Basketball / „Bin Trainer, kein Zauberer“: Coach Lukic über die schwere Situation der US Heffingen
Auch für den neuen Trainer in Heffingen, Predrag Lukic, ist die derzeitige Situation beim Tabellenschlusslicht der LBBL alles andere als einfach. Der Deutsch-Serbe ist damit beschäftigt, Baustellen abzuarbeiten, und dann tun sich auch gleich wieder neue auf. Eine Ausnahmesituation.
Als Predrag Lukic Ende Oktober den Trainerposten in Heffingen übernahm, ahnte er nicht, wie schlimm es um das Schlusslicht der LBBL eigentlich bestellt ist: „Um ehrlich zu sein war ich überrascht, wie viele offene Baustellen es gibt. Die große Frage war, wo man eigentlich anfangen sollte. Ich bin Trainer, kein Zauberer. Ich kann meinen Job machen, zaubern aber leider noch nicht“, so die ehrlichen Worte des Deutsch-Serben.
Es sind ausgerechnet die beiden wichtigsten Spieler im Kader, auf die der Trainer derzeit verzichten muss. Seit Lukic in Heffingen ist, konnte er noch nicht auf den verletzten Center-Spieler Lou Demuth setzen, dessen Comeback man im Klub für Anfang 2023 herbeisehnt. In den letzten Spielen fiel dann auch noch der angeschlagene Kapitän Max Schmit aus und die schlechten Nachrichten häuften sich weiter. Denn der Routinier, der hauptberuflich als Sportlehrer arbeitet, knickte ausgerechnet in der Schule um, ob er in dieser Saison überhaupt noch einmal auf dem Parkett stehen wird, ist derzeit fraglich. „Auch wenn man nicht viel Ahnung von Basketball hat, muss man sich nur die statistischen Werte anschauen, um zu erkennen, wie wichtig die beiden sind. Wir sprechen hier von im Schnitt 20 Punkten, 15 Rebounds und vier bis fünf Assists pro Spiel.“ Ohne dass er die restlichen Spieler schlechtreden möchte, ist auch für den Trainer klar, dass ohne die beiden Hauptakteure des Klubs derzeit in Heffingen nicht viel läuft.
Hinzu kommt dann noch der kleine Kader, denn viel Nachwuchs, der in die Bresche springen könnte, hat man bei der USH bekanntlich nicht. „Seit ich hier bin, hatte ich nur einmal die Möglichkeit, mit den Spielern im Training Fünf-gegen-fünf zu spielen. Das sind keine guten Voraussetzungen.“ Und zu guter Letzt gab es in den vergangenen Wochen auch Einschränkungen auf den Profi-Positionen, denn auch Justin Strings fehlte verletzungsbedingt. Wenigstens in dieser Sache hat sich die Lage inzwischen verbessert, denn im Pokalviertelfinale unter der Woche gegen Ettelbrück gaben Romain Hansen und Grantham Gillard ihren Einstand und hinterließen einen vielversprechenden Eindruck, auch wenn es am Samstag in der Meisterschaft gegen Esch eine 58:107-Klatsche gab: „Wir können froh sein, dass es keine auf hundert war“, meint der Trainer, der seinen erst kürzlich eingetroffenen Profis da keinen Vorwurf machen möchte. „Sie sind gerade erst angekommen, das geht dann auch nicht von heute auf morgen. Ich bin dankbar, dass der Vorstand hier wirklich umgehend reagiert und meine Liste so schnell wie möglich abgearbeitet hat.“
Eine Ausnahmesituation
So wundert es nicht, dass Lukic von einer Ausnahmesituation spricht, in der er und der Verein sich derzeit befinden. Ein Problem, das bereits in der Pre-Season begann, denn zum Erschrecken des neuen Head-Coachs fand diese nicht wirklich statt. „Die wurde komplett im Verein verschlafen und 50 Prozent der Probleme wurden hier geschaffen. Spieler verletzen sich, aber gerade in dieser Phase ist die körperliche Arbeit enorm wichtig, damit dies nicht so schnell passiert. Auch was zum Beispiel die Regeln in der Verteidigung betrifft, wurde überhaupt nichts gemacht. Die Arbeit war einfach schlampig, etwas, das man im Vorstand auch erkannt hat.“ So wurden inzwischen die Trainingseinheiten hochgeschraubt, dennoch kann der Trainer nur mit denjenigen arbeiten, die ihm auch zur Verfügung stehen. Dass dann das Selbstvertrauen der restlichen Spieler – mit Philippe Arendt und den Schomer-Brüdern hat man einige in den Reihen, die deutlich mehr Potenzial besitzen als bisher gezeigt – derzeit am Boden ist, wundert ebenfalls nicht. „Ich bin von Natur aus ein Fighter. In den letzten 15 Jahren habe ich einige Teams von unten nach oben gebracht und auch oben gefestigt. Doch ich hoffe, dass man auch die Situation des Trainers versteht, auch mir sind die Hände gebunden. Bei einem Trainerwechsel erwartet man Siege, aber man muss auch realistisch bleiben.“
Konkrete Saisonziele hat sich Lukic mit der USH – die nach der Hinrunde nur einen Sieg holen konnte – somit auch nicht gesetzt: „Ich schaue von Training zu Training, von Spiel zu Spiel, eben ‚step by step’. Play-off ist derzeit kein Thema, mit Play-down beschäftige ich mich aber auch nicht.“ Für den Trainer gilt nun, dass sich jeder an seine eigene Nase fassen muss und alle Spieler im Training hundert Prozent zeigen müssen.
Das Lachen ist Lukic trotzdem noch nicht vergangen. „Vielleicht gibt es an Weihnachten ja den erhofften Zauberstab.“ Die Unterstützung von Vorstand und Fans hat der 36-Jährige zurzeit aber auf jeden Fall noch: „Die älteren Anhänger meinten, dass ich den Kopf nicht hängen lassen soll, es seien noch immer die Spieler, die die Lay-ups machen müssen und nicht der Trainer. Man würde aber schon meine Handschrift sehen.“ Uns so hofft nicht nur der Trainer, dass auch in der Rückrunde die erhofften Ergebnisse kommen.
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