/ Jersey-Girls in „Dudetown“
Samantha Guastella und Sarah Olson wuchsen beide in New Jersey auf. Durch den Basketball lernten sie sich in jungen Jahren kennen und aus Gegnerinnen wurden Freundinnen. Ihre Sportart brachte sie nicht nur nach Europa, sondern auch nach Luxemburg. Seit der laufenden Saison stehen sie erstmals in ihrem Leben für das gleiche Team auf dem Parkett, den T71 Düdelingen.
In der neunten Klasse, als beide gerade in ihrem „Freshman“-Jahr an der Highschool waren, lernten sie sich kennen. Guastella besuchte eine private katholische Highschool, Sarah eine öffentliche Schule in der Nachbarschaft. Wie es kaum anders hätte sein können, trafen sie zum ersten Mal durch ihre große Leidenschaft, den Basketball, aufeinander. Obwohl die inzwischen 24-Jährigen zu dieser Zeit Gegnerinnen waren, verstanden sie sich auf Anhieb großartig, auch weil man den gleichen Fitness-Coach hatte und sich somit nicht nur an Spieltagen auf dem Parkett gegenüberstand.
Unterschiedliche Richtungen
Ihre Wege führten sie nach dem Abschluss an der Highschool jedoch erst einmal in unterschiedliche Richtungen. Guastella ging an die Quinnipiac University (Connecticut) und Olson an das New Jersey Institute of Technology. Nach einem Jahr wechselte Olson jedoch an die Monmouth University und spielte plötzlich in der gleichen Conference wie ihre Freundin. Gegeneinander spielen, damit hatten beide nie ein Problem: „Ich fand das eigentlich immer toll. Natürlich wollte jede, dass ihr Team gewinnt. Doch ich habe mich immer für Sarah gefreut, wenn sie eine gute Leistung zeigen konnte. Nach dem Spiel war es dann schön, ein familiäres Gesicht zu sehen. Mit dem ganzen Training und dem Studium war es einfach ein tolles Gefühl, für ein paar Minuten an Zuhause erinnert zu werden“, erklärt Guastella.
Da Olson während ihres Studiums einen Transfer vollzog, blieb sie folglich auch ein Jahr länger an der Uni. Obwohl beide das gleiche Alter haben, machte Guastella demnach ihren Abschluss ein Jahr früher und entschied sich dafür, ihre Karriere jenseits des Atlantiks fortzusetzen. Eine Entscheidung, die sie nicht auf Anhieb traf: „Ich habe von anderen Leuten gehört, die nach ihrem Studium im Ausland als Profi spielten. Doch in meinem Kopf handelte es sich hier eher um eine gehobene Gruppe von Leuten, in der ich mich nicht sah. Ich dachte nicht, dass es so viele verschiedene Ligen, insgesamt so viele Optionen gibt, wie es tatsächlich der Fall ist. Ich hatte mir eigentlich Gedanken gemacht, mir nach meinem Studium eine Stelle im ‚Medical Sales‘-Bereich zu suchen. Doch dann sprach ich mit einer Trainerin, die ebenfalls im Ausland spielte und meinte, dass dies für sie eine wundervolle Erfahrung war. So wuchs bei mir das Interesse und sie besorgte mir dann den Kontakt zu einem Agenten. Je mehr ich dann darüber erfuhr, desto größer wurde die Begeisterung für diese Idee.“
In ihrem ersten Jahr als Profispielerin kam Guastella im Sommer 2015 schließlich zur Etzella Ettelbrück: „In Luxemburg gefiel es mir auf Anhieb, ich hatte ein wirklich positives Jahr. Wir konnten sogar den Pokalsieg feiern. Ich hatte Glück, dass ich noch ein zweites Jahr zurückkommen durfte.“ Eigentlich hatte Düdelingen zu dieser Zeit bereits eine andere US-Spielerin verpflichtet, die jedoch noch vor Saisonbeginn Luxemburg wieder verlassen wollte. Trainer Thierry Kremer war Guastella noch in Erinnerung. Er wollte für sein junges Team eine Profispielerin verpflichten, die den luxemburgischen Basketball bereits kannte. Als er sah, dass die Spielerin aus New Jersey noch zur Verfügung stand, schlug der T71 sofort zu. Zu diesem Zeitpunkt hatte Guastella aber bereits einen Vertrag für März mit den Hume City Broncos in Australien unterschrieben und verließ Düdelingen noch vor Abschluss der Saison 2016/17.
„Für meinen Körper war es hart, ein ganzes Jahr ohne Pause durchzuspielen. Auch wenn mir Australien sehr gefiel, wäre es meinen Teamkolleginnen gegenüber nicht fair gewesen, diese Saison komplett durchzuziehen, da ich einfach angeschlagen war.“ Somit freute sich die 24-Jährige sehr, dass sie für diese Saison wieder zurück zum T71 durfte.
Über Deutschland nach Luxemburg
Sarah Olson kam hingegen erst in der vergangenen Saison nach Europa, und zwar in die zweite deutsche Liga zu den Bender Baskets Grünberg. Einen nicht unerheblichen Einfluss hierauf hatte Samantha Guastella: „Ich konnte mir ein Leben ohne Basketball einfach noch nicht vorstellen. Sami hat mir sehr geholfen, nach Europa zu kommen und zum Beispiel einen Agenten zu finden. Zu sehen, dass sie diesen Weg gegangen ist, hat mich inspiriert, es auch zu versuchen. Ich bin dann nach Deutschland gekommen, doch wir haben uns immer gesagt, dass wir einmal in unserem Leben auch zusammen in einer Mannschaft spielen wollen. So haben wir die Idee auch irgendwie in die Köpfe der anderen Leute gesetzt“, lacht Olson.
Ein erster Schritt war getan, denn wegen der kurzen Distanzen zwischen Luxemburg und Deutschland war es möglich, sich gegenseitig zu besuchen und so wurde Olson zu einem gern gesehenen Gast in Düdelingen. „Ich musste mich nur in den Zug oder Bus setzen und ich war in der Lage, Sam für einen Tag zu besuchen. Das war schon klasse. Ich dachte nicht, dass so etwas möglich sei“, gab Olson dementsprechend auch zu.
Den Kontakt hatten beide zwischenzeitlich auch nie verloren: „Es war nicht immer einfach, wenn wir uns mitten in der Saison befanden. Doch ich sah Sam zum Beispiel, wenn sie für Weihnachten zurück in New Jersey war. Es war immer gut, mit jemandem reden zu können, der die gleichen Erfahrungen sammelt. Wenn es mal nicht so gut lief, hatte man eine Person, die einen genau verstand. Ich habe auch Freundinnen zu Hause, die nicht Basketball spielen. Sie können diese Probleme aber einfach nicht verstehen“, erklärt Olson weiter. Als sich der T71 dann für diese Saison entschied, eine zweite Profispielerin zu engagieren, war Sarah die perfekte Kandidatin. Seitdem spielen Guastella und Olson nicht nur zum ersten Mal überhaupt im gleichen Team, sondern teilen sich auch ein Appartement.
Gemütliches Luxemburg
Von Luxemburg sind beide Mädels aus New Jersey begeistert: „In den USA ist es einfach viel hektischer. Hier in Luxemburg ist dies anders. Es ist toll, dass man sich hier einfach einmal zusammensetzen und eine Tasse Kaffee trinken kann, ohne dass jemand in Eile ist. Ich habe das Gefühl, dass die Menschen hier das Leben einfach mehr wertschätzen. In den USA hat man keine Zeit für Urlaub oder Familie“, erklärt Guastella, die auch einen Lieblingsplatz in Luxemburg hat: die Burg in Vianden.
„Meine Eltern haben mir tatsächlich ein großes Plakat von Vianden gekauft und es mir zu Hause über mein Bett gehängt. In Ettelbrück haben sie schon gescherzt, dass ich Reiseführer in Vianden werden könnte, weil ich mit jedem Besucher dorthin fahre.“ Auch die zentrale Lage Luxemburgs schätzen beide sehr. „Zuvor hatte ich nicht die Gelegenheit, viel zu verreisen. Mit meinem College-Team war ich einmal in Italien und hier öffneten sich für mich die Augen, dass es so viel mehr zu sehen gibt. Im Frühling werde ich 25 und ich habe bereits 24 Länder besucht. Ich hatte wirklich Glück, dass ich durch den Basketball diese Gelegenheit erhalten habe“, zeigt sich Guastella begeistert.
Das Rückgrat eines jungen Teams
Im jungen Team des T71 fühlen sich beide wohl, auch wenn es einige Umstellungen zu bewältigen gab: „Wir müssen jetzt das Rückgrat des Teams sein. Wir haben eine größere Rolle, versuchen alle zu motivieren und müssen uns gleichzeitig auch bewusst werden, dass viele der Teamkolleginnen erst 16 Jahre alt sind und uns auch in sie hineinversetzen. Man muss versuchen, sich zu erinnern, wo man selbst mit 16 Jahren stand. Hierauf musste man sich auch erst einmal einstellen. Doch mir gefällt diese Rolle, denn es bringt eine neue Seite meiner Persönlichkeit hervor. Man wird geduldiger und verständnisvoller“, erklärt Sarah.
Und auch wenn es in den letzten Wochen nicht mehr ganz so gut für den T71 lief, wie noch zu Saisonbeginn, so ist sich das US-Duo sicher, dass das Team aus dieser Phase lernen, sie gemeinsam bewältigen kann und das große Ziel, die Qualifikation für die Titelgruppe, gelingen wird.
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