird, werden die kommenden Wochen zeigen. Fest steht, dass der amtierende Meister so einiges an Konkurrenz bekommen wird. Allen voran Finalist Ettelbrück, der sicherlich von der Finalerfahrung dieser Saison profitieren wird, und einem Basket Esch, der mit dem gleichen Kader in die nächste Saison gehen wird. Auch den T71 Düdelingen dürfte man spätestens seit der Bekanntgabe, dass Christopher Jones im nächsten Jahr wieder im Kader steht, auf der Rechnung haben.
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