Tokyo 2020 / Charel Grethen peilt das Halbfinale über die 1.500 m an
Charel Grethen wird in der Nacht von Montag auf Dienstag gegen 2.00 Uhr MESZ sein zweites olympisches Rennen nach Rio 2016 bestreiten. In Tokio will es der 1.500-m-Läufer ins Halbfinale schaffen.
Nach seinen ersten Olympischen Spielen 2016 in Rio haben Charel Grethen und sein Trainer Camille Schmit darüber beraten, wie es weitergehen soll. „Wir sind zum Schluss gekommen, dass ihm die nötige Schnelligkeit fehlt, um auf den 800 m noch große Sprünge nach vorn zu machen“, sagt Schmit. Gemeinsam haben sie dann die Entscheidung gefällt, dass Grethen auf die 1.500 m wechseln sollte. Die Umstellung hat rund zwei Jahre in Anspruch genommen. „Charel war ein typischer 800-m-Läufer. Er trainierte also keine größeren Distanzen und lief auch nicht ganz ökonomisch.“
So wurde erst einmal an der Ausdauer gearbeitet. „Es hat etwas gedauert, bis ich den Rhythmus für die 1.500 gefunden habe“, sagt Grethen. Er ist, genau wie sein Trainer, davon überzeugt, dass er auf den 1.500 m das größere Potenzial hat, was er in dieser Saison unter Beweis stellte. Sowohl in der Halle als unter freiem Himmel stellte er neue Landesrekorde auf. Dabei kehrte er erst im Januar 2021 nach einer langen Verletzungspause zurück.
Das Gefühl für die 1.500 m
2019 ließ sich Grethen an der rechten Achillessehne operieren. Es war der letztmögliche Zeitpunkt, um die Qualifikation für Olympia – damals noch für den Sommer 2020 geplant – noch in Angriff nehmen zu können. Nach der Verlegung der Spiele ließ sich der 29-Jährige die nötige Zeit, sich vollständig von der komplizierten Operation zu erholen, denn die Sehne zwickte noch eine ganze Weile. Die Geduld zahlte sich aus. Die Hallensaison eröffnete er gleich mit einer neuen Landesbestleistung. Das, nachdem er anderthalb Jahre kein Rennen über 1.500 m bestritten hatte. „Gleich bei dem Rennen merkte ich, dass die Form stimmt und ich noch Potenzial habe.“ Er hatte das Gefühl für die 1.500 m gefunden.
Im Mai verbesserte er dann seinen Freiluft-Landesrekord von 3:39,02 auf 3:36,75 Minuten. Für die Olympia-Norm von 3:35 Minuten reichte es nicht, aber sein Trainer ist überzeugt, dass Grethen diese Zeit in den Beinen hat. In Marseille hätte er sie knacken sollen, aber es war eines der ganz wenigen Rennen, die diese Saison nicht nach Plan liefen. „Charel ist auf den letzten 200 m eingebrochen, weil er zuvor zu viel Kraft verlor, als er eine Lücke schloss.“ Dabei kann Grethen normalerwiese auf den letzten 200 m seine Sprintstärke ausspielen. Das Rennen in Marseille sei taktisch nicht optimal gewesen, sagt Schmit.
Hoffen auf schnellen Vorlauf
Grethen ist auch überzeugt, dass er die 3:35 laufen kann. Für Tokio hat er sich ein ambitioniertes Ziel gesetzt, er will das Halbfinale erreichen. „Ich denke, dass es möglich ist.“ Die sechs Ersten aus jedem Vorlauf qualifizieren sich, sowie die weiteren sechs Zeitschnellsten. Grethen will sich bei Olympia aber nicht zu sehr auf seine Sprint-Qualitäten verlassen. Im Optimalfall erwischt der Luxemburger einen schnellen Vorlauf, damit er sich über die Zeit für das Halbfinale qualifiziert.
Der Vorlauf wird gegen 2.00 Uhr in der Nacht von Montag auf Dienstag unserer Zeit stattfinden, also 9.00 Uhr japanischer Zeit. Die Leichtathletik-Wettbewerbe finden wegen der hohen Temperaturen von über 30 Grad in Tokio ausschließlich morgens und abends statt. Die Hitze bereitet Grethen allerdings wenig Sorgen. „Ich habe eigentlich keine Probleme mit hohen Temperaturen. Nach meinen vier Jahren in den USA bin ich die Hitze und die hohe Luftfeuchtigkeit gewohnt.“ Sicherlich kein Nachteil für den Luxemburger.
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