Motorsport / Chris Leesch wird Vizeweltmeister: „Bin sehr zufrieden mit dieser Saison“
Bereits letztes Jahr war der legendäre Bol d’Or für das Team Chromeburner Rac41 Honda mit dem Luxemburger Chris Leesch eine extreme Achterbahnfahrt der Gefühle. Den in extremis gewonnenen ersten WM-Titel der Superstock verlor man wenig später aufgrund eines minimal zu großen Treibstofftanks. Dieses Jahr musste das gesamte Team bis zur letzten Runde bibbern, um am Ende einen unverhofften Titel als Vizeweltmeister zu feiern.
Kämpferisch hatte man sich letzte Saison Revanche geschworen und mit einem starken Saisonauftakt als Zweite in Le Mans die eigenen Ambitionen untermauert. Eine fatale Woche bei dem nur noch acht Stunden langen Rennen in Spa-Francorchamps mit gleich mehreren Motorschäden brachte jedoch keine Punkte. Wegen Nachschub- und Logistikproblemen musste das Team #41 dann auch bei den erstmals zur Superstock-Wertung zählenden acht Stunden von Suzuka aussetzen und entsprechend nüchtern ging es zum Saisonabschluss Bol d’Or. „Mit 54 Punkten Rückstand auf den Leader National Motos machten wir uns keine Hoffnungen mehr auf den Titel und wollten nur einen guten Bol fahren. Es konnte niemand erwarten, dass sie ganz früh ausfallen. Doch so will man den Titel eh nicht holen“, erklärt der Luxemburger.
Mit einer fehlerfreien, schnellen Fahrt der Piloten und einer starken Leistung des Teams holte man trotz eines schwächelnden Motors einen weiteren zweiten Platz und verpasste den Titel am Ende nur um mickrige vier Punkte. Entsprechend resümiert Chris Leesch: „Wenn man mir das so vor der Saison gesagt hätte, hätte ich sofort unterschrieben, ich bin sehr zufrieden. Zwei Podien bei den zwei 24-Stundenrennen und Zweite der Saison, damit kann man leben. Auch wenn Spa eine schwierige Woche war und Suzuka sportlich nicht so lief wie erhofft, so war es eine richtig tolle Erfahrung, dort in einem japanischen Team zu starten.“
Leesch liegt früh auf dem Boden
Auf Nachfrage lacht er dann: „Vom Team hatte ich nicht wirklich den Auftrag, möglichst viele Informationen zu sammeln. Aber falls ich dort nächstes Jahr mit Rac41 starte, ist es sicher kein Nachteil, dass ich den Circuit und das Rennen kenne.“ Seit der 21-Jährige 2017 beim Bol d’Or seine Premiere in der Endurance-WM feierte, hat Chris Leesch viel Erfahrung gesammelt und sich ein stetig besseres Palmarès erarbeitet. Mit der Leistung in dieser Saison sind seine Chancen auf einen Einstieg in einem der wenigen, noch ein wenig schnelleren EWC-Teams wieder etwas gestiegen und er erklärt: „Als Fahrer in der Endurance sind drei Charakteristiken gesucht: Erstens musst du schnell sein. Dann musst du dich an unterschiedliche und wechselnde Bedingungen anpassen können. Also Regen und Kälte, Fahren in der Nacht oder Veränderungen am Motorrad. Und schließlich musst du im Widerspruch zum ersten Punkt auch noch während langen Stunden sicher unterwegs sein. Wenn ein Fahrer zwar schnell ist, aber oft stürzt, dann spricht sich das im Paddock sofort negativ rum.“
Selbstverschuldet lag er erst einmal in den frühen, rutschigen Morgenstunden beim 24-Stundenrennen von Spa 2023 am Boden, wurde zudem zweimal von stürzenden Kollegen mitgerissen. Einmal sogar unmittelbar nach dem Start. Im Team Chromeburner Rac41 Honda seines früheren Teamkollegen Julien Diguet ist er aber weiterhin für die schwierigen, chaotischen Starts gesetzt. Von Jahr zu Jahr verbessert sich das Team Chromeburner und hat sich beim Bol an eine Regeländerung angepasst: „Vor Le Mans hatte die FIM kurzfristig entschieden, dass die Superstock-Teams zu Viert fahren dürfen. In Le Mans klappte das nicht gut, denn es ist sehr schwierig, vier Fahrer zu finden, die gleich schnell sind und mit dem gleichen Setup klarkommen. Beim Bol d’Or wollte Julien einem jungen Fahrer eine Chance in den freien Trainings und dem Qualifying geben. Das passte so gut, dass Diego später auch seine Relais fuhr und das prima machte. Zu Viert wird es ein anderes Rennen. Martin und ich blieben bis zum Schluss fit genug, um voll zu attackieren.“
Mechanische Probleme
Eigentlich mag Chris Leesch den physischen Aspekt der Ausdauerrennen zu Dritt gerne, aber in den seriennäheren Superstock werden nur alle vier Stints die Hinterreifen und alle zwei die Vorderreifen gewechselt, was gerade bei aufkommender Müdigkeit fahrerisch schwierig wird. Wenn zudem ein Fahrer ausfällt oder zu langsam ist, sei es zu Zweit für 24 Stunden ziemlich gefährlich. Gegenüber der EWC-Kategorie konnten die Superstock durch die Neuerung besser mithalten und lagen am Ende nur wenige Runden zurück. Chris Leesch verrät auch: „Wir haben uns am Anfang der Saison nicht nur mit Martin verstärkt und jetzt Diego hinzubekommen. Es gab auch im Boxenteam einige Umstellungen. Als beim Bol zuerst ich und dann Martin ihnen mitten in der Nacht Probleme mit dem Motor signalisierten, konnten sie die Probleme an der Steuerungskette in rund sechs Minuten soweit reparieren, dass das Motorrad bis zum Schluss hielt. Auch wenn wir die letzten anderthalb Stunden den Motor nur noch wie beim Einfahren belasteten und bis zur letzten Runde zitterten.“
Beim Bol d‘Or waren dabei vom Qualifying an die drei BMW-Teams mit einem überragenden Topspeed auf der langen Geraden unschlagbar. Im Rennen konnten nur das Aprilia-Team #111 und RAC #41 mithalten, aber alle BMWs bekamen Probleme mit dem Sprithaushalt und der Haltbarkeit, sodass sie am Ende nicht in die Top 5 fuhren. Nach 24 Stunden holte sich schließlich Team18 Sapeurs Pompiers den verdienten Sieg und einen dritten Platz in der WM (88 Punkte). Und das Team Chromeburner Rac41 Honda mit Chris Leesch, Wayne Tessels, Martin Renaudin und Diego Poncet fuhr als Gesamt-6. auf den zweiten Platz (104) und wurde hinter National Motos (108) Vizeweltmeister der Superstock.
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