European Games / Benoit Omont ist nach dreieinhalb Jahren zurück: „Das Fechten hat mir gefehlt“
Vor dreieinhalb Jahren hatte Benoit Omont seinen Degen an den Nagel gehängt. Erst vor sechs Monaten hat er wieder mit dem Fechten begonnen. Noch ist das Gefühl dafür bei dem 31-jährigen Luxemburger nicht ganz zurück, doch Omont hat die Lust an seiner Leidenschaft wiederentdeckt. Bei den European Games freut er sich besonders auf den Teamwettbewerb am Freitag.
Tageblatt: Drei Tage nach dem Einzel steht am Freitag der Team-Wettbewerb an. Fällt es Ihnen schwer, sich nach dem Aus im 1/32-Finale darauf zu konzentrieren?
Benoit Omont: Ich war von meiner Leistung im Einzel ein bisschen enttäuscht. Ich wäre gerne noch eine Runde weitergekommen und hätte gerne weniger Fehler in der Gruppenphase gemacht. Aber den Fokus richte ich sofort auf die Zukunft und die nächsten Herausforderungen.
Was hätte im Einzel besser laufen müssen?
Ich habe meine Matches nicht gut gemanagt. Ich habe in der Gruppenphase zweimal deutlich geführt (4:0 und 3:1), dann kam der Gegner zurück. Das darf man sich auf diesem Niveau nicht erlauben. Ich habe dadurch zwei Gefechte verloren. Das ist nicht akzeptabel und daran muss ich arbeiten. Das liegt aber auch daran, dass ich während dreieinhalb Jahren mit dem Fechten aufgehört hatte und erst vor einigen Monaten wieder angefangen habe. Es fehlt noch ein bisschen die Erfahrung. Das Gefühl ist noch nicht ganz zurück.
Warum haben Sie diese lange Pause eingelegt?
Ich musste mich damals von der Weltmeisterschaft abmelden, weil ich mir bei einem Vorbereitungsturnier die Hand gebrochen hatte. Ich bin dann beruflich auch nach Deutschland gezogen und hatte nicht mehr viel Zeit, zu trainieren. Dann kam auch noch Covid dazwischen. Ich bin erst im September des vergangenen Jahres wieder nach Luxemburg zurückgekehrt und habe im Oktober wieder das Training aufgenommen.
Wieso haben Sie sich entschieden, nach so langer Zeit wieder anzufangen?
Das Fechten hat mir gefehlt. Ich hatte aber auch Rückenprobleme. Ich musste wieder Sport machen und mich mehr bewegen. Ich bin dann sofort zum Fechten zurückgekommen. Ich hatte das Glück, Leute um mich zu haben, die an mich geglaubt und mich trainiert haben. Es gibt eine spezielle Person, die mir sehr geholfen hat, die mich unterstützt und sofort an mich geglaubt hat. Den Namen möchte ich nicht verraten – aber sie wird wissen, dass sie gemeint ist.
Waren die Automatismen nach diesen dreieinhalb Jahren noch da oder mussten Sie bei null anfangen?
Der Neuanfang war hart. Besonders auf physischer Ebene. Die Taktik und die Technik kamen relativ schnell zurück, aber ich hatte keine Kondition mehr. Der Alter ist da kein Vorteil. Ich habe mich aber dazu entschieden, mich zu 100 Prozent zu investieren. Ich trainiere nicht nur das Fechten, sondern mache auch „préparation physique“.
Welche Ziele haben Sie sich nach Ihrer Rückkehr gesetzt?
Das Ziel ist es, noch ein paar gute Saisons zu machen und Flavio (Giannotte) bei seinen Olympia-Ambitionen zu unterstützen. Ich mache es für die Mannschaft, für ihn. Er hat mir immer sehr geholfen, wenn wir zusammen auf Wettkämpfen unterwegs waren. Und wenn er mich jetzt braucht, bin ich da, um zu helfen.
Sind die Olympischen Spiele auch ein Thema für Sie?
Nein, gar nicht. Man muss realistisch sein. Ich bin froh, wieder dabei zu sein. Für mich war es schon eine Überraschung, dass ich mich nach meinem Comeback für die European Games qualifizieren konnte. Ich genieße einfach meine Saison.
Welche Rolle spielt das Fechten denn seit Ihrem Comeback in Ihrem Leben?
Ich mache es als Hobbysport. Das Fechten hat mich schon immer begleitet. Bis auf die dreieinhalb Jahre Pause habe ich quasi mein ganzes Leben gefochten. Ich bin von klein auf davon begeistert. Es ist eine sehr komplette Sportart. Es werden Technik, Taktik und Schnelligkeit gefordert. Ich habe Spaß daran und hoffe, noch lange weitermachen zu können.
Mit der luxemburgischen Mannschaft sind Sie am Freitag in Krakau im Team-Wettbewerb im Einsatz. Was haben Sie sich vorgenommen?
Es ist das erste Mal, dass wir mit einem Team bei den European Games am Start sind. Wir kennen uns alle drei ein bisschen (neben Omont sind auch noch Flavio Giannotte und Niklas Prinz im Team; Anm. d. Red.). Wir haben aber bisher noch nicht die Möglichkeit gehabt, viele Teamwettkämpfe zu bestreiten. Wir sind noch in einer Lernphase. Es wird daher eine Herausforderung für uns sein, denn unsere Gegner sind stark.
Wo liegen die Unterschiede zwischen dem Einzel- und dem Teamwettbewerb?
Man ist nicht auf sich alleine gestellt, sondern muss sich gegenseitig unterstützen. Man muss seine eigenen Fehler und auch die der anderen Teammitglieder akzeptieren. Wir legen gemeinsam eine Strategie fest – ob sie aufgeht oder nicht –, es wird das Team sein, was gemeinsam gewinnt oder verliert. Ich persönlich mag das und bin froh, Teil der Mannschaft zu sein.
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