Bogenschießen / Bei den GT Open in Strassen gab es viele Glanzpunkte
Es war das Turnier, das man sich in Strassen im Vorfeld versprochen hatte. Bei den GT Open gaben sich nämlich viele Weltklasse-Athleten die Klinke in die Hand und enttäuschten nicht. Auch Organisator Jeff Henckels griff spontan noch zu seinem Bogen und erreichte das Recurve-Achtelfinale.
Es waren drei prallgefüllte Tage für Jeff Henckels und sein Team des Guillaume Tell Strassen und so wunderte es auch nicht, dass der 38-jährige Hauptorganisator der GT Open, die zum dritten Mal Teil der World Series waren, am späten Sonntagnachmittag auch total platt war. Der dreifache Olympionike war nicht nur die gefragteste Person des Wochenendes, die überall eine Hand mit anpackte, sondern stand auch noch selbst vor den Scheiben. Dass es am Ende von allen Seiten her positives Feedback gab, freute Henckels aber am meisten. „Es hat wirklich alles super geklappt, mir fällt absolut nichts ein, das nicht funktioniert hätte. Es verlief alles ruhig, keine Hektik, wirklich optimal.“ Dass die Schützen dann auch das Spektakel boten, was man sich erhofft hatte, war am Ende das i-Tüpfelchen eines Wochenendes, das zur Freude des bekannten luxemburgischen Schützen viele Mitglieder des Strassener Klubs mobilisierte. „Das Niveau war sehr hoch, vor allem in den Finals, auch wenn ich zugeben muss, dass ich wirklich nicht so viel von den Matches mitbekommen habe“, gibt Henckels zu.
Besonders in der Compound-Kategorie gab sich die absolute Weltklasse die Klinke in die Hand. Bei den Herren durften die Zuschauer im „Centre national de tir à l’arc Marcel Balthasar“ dann auch eine faustdicke Überraschung miterleben, denn es war nicht der Topstar der Disziplin, der niederländische Weltrekordler und Nummer eins der Weltrangliste, Mike Schloesser, der sich durchsetzte, sondern der Franzose Nicolas Girard, seinerseits Nummer vier des World-Rankings. Bis zum letzten Final-Durchgang hatten beide Schützen jedes Mal die Zehn getroffen, womit die vier ersten Sätze jeweils 30:30 ausgingen. Im entscheidenden Durchgang zeigte der Niederländer dann aber ungewohnt Nerven und musste sich seinem Konkurrenten mit 28:30 geschlagen geben. Spannung war auch im Bronzeduell angesagt, das erst im Stechen entschieden wurde, in dem beide Konkurrenten die Zehn trafen, der Este Robin Jaatma – Weltranglisten-Neunter – aber nur um Zentimeter näher an der Mitte dran war. Dass der Viertplatzierte Mathias Fullerton als Siebter ebenfalls in den Top Ten des World-Rankings zu finden ist, zeigt allein, welches Niveau in Strassen vor den Scheiben stand.
So wundert es auch nicht, dass mit Ben Moes nur ein luxemburgischer Athlet den Einzug in die K.o.-Runde geschafft hatte, in der ersten Runde aber an dem US-Amerikaner Braden Gellenthien scheiterte (149:145). Die beiden Mitglieder des COSL-Elitekaders, Arnaud Hocevar und Gilles Seywert, scheiterten hingegen in der Qualifikation. „So wie mein Arbeitspensum im Moment aussieht, bin ich mit meiner Qualifikation gar nicht einmal so unzufrieden“, erklärte Seywert, der als hauptberuflicher Polizist auch am Wochenende sozusagen zwischen Arbeit und Wettkampf hin- und herpendelte. Er gewann zur Freude des Strassener Klubs aber das „Second-Chance-Turnier“, genauso wie die Strassener Klubkollegin Kenza Pop bei den Compound-Frauen.
Arbeit am Setup
Bei den Compound-Damen setzte sich derweil die große Favoritin und ebenfalls Nummer eins der Weltrangliste, Ella Gibson, durch. Für die beste Luxemburgerin, Mariya Shkolna, war im Achtelfinale gegen die Britin Schluss (144:149). Die 25-Jährige war besonders mit ihrer Qualifikation nicht wirklich zufrieden. „Ich habe mit dem Beginn der Indoor-Saison auch das Material gewechselt und habe noch nicht wirklich das richtige Setup gefunden, weshalb ich auch einige Probleme an diesem Wochenende hatte.“ Die Umstellung hatte sich Shkolna etwas einfacher erhofft, war mit ihrem neunten Platz am Ende aber auch nicht zu unzufrieden: „Es hätte natürlich schlechter laufen können, aber andererseits auch besser.“ Dass sie im Achtelfinale bereits auf die Favoritin Gibson traf, war am Ende das Ergebnis einer durchwachsenen Qualifikation: „Natürlich hätte ich ihr lieber in einer der späteren Runden gegenübergestanden“, gibt die 25-Jährige mit einem leichten Lachen zu. „Wenn man gegen sie antritt, darf man auf keinen Fall weniger als 149 schießen“, gibt Shkolna zu, die in der letzten Woche in Lausanne noch die letzten Kurse gemacht hat, um den höchsten Trainerschein (3. Level) zu erhalten.
Für ihren Partner Pit Klein lief es im Recurve derweil ebenfalls noch nicht wirklich rund, am Ende war für den 26-Jährigen in der ersten K.o.-Runde Schluss (2:6 gegen den Franzosen Florent Mulot). Seit zwei Jahren versucht Klein, der wie Shkolna auch dem COSL-Elitekader angehört, nun schon an seiner Technik zu arbeiten. Doch noch immer ist er auf der Suche nach dem kleinen Detail, das am Ende den langersehnten Durchbruch bringt und zurzeit ein besseres Resultat noch verhindert. „Nach dem Wettkampf in der letzten Woche wusste ich, dass ich noch an einigen Sachen arbeiten muss und ich bin das Risiko eingegangen, nicht zu warten, sondern direkt daran zu arbeiten.“ Klein war sich bewusst, dass es bei den GT Open mindestens genauso schlecht gelaufen wäre, hätte er diese Umstellung noch nicht vorgenommen. „Mit meinem Match bin ich nicht einmal unzufrieden, vor allem mit der Art und Weise. Ich habe zweimal 30 Punkte geschossen, doch mein Gegner direkt viermal, das ist am Ende dann schon bitter.“ Großes Ziel für Klein sind die Olympischen Spiele in Paris, für die bereits in der kommenden Outdoor-Saison wichtige Plätze vergeben werden: „Natürlich habe ich hier Punkte für die Weltrangliste liegen lassen, doch mit den Umstellungen arbeite ich darauf hin, da zu sein, wenn feste Plätze bei Quotenturnieren vergeben werden. Das wäre natürlich die sicherste Option, um bei Olympia dabei zu sein.“
Erstaunlich gut
Bei Jeff Henckels, der sich spontan zu einer Teilnahme in Strassen entschied, lief es derweil überraschend rund, am Ende scheiterte er erst im Achtelfinale mit 4:6 am Inder Sachin Gupta. „Es ist erstaunlich gut gelaufen und ich weiß wirklich nicht, wie das zustande kam“, gibt der 38-Jährige mit einem Lachen zu. „Ich habe in den letzten drei Wochen nicht viel geschossen, in der letzten Woche eigentlich überhaupt nicht“, erklärt Henckels weiter, der in den Tagen vor den GT Open vor allem mit Aufbau und Organisation beschäftigt war. „In der ersten Quali hatte ich ein paar Schwierigkeiten, die zweite war überraschend gut, auch meine Matches. Das Gefühl war da, ich habe mir nur einen kleinen Fehler im Achtelfinale erlaubt, kann mir aber nicht viel vorwerfen.“
Den Recurve-Wettbewerb gewann am Ende der Franzose Mulot, bei den Damen ging der Sieg an die Silbermedaillen-Gewinnerin von Tokio, die Niederländerin Gaby Schloesser. Als beste Luxemburgerin schaffte es Carmen Baudeux ins Viertelfinale, wo sie sich der späteren Finalistin Jennifer Devaux mit 0:6 geschlagen geben musste.
Ergebnisse
Recurve, Herren: 1. Florent Mulot (F), 2. Sachin Gupta (IND), 3. Thomas Chirault (F), 4. Anthony Barbier (F), 5. Willem Bakker (NL), 5. Alen Remar (CRO), 7. Patrick Huston (GB), 8. Dan Olaru (MDA), 9. Jeff Henckels (L) … 17. Pit Klein (L) … 48. Jérôme Ansel (L), 49. Jeff Berens (L)
Recurve, Damen: 1. Gaby Schloesser (NL), 2. Jennifer Devaux (F), 3. Polina Rodionova (UKR), 4. Laura van der Winkel (NL), 5. Angeline Cohendet (F), 6. Denisa Barankova (SVK), 7. Madison Scheppers (F), 8. Carmen Baudeux (L) … 17. Christine Hissette (L), 17. Lisa Scholer (L)
Compound, Herren: 1. Nicolas Girard (F), 2. Mike Schloesser (NL), 3. Robin Jaatma (EST), 4. Mathias Fullerton (DK), 5. Stephan Hansen (DK), 6. Braden Gellenthien (USA), 7. Quinten van Looy (B), 8. Rishabh Yadav (IND) … 17. Ben Moes (L) … 34. Arnaud Hocevar (L) … 36. Gilles Seywert (L)
Compound, Damen: 1. Ella Gibson (GB), 2. Lisell Jaatma (EST), 3. Tanja Gellenthien (DK), 4. Sarah Prieels (B), 5. Meeri-Marita Paas (EST), 6. Sophie Dodemont (F), 7. Kseniia Shkliar (UKR), 8. Lea Girault (F), 9. Mariya Shkolna (L) … 17. Stefania Merlin (L), 17. Lea Tonus (L) … 33. Kenza Pop (L) … 37. Nathalie Ensch (L)
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