Leichtathletik-Landesmeisterschaften / Charline Mathias ist auf dem Weg zurück zur alten Stärke – Bob Bertemes stimmt sich auf Olympia ein
In Esch kämpften am Wochenende Luxemburgs Leichtathleten um die begehrten Landesmeistertitel. Dabei sicherte sich Charline Mathias gleich dreimal Gold – sie ist nach langer Verletzungspause auf dem Weg zurück zur Bestform. Kugelstoßer Bob Bertemes stimmte sich indes auf Olympia ein.
Besser hätten die Landesmeisterschaften für Charline Mathias kaum laufen können. Die CSL-Athletin holte am Wochenende nämlich gleich dreimal Gold. Am Samstag kam sie in ihrer Spezialdisziplin über 800 m als Erste ins Ziel – am Sonntag setzte sie noch einen drauf und krönte sich auch über 1.500 m zur Landesmeisterin. Wenig später belegte sie auch in der Staffel (4 x 400 m) zusammen mit den CSL-Athletinnen Abia Kante, Anaïs Bauer und Charline Lefevre den ersten Platz.
Die Freude stand der 29-Jährigen ins Gesicht geschrieben, denn sie genießt den Erfolg nach einer langen Leidenszeit. Die letzten Landesmeisterschaften verpasste sie verletzungsbedingt und begann erst vor wenigen Monaten mit dem Wiederaufbau. „2019 habe ich mich verletzt und anschließend den ganzen Sommer verpasst. 2020 habe ich sogar das komplette Jahr verpasst, hinzu kam noch der Winter 2021“, so Mathias. Den Glauben an eine erfolgreiche Rückkehr hat sie aber nie aufgegeben: „Es war kein einfacher Weg, vor allem weil es immer wieder Rückschläge gab. Ich habe meine Motivation aber nie verloren und wollte unbedingt zurückkommen. Ich bin noch nicht ganz da, wo ich sein will, es ist noch mehr drin. Ich bin aber auf einem guten Weg.“
Leidenszeit vorbei
Die Formkurve der CSL-Sportlerin zeigt nach der langen Verletzungspause aber nun wieder deutlich nach oben. Am Wochenende lief sie in ihrer Spezialdisziplin, den 800 m, sogar ihre persönliche Saisonbestzeit (2’05’’01). „Ich hatte zwar wieder ein paar kleinere Probleme, ein paar leichte Schmerzen, deshalb war dieses Wochenende erst einmal eine Bestandsaufnahme. Ich wollte sehen, wo ich stehe. Der Plan war es, das Rennen schnell anzugehen, um danach zu sehen, was in der zweiten Runde noch an Reserven übrig ist“, analysiert Mathias zufrieden ihren Erfolg über 800 m: „Ich habe in diesem Jahr erst an einem Rennen in Italien teilgenommen, die Zeit, die ich dort gelaufen bin, habe ich nun unterboten.“
Am Sonntag lief Mathias dann auch über 1.500 m zum Sieg (4’29’’31), mit einem Vorsprung von knapp zwei Sekunden auf die Zweite Martine Mellina. Topfavoritin und Landesrekordhalterin Vera Hoffmann war indes krankheitsbedingt am Sonntag nicht am Start.
Auch in der Staffel (4×400 m) kam Mathias mit ihren Teamkolleginnen auf die höchste Podiumsstufe. Wie das restliche Saisonprogramm von Charline Mathias aussehen wird, weiß sie selbst noch nicht genau. Das Ziel ist es aber, sich in jedem Wettbewerb weiter zu steigern und zurück zu alter Stärke zu finden.
Auch für Bob Bertemes verliefen die Landesmeisterschaften nach Plan – der Kugelstoßer hatte keine Schwierigkeiten, seinen Titel zu verteidigen. Der Luxemburger überzeugte knapp einen Monat vor den Olympischen Spielen mit zwei Stößen über 21 Meter.
Beim ersten Stoß blieb die Kugel bei 21,38 Metern liegen. „Die Leistung war okay. Mit dem ersten Wurf war ich ganz zufrieden. Anschließend hatte ich aber ein paar Probleme“, so Bertemes, dessen Versuche zwei bis fünf jeweils ungültig waren. Dies lag vor allem am Wetter – nach einem Regenschauer war der Ring nass – die Sportler rutschten immer wieder weg. Mit dem letzten Versuch konnte Bertemes den Nachmittag mit 21,23 Metern aber noch erfolgreich abschließen.
Die Form des 28-Jährigen stimmt aber auch jetzt schon – knapp einen Monat vor den Olympischen Sommerspielen: „Die Form ist gut, von der Planung her passt eigentlich alles“, so Bertemes: „Einzig an der Eindreh-Technik müssen wir noch etwas arbeiten. Diese ist ein Dauer-Thema. Meistens klappt das Eindrehen zwar gut, es kann aber noch besser werden.“
Bertemes will in Tokio ins Finale
In rund einem Monat wird er in Tokio antreten, der Fokus liegt aber auch jetzt schon zu 100 Prozent bei Olympia: „Ich konzentriere mich jetzt nur auf mich und versuche, alles um mich herum auszublenden. Erst nach der Saison werde ich mir Zeit nehmen, um alles zu verarbeiten und mich mit all dem Drumherum auseinanderzusetzen.“
Auch bei den Sommerspielen will Bertemes die Kugel mehr als 21 Meter weit stoßen – das Erreichen des Finales wäre ein Traum. „Das Niveau im Kugelstoßen ist aktuell extrem hoch. Um mit den Besten mithalten zu können, muss man über 21 Meter werfen. Gegen eine 22 hätte ich auch nichts einzuwenden“, lacht Bertemes: „Ich werde versuchen, die 22 m im Laufe dieser Saison noch zu knacken.“
Charel Grethen blieb indes am Samstag knapp zwei Sekunden über seiner persönlichen Bestzeit, sicherte sich aber dennoch den ersten Platz über anderthalb Kilometer. Erst im Mai verbesserte Grethen seine Bestleistung auf 3’36’‘75 – am Wochenende lief er die 1.500 m in 3‘38‘‘55. Grethen ließ seine Konkurrenten aber deutlich hinter sich und wurde seiner Favoritenrolle gerecht. Er kam mit 13 Sekunden Vorsprung auf Vorjahresmeister Bob Bertemes (3’51’‘91) ins Ziel. Für Grethen ging es derweil nicht nur um den Landesmeistertitel – seine Tokio-Teilnahme war vor dem Wettbewerb noch nicht ganz in trockenen Tüchern. Der Startplatz über die Weltrangliste ist ihm aber nach den Punkten, die er am Wochenende in Esch gesammelt hat, kaum noch zu nehmen. Die endgültige Bestätigung folgt zur Frist am 29. Juni. Bis dahin kann Grethen am Dienstag in Luzern (Schweiz) noch weitere Punkte sammeln.
Über 5.000 m gab es derweil ein spannendes Duell zwischen Pol Mellina und dem „anderen“ Bob Bertemes. Erst in der letzten Runde hatte Bertemes die schnelleren Beine und sicherte sich den Titel vor Mellina. Auch im 100- und 200-Meter-Sprint der Männer gab es keine Überraschungen. Pol Bidaine sicherte sich über beide Distanzen den Titel.
Die Landesmeister
Frauen:
100 m Hürden: Chloé Schmidt (CAEG) 16’’48
400 m Hürden: Chloé Schmidt (CAEG) 64’’32
100 m: Patrizia van der Weken (CAPA) 11’’71
200 m: Anaïs Bauer (CSL) 24’’81
400 m: Yana Havé (CAEG) 58’’26
800 m: Charline Mathias (CSL) 2’05’’01
1.500 m: Charline Mathias (CSL) 4’29’’31
5.000 m: Jenny Gloden (Fola) 17’27’’64
4×100 m: Mersch/Ries/Kante/Bauer (CSL) 48’’58
4×400 m: Kante/Bauer/Lefevre/Mathias (CSL) 3’58’’74
3.000 m Hindernis: Liz Weiler (CAD) 11’50’’25
Weitsprung: Laurence Jones (Celtic) 5,57 m
Dreisprung: Nita Bokomba (CSL) 11,99 m
Hochsprung: Mia Bourscheid (CAD) 1,63 m
Kugelstoßen: Stéphanie Krumlovsky (CAB) 14,7 m
Speerwurf: Carline Kutten (CAD) 30,38 m
Hammerwurf: Isabeau Pleimling (CAD) 47,78 m
Diskuswurf: Stéphanie Krumlovsky (CAB) 35,71 m
Männer:
100 m Hürden: Claude Godart (CSL) 16’’44
400 m Hürden: Christopher Weber (CAB) 60’’22
100 m: Pol Bidaine (CAB) 11’’06
200 m: Pol Bidaine (CAB) 21’’94
400 m: Philippe Hilger (Fola) 50’’11
800 m: Vivien Henz (CSL) 1’56’’71
1.500 m: Charel Grethen (CSL) 3’38’’55
5.000 m: Bob Bertemes (Celtic) 14’46’’40
4×100 m: Weber/Bidaine/Weiwert/Andresini (CAB) 44’’21
4×400 m: Kayser/O. Juncker/M. Juncker/Hilger (Fola) 3’26’’79
3.000 m Hindernis: Gil Weicherding (Celtic) 10’07’’63
Weitsprung: Nils Liefgen (CAPA) 6,97 m
Dreisprung: Louis Muller (CSL) 13,95 m
Hochsprung: Jon Bourscheid (CAD) 1,80 m
Stabhochsprung: Joé Seil (CAPA) 4,30 m
Kugelstoßen: Bob Bertemes (CAB) 21,38 m
Speerwurf: Jon Novak (CSL) 49,40 m
Hammerwurf: Steve Weiwert (CAB) 44,61 m
Diskuswurf: Ronny Boultgen (CSN) 35,56 m
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